Volle Kraft voraus
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
St. Pölten als Experimentierfeld einer zukunftsweisenden Beschäftigungsform? Mit dem „AGZeins“ beheimatet die Stadt den ersten österreichischen Arbeitgeberzusammenschluss – hat die Arbeitswelt schon lange auf dieses Modell gewartet?
In Frankreich und Deutschland gibt es das Modell schon seit Jahrzehnten, in Österreich leisten St. Pöltner Gastronomiebetriebe dieser Tage aber erst Pionierarbeit beim Aufbau des ersten Arbeitgeberzusammenschlusses. Dabei könnte diese neue Beschäftigungsform in Zukunft viele Probleme am Arbeitsmarkt lösen.
Worum geht’s beim AGZ? Einfach gesagt: Betriebe teilen sich dauerhaft einen Mitarbeiter. In der langfristigen Perspektive liegt auch der große Unterschied zum Personalleasing: AGZ-Betriebe sehen die AGZ-Mitarbeiter als vollwertige, gleichgestellte Mitarbeiter zum eigenen Vollzeit-Team. Ein Beispiel macht die Idee greifbar. Zwei Cateringbetriebe haben Personalbedarf an einem erfahrenen Koch, jedoch jeweils nur für 20 Wochenstunden. Für den Koch kommt aber nur eine Vollzeitstelle in Frage, zwei Teilzeitjobs sind für ihn keine Option. Also stellt der AGZ den Mitarbeiter an und beide Betriebe vereinbaren die Aufteilung der Vollzeitkraft im Konsens mit dem Mitarbeiter. Die Flexibilität des Kochs sichert ihm einen abwechslungsreichen Vollzeitarbeitsplatz, eine Abwanderung von Fachkräften aus der Region oder in andere Branchen wird verhindert.
Alexander Szöllösy von „progressNETZ“ koordiniert das AGZ-Projekt und kam schon im Rahmen einer früheren Tourismusstudie für die Hauptstadtregion St. Pölten auf das Thema des Fachkräftemangels in der Hotellerie und Gastronomie. Aus diesen Analysen heraus entstand auch das Forschungsprojekt „AGZ“. Nunmehr ist er bereits in der Umsetzungsphase und freut sich, dass das Projekt auf Schiene ist.
Worum geht’s beim AGZ? Einfach gesagt: Betriebe teilen sich dauerhaft einen Mitarbeiter. In der langfristigen Perspektive liegt auch der große Unterschied zum Personalleasing: AGZ-Betriebe sehen die AGZ-Mitarbeiter als vollwertige, gleichgestellte Mitarbeiter zum eigenen Vollzeit-Team. Ein Beispiel macht die Idee greifbar. Zwei Cateringbetriebe haben Personalbedarf an einem erfahrenen Koch, jedoch jeweils nur für 20 Wochenstunden. Für den Koch kommt aber nur eine Vollzeitstelle in Frage, zwei Teilzeitjobs sind für ihn keine Option. Also stellt der AGZ den Mitarbeiter an und beide Betriebe vereinbaren die Aufteilung der Vollzeitkraft im Konsens mit dem Mitarbeiter. Die Flexibilität des Kochs sichert ihm einen abwechslungsreichen Vollzeitarbeitsplatz, eine Abwanderung von Fachkräften aus der Region oder in andere Branchen wird verhindert.
Alexander Szöllösy von „progressNETZ“ koordiniert das AGZ-Projekt und kam schon im Rahmen einer früheren Tourismusstudie für die Hauptstadtregion St. Pölten auf das Thema des Fachkräftemangels in der Hotellerie und Gastronomie. Aus diesen Analysen heraus entstand auch das Forschungsprojekt „AGZ“. Nunmehr ist er bereits in der Umsetzungsphase und freut sich, dass das Projekt auf Schiene ist.
