MFG - Irrsinn
Irrsinn


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Irrsinn

Text Michael Müllner
Ausgabe 06/2013
Für Aufregung sorgt derzeit eine Facebook-Initiative, die einen Kinder-Indoor-Spielplatz in St. Pölten fordert. Rund 2.000 Likes und entsprechende Medienberichte später, war die Politik wachgerufen. Die St. Pöltner ÖVP erinnerte sich an Betreibergespräche, die vor Jahren aus mangelndem Interesse der Stadt gescheitert sein sollen. Diese legte wiederum dar, dass frühere Gespräche primär aufgrund der damals geforderten Subvention gescheitert sind. Auch wenn uns die Diskussion dank Unterschriftslisten durch‘s Sommerloch begleiten wird: Geht‘s noch?
Da setzt sich auf Facebook sinngemäß der Gedanke in die Welt: „Nach wochenlangem Regen wären Jungfamilien über ein derartiges Angebot heil froh.“ Binnen Stunden wird daraus eine Kampagne, die Stadt habe gefälligst so ein Projekt anzugehen.
Es ist keine kommunale Aufgabe einen Indoorspielplatz zu betreiben! Und man komme mir jetzt nicht mit anderen (Problem-)Schuhpaaren „Aquacity“ oder „Paradies der Fantasie“. Eine Kommune kann nicht die nötige Kompetenz aufbringen, einen Indoorspielplatz zu betreiben. Bei aktiver Betriebsansiedelung wird man auch nicht Bau- und Gewerberecht dehnen, geschweige denn einen Investor und/oder Betreiber mit Steuergeld locken um so gebotene Wirtschaftlichkeit über Bord zu werfen. Es ist ganz einfach: Ist ein Indoorspielplatz in St. Pölten wirtschaftlich darstellbar, dann wird ein Unternehmer wohl sein eigenes Geld investieren.
Aber die Stadt aus populistischen Motiven in eine „aktive“ Rolle als (Mit-)Betreiber zu drängen ist: Irrsinn. Im letzten Wahlkampf war die Volkspartei da schon weiter – und fragte offensiv, ob man nicht zur nachhaltigen Ausrichtung des Stadtbudgets den ganzen Leistungskatalog der Kommune diskutieren müsste. Womit gerade jungen Familien mit Kindern langfristig wohl mehr geholfen wäre.