MFG - Die Passante
Die Passante


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Passante

Text Beate Steiner
Ausgabe 11/2024
Sie hat ein bisserl gefremdelt die Tangente, sagen die St. Pöltner. Nein, nicht, weil importierte Organisatoren und Projektgestalter fürs Programm gesorgt haben. Auch nicht, weil – wenige – heimische Künstler nur im Abspann des Fes­tivals für Gegenwartskultur mitmachen durften. Gefremdelt hat die Tangente, weil sie mit nieder­österreichischer Gegenwartskultur wenig Schnittmenge hatte, nicht angedockt hat an die Menschen in der Stadt. Wenn ich begeistern will, wenn ich Menschen herlocken will, dann dürfen meine Ideen und ihre Realisierung nicht aufgesetzt sein. Wenn ich wirklich will, dass mich Leute auf einer Kulturreise begleiten – und ein Festival ist eine Reise zu einem Thema – dann muss ich sie dort abholen, wo sie stehen, muss ein bisserl darüber wissen, wie die Leute leben in der Stadt – raus aus meiner Blase, rein in die anderen Welten, zuhören, lernen. Denn Kultur ist das, was eine Gesellschaft ausmacht – ihre gemeinsamen Werte, Normen, Traditionen. Kunst spricht unsere Sinne an, sie bereichert und erweitert die Kultur, indem sie Neues anbietet, zu Diskussionen anregt. Ja, klar wurde diskutiert über die etwas eigenartigen Proportionen des hölzernen Florian auf dem Domplatz, und auch über die Nachfolge-Installation, die den Marktbesuchern Schatten gespendet hat – beide „Kunstwerke“ haben den kulturellen Horizont der St. Pöltner nicht wirklich erweitert, weil sie nicht „tangiert“, nicht berührt, haben. Geärgert schon. Weil sich die St. Pöltner für ihr Geld keine Passante verdient hätten, sondern ein mit der Stadt lebendes Festival.

... analoge Beiträge:

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Dies zum einen, weil man den Terminus Kulturhauptstadt als möglichen Affront gegenüber Bad Ischl hätte (fehl)interpretieren können und nicht als schlechter Verlierer dastehen wollte. Zum anderen wurde der Claim „Kultur St. Pölten 2024“ erst so richtig forciert, als das neu im Entstehen befindliche Festival Tangente mit dem Abgang des künstlerischen Leiters nicht einmal ein Jahr vor dem offiziellen Start für schlechte Schlagzeilen sorgte. In der Wahrnehmung der Bürger war die  ...


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Nach dem Blick von außen, interessierte uns natürlich auch der Blick der heimischen Kulturszene auf das Tangente-Festival. Dazu baten wir zahlreiche Künstler und Veranstalter um ein Statement (nicht alle wollten eines abgeben), so dass ein Stimmungsbild entstand – ein sehr inhomogenes. Bisweilen konnte man den Eindruck gewinnen, hier wird nicht von einem, sondern von verschiedenen Festivals gesprochen. Was der Tangente aber im Künstler- und Veranstalterbereich  ...


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Ein explizites Ziel der Politik bestand darin, mittels der Tangente die Außenwahrnehmung und das Image St. Pöltens zu heben. Um herauszufinden, ob dies gelungen ist, nahmen wir nicht nur die nackten Zahlen näher unter die Lupe, sondern wollten von renommierten (Kultur)Redakteuren wissen, ob die Tangente über das Jahr hinweg Thema im überregionalen Feuilleton geblieben war, ob das Festival in der Kulturszene wahrgenommen worden war und ob eine nachhaltige positive  ...


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Der kulturelle Hobbyflieger
Unser anonymer Tester ist männlich, mittleren Alters. Er hat seine Gattin zu einigen Tangente-Veranstaltungen begleitet. Seine persönliche Einschätzung des Festivals: 
„Es waren großteils sehr ungewohnte Veranstaltungen, eher für ein Nischenpublikum geeignet und insgesamt zu umfangreich für die Einwohnerzahl St. Pöltens. Positiv formuliert: Es war mal was Neues in der Stadt.“ Angesehen hat sich unser kultureller Hobbypilot  ...


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Unterm Strich und erst recht am ersten Blick sind Zahlen oft beeindruckend. Wir haben uns deshalb näher mit den Zahlen, Daten und Fakten rund um das Tangente Festival beschäftigt und nachgefragt. Bei der Abschlusspressekonferenz wurde etwa stolz darauf hingewiesen, dass von den mehr als 2.000 Künstlerinnen und Künstlern beinahe 60 Prozent lokale Künstler waren. Über tausend Künstler aus St. Pölten und Umgebung? Das hat uns überrascht, also haben wir nachgefragt,  ...


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Zum Geleit
Im Grunde genommen mutet(e) es wie ein Kampf gegen Windmühlen an: Das Tangente Festival im Nachgang zu beleuchten ist so komplex, dass man wohl nie alle Aspekte einfangen kann, zumal mit dem Anspruch, es vor allem ausgewogen zu tun, was angesichts der teils diametral entgegengesetzten Wahrnehmungen zum Scheitern verurteilt scheint. Wir versuchten es trotzdem – immerhin war die Tangente Teil des, wie es die Politik formulierte, „größten  ...