Mitarbeiter langfristig binden
„Wir haben erfolgreiche Modelle im Ausland als Ausgangspunkt genommen und diese auf unsere lokale Situation umgelegt. In Rügen gibt es beispielsweise in der Sommerzeit viele Tourismusjobs, im Winter wurden die Leute aber immer wieder gekündigt. Dort sichert ein AGZ nun den Leuten ganzjährige Vollzeitjobs, weil die Mitarbeiter nach Ende der Touristensaison nicht mehr in Hotels, sondern in Call-Centern arbeiten“, erzählt Szöllösy. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist auch die Vernetzung der Betriebe zum Vorteil der Mitarbeiter – beispielsweise durch wertvolle Schulungsangebote. In der Gastronomie ist Fachkräftemangel immer ein Thema. Aber auch in anderen Bereichen gibt es Bedarf. „Wir denken etwa an einen Maler, der die relevanten Mitgliedsbetriebe in Schuss hält oder an Marketingmitarbeiter, die die Betriebe gezielt bei ihren Aktivitäten unterstützen“, erläutert AGZ-Obmann Wolfgang Wutzl die weiteren Pläne.
Der Parade-Caterer hat zwar einen Personalstamm mit einigen hundert Mitarbeitern, dennoch engagiert er sich an vorderster Front, denn „für mich ist es von zentraler Bedeutung, mein gut ausgebildetes Personal langfristig an meinen Betrieb zu binden und gleichzeitig den Anforderungen der immer flexibler werdenden Geschäftswelt gerecht zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass Arbeitgeberzusammenschlüsse dabei in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden“, so Wutzl.
Das AMS NÖ kann dem Pilotprojekt viel Positives abgewinnen, wie Landesgeschäftsführer Karl Fakler bestätigt: „Das AGZ-Modell ist ein intelligenter Weg um Arbeitskräfteangebot und -nachfrage optimal aufeinander abzustimmen.“ Auch die AKNÖ unterstützt „aufgrund der stetig anwachsenden Zahl der Arbeitslosen die Etablierung arbeitsmarktpolitischer Pilotprojekte, um Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen“, wie Claudia Cervenka, als Referatsleiterin für Arbeitsmarktpolitik zuständig, bestätigt. Sie hält jedoch auch fest, dass sich erst zeigen wird, „ob die geplante Umsetzung tatsächlich so reibungslos und diszipliniert seitens der Betriebe über die Bühne gehen wird, wie angekündigt. Fakt ist, dass gesetzliche Bestimmungen, insbesondere das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz eingehalten werden müssen.“
Nach wenigen Monaten konnten die AGZ-Pioniere jedenfalls schon viele Hürden nehmen. Auch die erste Mitarbeiterin wurde bereits angestellt. Die nächsten Hürden liegen jedoch bereits in Sichtweite. „Das Arbeitsmarktservice unterstützt uns in dieser herausfordernden Startphase wirklich großartig. Aber wir werden mit den ersten Erfahrungswerten schon bald konkrete Wünsche an die Arbeitsmarktpolitik richten, damit das Modell ‚AGZ’ in Österreich auch auf Dauer Erfolg haben kann“, berichtet Wolfgang Wutzl. Eben weil der AGZ kein klassischer Personalvermittler ist, wünschen sich die Betriebe ein eigenes AGZ-Gesetz, welches auf die spezifischen Erfordernisse des Modells Rücksicht nimmt – zugleich aber auch die Rechte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern absichert und sogar ausbaut. „Mitstreiter sind uns dabei herzlich willkommen“, so Wutzl. Interessierte Betriebe und Jobsuchende können sich auf www.arbeitgeberzusammenschluss.at informieren – und natürlich bewerben!
