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St. Pöltens gute Seite

Johannes Reichl

Johannes Reichl
Chefredakteur
Das Herz. Zwar muss er in der Redaktion auch als Gehirn herhalten, doch seine wiederkehrende Vergesslichkeit alltäglicher Sachen würde wohl manche schmunzeln lassen. Also lieber: das Herz. Weil "das MFG" ohne ihn undenkbar ist. Weil er alle und jeden kennt und immer und überall mit Leidenschaft und Herzlichkeit überzeugt, weil uns seine ehrliche Freude am gemeinsamen Schaffen täglich beeindruckt. Egal welches Thema, egal welcher Gesprächspartner - nichts bleibt ihm verschlossen. Beseelt vom Hinterfragen und Erzählen liefert er uns sodann mit jeder Zeile ein spannendes Stück dieser vielfältigen Welt.

Foto Injoest, Stadtarchiv

St. Pöltner

Nach fast 200 Jahren Ansiedlungsverbot für Juden in Niederösterreich brachte die Revolution 1848 wieder freie Niederlassung. Vor allem aus Mähren, Böhmen und Westungarn zogen Juden nach St. Pölten. Bereits 1851 richteten sie einen Betraum ein, 1859 erwarben sie den Friedhof am Pernerstorferplatz, der heute nur mehr als Grünfläche existiert. Seit 1906 werden die Toten auf dem Friedhof in der Karlstettner Straße 3 begraben. Die offizielle Gründung der Israelitischen Kultusgemeinde,  ...


Richtungsweisend für St. Pölten

Julius Fischer wurde 1882 in Libochovic (CSR) geboren und studierte Jus an der Universität Wien. Im Mai 1913 ließ er sich als „Advokat“ in St. Pölten nieder. Aus dem im historischen Meldearchiv aufbewahrten Meldezettel können wir auch ein wenig Privates über ihn erfahren: Er heiratete am 4.8.1914 Hilde Stern, mit der er zunächst eine Wohnung in der Parkpromenade bezog. 1927 beauftragte er den Architekten Rudolf Wondracek mit dem Bau eines modernen Einfamilienhauses in der  ...


Foto NLK Pfeiffer

Forschen im menschlichen Abgrund

Wie kann man sich die St. Pöltner jüdische Gemeinde vorstellen. War das eine in sich homogene Gruppe? War sie integriert?
Es gab schon verschiedene Strömungen innerhalb der Gemeinde, die sich im Vergleich aber nicht so stark ausdifferenzierten wie etwa im großen Wien. Es gab sehr traditionelle, streng religiöse Juden, es gab Zionisten, die weniger von der Religion als von einem Nationsbegriff her kamen, es gab Säkuläre etc. Und diese Gruppen waren in sich auch wieder  ...


Foto Hermann Rauschmayr

Der letzte Jude

Tatsächlich sind Hans Morgenstern und sein um einige Jahre älterer Cousin Hans Kohn die letzten in St. Pölten lebenden Juden der ehemals hier situierten Kultusgemeinde. Zwar wohnt noch eine aus Wien zugezogene alte Dame, die vor Jahren aus der IKG ausgetreten ist, in der Stadt, „aber die ist keine Jüdin mehr“. Würde man es anders betrachten, ginge man auch 75 Jahre nach dem Holocaust noch der absurden Rassendiktion des Naziregimes auf den Leim, wie es eine Wiener Freundin Morgensterns  ...


Foto Hermann Rauschmayr

Wetterkapriolen

So schön hätte alles sein können, ja der Himmel hing doch eben gerade noch voller Geigen. Das Frequency Festival fegte die Stadt auf die Titelblätter der Nation und riss Teenager (junge Menschen!) zu facebook-Hymnen auf die Traisenmetropole hin, wie z. B. „st. pölten ist die beste stadt zum leben, die st. pöltner sind einfach die besten leute.“ Genau! Endlich erkannte man unser wahres Ich.
Auch der Kanzler schien uns plötzlich ganz lieb zu haben und ließ sich ganz, ganz oft  ...


Foto zVg

Daddy Cool

Während nämlich im diesbezüglichen Vorzeigeland Schweden mittlerweile fast 90% (!) der Väter in Karenz gehen und sich der gesellschaftliche Spin ehemals konservativer Jahrzehnte praktisch in sein Gegenteil verkehrt hat („Mittlerweile ist die Väterkarenz gesellschaftlich so anerkannt, dass nur wenige Väter es wagen würden, sie nicht in Anspruch zu nehmen“, erklärt hierzu Ulrika Hagströmt von TCO gegenüber dem „Standard“), während etwa auch in unserem Nachbarland Deutschland  ...


Foto zVg

Mobbing am Regionalförderplatz

Wir schreiben das Jahr 1986. St. Pölten wird Landeshauptstadt von Niederösterreich, zahlreiche Investitionen – allen voran für Regierungsviertel samt Kulturbezirk – fließen in die Traisenstadt. Von rund 7 Milliarden Schilling ist die Rede. Um die niederösterreichischen Regionen gleichermaßen zu befriedigen und ihnen die Angst vorm alles absaugenden Moloch St. Pölten zu nehmen, wird zugleich das Regionalfördergesetz verabschiedet, das 1987 in Kraft tritt: Die gleiche Summe soll über  ...


Foto Simon Höllerschmid

Wolfi und die Schokoladenfabrik

Styx Naturcosmetics ist heute eine weltweite Marke. Wieso haben Sie sich für eine Karriere im Bereich Kosmetik entschieden und nicht für die üblichen Männer-Berufe wie Mechaniker, Schlosser oder, aktuell auch ziemlich bekannt, Werkzeugmacher?
Das ist einfach erklärt: Natur und Kräuter interessieren mich seit meiner Kindheit, mein Urgroßvater war ein anerkannter Heilkräuterspezialist im Waldviertel, und mein Vater begann sich bereits 1965 mit den alten Rezepturen  ...


Foto Simon Höllerschmid

Voll das Leben

Wenn man ein bisschen erahnen möchte, wie Josef Weidinger tickt, braucht man nur das seinen Memoiren vorangestellte Zitat zu lesen: „Körperlich ist er leistungsfähig und gewandt, zeigt jedoch nur geringe straffe Haltung. Großer Unfleiß und unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht sind die Ursachen für den minderen Gesamterfolg des nur mäßig begabten Jungen.“ Das sind nicht, wie unschwer erkennbar, die hochtrabenden Weisheiten eines Philosophen, sondern es handelt sich um die  ...


Foto Hermann Rauschmayr

Generation Zocker

"Das wird ja eine Diplomarbeit“, pflegt meine Frau zu sagen, wenn in ihren Augen die Recherche an einer Story ausufert. Im Falle der Klage der Stadt St. Pölten gegen die RLB über ein 2007 abgeschlossenes Swap-Geschäft, das bei einem aktuellen Marktwert von minus 86 Millionen Euro steht, ist es aber notwendig. Dabei sind im Zuge der Recherche mehr Fragen aufgetaucht, als befriedigende Antworten, wie man als Prozessbeobachter überhaupt den Eindruck gewann, dass die Streitparteien von  ...