Versteckt die Truppe!
Text
Michael Müllner
Ausgabe
09/2025
In St. Pölten geht es nach dem Willen von Bürgermeister Matthias Stadler. Und der will die Live-Übertragung der Gemeinderatssitzungen ab 2026 einstellen. Dann können wir nicht mehr im Internet nachschauen, was die gewählten PolitikerInnen im Stadtparlament machen. Das spart jährlich 16.000 Euro – und ist meiner Meinung nach eine Sauerei. Die öffentlichen Sitzungen sind jene Bühne, auf der politische Entscheidungsträger und die Stadtverwaltung Rechenschaft ablegen. Dort argumentiert man unterschiedliche Standpunkte und erklärt seine Entscheidungen. Man steckt berechtigte und unberechtigte Kritik ein und zeigt, dass man einen geraden Satz formulieren kann, dass man Manieren im Umgang mit anderen hat. Wer diese Öffentlichkeit einschränkt, zeigt mangelnden Respekt vor demokratischen Institutionen und trägt zum Politikerverdruss bei. „Dann geh halt hin und schau es dir vor Ort an!“ Das ist präpotent und kommt meist von Leuten, die Überstunden schreiben, während sie vor Ort sitzen. Wir haben 2025 und die Leute ein Recht auf zeitgemäße Transparenz. „Aber die Kosten!“ Wir schütten jährlich 149.600 Euro an „Schulungsgeldern“ an 42 Gemeinderäte aus, das sind über 3.500 Euro pro Kopf. Zusätzlich zu deren Bezügen. Wenn jeder 380 Euro für die Übertragung abtritt, wäre diese finanziert. Wäre ich Bürgermeister würde ich meine Truppe nicht verstecken. Sie sollte einer breiten Masse zeigen, wofür sie steht und woran sie arbeitet. Doch Matthias Stadler glaubt den Kampf um die Deutungshoheit seiner Politik woanders zu gewinnen. Man wird sehen.



