MFG - Chicken
Chicken


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Chicken

Text Althea Müller
Ausgabe 10/2007
B war mal eine Sängerin, die zwar ein wenig dumm war und dämliche Dinge über Präsidenten säuselte, andererseits jedoch Millionen Menschen mit ihren Songs glücklich machte. Eines Tages dann passierte B das, was schon unzähligen anderen erfolgreichen Frauen den Hals gekostet hat: Sie verliebte sich in den falschen Mann (in ihrem Fall: in einen untalentierten, berechnenden Vollidioten). Und wollte unbedingt Kinder mit ihm, Familie, das ganze Glücks-Package halt. Die neidende Welt schaute zu, wartete und wurde nicht enttäuscht: Denn die Pop-Prinzessin ließ sich stürzen. Von einer missglückten Beziehung, zuviel Kohle und einer dummen, aber menschlichen Hoffnung. Egal, wie man zu ihrer Musik stehen mag – jene fremde Frau hatte augenscheinlich eine ganz gewaltige Menge Pech. Aber für diese Feststellung allein wollte ich meine ca. 1.660 Zeichen hier nicht nützen. Vielmehr möchte ich sagen, dass mich diese moderne Hexenjagd erschreckt – gepusht von geifernden Medien ist heute plötzlich jeder scharf drauf, B’s fette Schenkel, ekelhaften Aknenarben, kahlgeschorenen Schädel, Disaster-Shows, Autopannen zu zeigen und zu sehen. Sie ist zum personifizierten Antichrist geworden, der seine Kinder schlägt und Tabletten löffelweise konsumiert. Der Grundsatz, dass man spätestens dann zu treten aufhört, wenn jemand am Boden liegt, spielt hier keine Rolle. Und B ist definitiv am Boden. Die ganze Hetze verdeutlicht, wie verabscheuungswürdig schadenfroh unsere Gaffer-Gesellschaft eigentlich ist. Und dass B wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird, hart gesagt. Hit me baby one more time? Mein Gott, es reicht. Und übrigens find ich „Lucky“ gut.