Mitgliedsbetriebe im AGZeins
Café Konditorei Pusch
NXP Bowling
Stiftsrestaurant Melk
Cityhotel Design & Classic
Die Seedose
Styx Naturkosmetik
Gastro Zwieselbauer
Steinschaler Naturhotels
Wutzl Gastro
„Wir haben erfolgreiche Modelle im Ausland als Ausgangspunkt genommen und diese auf unsere lokale Situation umgelegt. In Rügen gibt es beispielsweise in der Sommerzeit viele Tourismusjobs, im Winter wurden die Leute aber immer wieder gekündigt. Dort sichert ein AGZ nun den Leuten ganzjährige Vollzeitjobs, weil die Mitarbeiter nach Ende der Touristensaison nicht mehr in Hotels, sondern in Call-Centern arbeiten“, erzählt Szöllösy. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist auch die Vernetzung der Betriebe zum Vorteil der Mitarbeiter – beispielsweise durch wertvolle Schulungsangebote. In der Gastronomie ist Fachkräftemangel immer ein Thema. Aber auch in anderen Bereichen gibt es Bedarf. „Wir denken etwa an einen Maler, der die relevanten Mitgliedsbetriebe in Schuss hält oder an Marketingmitarbeiter, die die Betriebe gezielt bei ihren Aktivitäten unterstützen“, erläutert AGZ-Obmann Wolfgang Wutzl die weiteren Pläne.
Der Parade-Caterer hat zwar einen Personalstamm mit einigen hundert Mitarbeitern, dennoch engagiert er sich an vorderster Front, denn „für mich ist es von zentraler Bedeutung, mein gut ausgebildetes Personal langfristig an meinen Betrieb zu binden und gleichzeitig den Anforderungen der immer flexibler werdenden Geschäftswelt gerecht zu bleiben. Ich bin überzeugt, dass Arbeitgeberzusammenschlüsse dabei in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden“, so Wutzl.
Das AMS NÖ kann dem Pilotprojekt viel Positives abgewinnen, wie Landesgeschäftsführer Karl Fakler bestätigt: „Das AGZ-Modell ist ein intelligenter Weg um Arbeitskräfteangebot und -nachfrage optimal aufeinander abzustimmen.“ Auch die AKNÖ unterstützt „aufgrund der stetig anwachsenden Zahl der Arbeitslosen die Etablierung arbeitsmarktpolitischer Pilotprojekte, um Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen“, wie Claudia Cervenka, als Referatsleiterin für Arbeitsmarktpolitik zuständig, bestätigt. Sie hält jedoch auch fest, dass sich erst zeigen wird, „ob die geplante Umsetzung tatsächlich so reibungslos und diszipliniert seitens der Betriebe über die Bühne gehen wird, wie angekündigt. Fakt ist, dass gesetzliche Bestimmungen, insbesondere das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz eingehalten werden müssen.“
Nach wenigen Monaten konnten die AGZ-Pioniere jedenfalls schon viele Hürden nehmen. Auch die erste Mitarbeiterin wurde bereits angestellt. Die nächsten Hürden liegen jedoch bereits in Sichtweite. „Das Arbeitsmarktservice unterstützt uns in dieser herausfordernden Startphase wirklich großartig. Aber wir werden mit den ersten Erfahrungswerten schon bald konkrete Wünsche an die Arbeitsmarktpolitik richten, damit das Modell ‚AGZ’ in Österreich auch auf Dauer Erfolg haben kann“, berichtet Wolfgang Wutzl. Eben weil der AGZ kein klassischer Personalvermittler ist, wünschen sich die Betriebe ein eigenes AGZ-Gesetz, welches auf die spezifischen Erfordernisse des Modells Rücksicht nimmt – zugleich aber auch die Rechte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern absichert und sogar ausbaut. „Mitstreiter sind uns dabei herzlich willkommen“, so Wutzl. Interessierte Betriebe und Jobsuchende können sich auf www.arbeitgeberzusammenschluss.at informieren – und natürlich bewerben!
Mitgliedsbetriebe im AGZeins
Café Konditorei Pusch
NXP Bowling
Stiftsrestaurant Melk
Cityhotel Design & Classic
Die Seedose
Styx Naturkosmetik
Gastro Zwieselbauer
Steinschaler Naturhotels
Wutzl Gastro