MFG - Mutter-Leben
Mutter-Leben


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St. Pöltens gute Seite

Mutter-Leben

Text Beate Steiner
Ausgabe 02/2015
Ich glaub’s nicht, auch wenn ich es gelesen hab. Auf einer Wahl-Kandidatenliste ist tatsächlich bei drei Frauen als Berufsbezeichnung „Mutter“ gestanden. Also, Mutter ist ein Zustand, das weiß ich aus Erfahrung. Ein Beruf ist an Ausbildung, an Eignung und an Bezahlung gebunden. Nichts davon ist opportun beim Schwanger werden, beim Kind gebären und aufziehen. Und wie eine Frau als Mutter in Pension geht, kann ich mir schwer vorstellen.
Vielleicht ist mir ja in unserem Bildungssystem der Studiengang oder Lehrberuf „Mutter“ entgangen – ich bin jedenfalls noch keiner diplomierten Mutter oder Muttermeisterin begegnet.
Über Eignung könnte man diskutieren, aber Vorgaben zur Kinderaufzucht gibt es definitiv nicht. Und wer wagt zu beurteilen, ob Glucken oder Rabenmütter oder irgendeine Mutation der beiden Spezies die glücklichsten Kinder haben?
Bezahlung für diesen Job bekommen nur Tagesmütter, fürs Rund-um-die-Uhr-Betreuen der eigenen Brut gibt’s keine Kohle aufs Konto, der Staat zahlt ein bisserl Zuschuss für höchstens drei Jahre. „Mutter“ kann also kein Beruf sein, der Mama und Kind das Überleben sichert. Da braucht’s schon einen Papa mit Brotberuf dazu.
Klar ist Kinderbetreuung zeitaufwändig und nervenaufreibend. Aber normalerweise nimmt der Nachwuchs sein Leben kontinuierlich selber in die Hand, verlässt irgendwann das Elternhaus. Was macht die Berufs-Mutter dann während ihrer Arbeitszeit? Die erwachsenen Kinder sekkieren? Oder Mutti für den „Papa“ spielen? Oder den Job wechseln? „Oma“ tät sich da anbieten. Ist mir auf Wahlkandidatenlisten als Beruf zwar noch nicht untergekommen, aber für aktive Seniorinnen könnt das eine Option sein. Und ein Tipp für nachwuchsarme Parteien.