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St. Pöltens gute Seite

Sprach-Los

Text Thomas Fröhlich
Ausgabe 12/2011
„Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können: Das macht den Journalisten.“ Meinte schon Karl Kraus vor etwa 100 Jahren. Und man ist geneigt, das auch Heute in Österreich zu glauben. Denn selten war journalistisches Ethos dermaßen am Boden: Die Willfährigkeit der „Medienkellner“ (© Martin Compart) entspricht nur noch jener einer sich selbst abhanden gekommenen politischen Klasse dem frei vazierenden Finanzkapital gegenüber. Nehmen wir etwa die völlig einseitige Berichterstattung über Griechenland. Nicht, dass es da etwas zu beschönigen gäbe, aber die Häme, mit der über die „Pleitegriechen“ hergezogen wird, dient letztendlich dazu: ein ganzes Land öffentlich zu demütigen, quasi reif zu machen für eine feindliche Übernahme durch die global agierende Investoren-Mafia, der wir uns schon längst ergeben haben und die sich von der „richtigen“ Mafia einzig dadurch unterscheidet, dass sie über keinerlei Ehrenkodex verfügt.
Doch gibt es Impfstoffe gegen grassierende Blödheit: zum Beispiel die Karl Kraus-Lesung „Die letzten Tage der Menschheit“ von Hans Hollmann im Landestheater. Brillant und präzise wird hier Sprache an sich thematisiert. Was diese anrichten kann, wenn sie manipulativ verwendet wird. Wie Kriegstreiberei und Börsenkurse zusammenhängen. Undundund …
Apropos Sprache: Im Megaplex gibt’s den löblichen Brauch, neu anlaufende Filme auch tageweise in Originalfassung zu spielen. Was zur Folge hat, dass man zu diesen Terminen oft allein im Kino sitzt. Schade: Denn Filme erschließen sich im Original besser als in der – verfälschenden – deutschen Synchronisation. Und Fremdsprachen erweitern ja bekanntlich den Horizont. Wie auch der bewusste Umgang mit der eigenen.