MFG - Sag zum Abschied leise versus
Sag zum Abschied leise versus


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Sag zum Abschied leise versus

Text Tobias Zuser
Ausgabe 03/2006

Prägende Konflikte gibt’s in jeder Generation. Im Wettstreit um die Turntable-Hegemonie sagen Zeithistoriker bereits heute die ultimative Legendbildung voraus: Der Best-of-Five-Titelkampf „Hennes vs Manshee“ findet dieser Tage seine Entscheidung. Die sagenumwobenen DJs und ihre selbstkonstruierten Fassaden des Alternative-Entertainments im Portrait.

Von wegen! Bei diesem Show-Duell ist nichts ausgemacht und jeder Sager so böse gemeint, wie er live rüberkommt. Das einzige, was Hennes und Manshee verbindet, ist nämlich: ein schlichtes „versus“.

„Der Manshee ist verweichlicht. Dem fallen schon die Fingernägel ab, wenn er nur den Freddy Quinn plakatieren muss. Ich hingegen war noch nie krank!“, argumentiert Hennes sein Selbstverständnis als unverwüstlicher, gottgewollter Musikengel. Der Konter folgt aufs Wort. Manshee: „Das letzte was Hennes gepickt hat, war das Nockalm-Quintett. Vor lauter Panik ist das Weichei in den Graben gefahren und hat den Bus aufs Dach gelegt.“ – „Das war nicht aus Panik, das war Protest!“, erhebt ein aufgebrachter Hennes Einspruch. Gong. Pause nach Runde 1.
Gab es da je so was wie Freundschaft oder Respekt zwischen den Kontrahenten? Hennes: „Früher gab es den lieben Manschi, den mochte ich. Wie das ‚i’ schon zeigt, ein natürlicher Bauernbub. Daraus wurde die böse, pseudo-coole Kunstfigur ‚Ich-leg-im-Flex-auf’-Manshee. An dem Produkt Manshee gibt es überhaupt nichts Positives. An dem hasse ich alles. Sein Gesicht, seine Art. Sein ewiges Zuspätkommen. Der Typ bestellt bei McDonalds allen Ernstes einen Big Mac ohne Fleisch und Zwiebel! Als DJ bin ich außerdem der bessere Entertainer. In Wahrheit bin ich Batman, Manshee ist nur die Cousine vom Robin.“

Der Angegriffene lächelt milde. Manshee: „Das einzig Gute am Hennes war seine Kurzkarriere als Sänger.“ Welch Stichwort! Warum ist nichts draus geworden, aus dem covernden Frontman der „Surprise Band“? Hennes erklärt: „Bono ist ein guter Freund von mir. Ich will ihm keine Konkurrenz machen. Außerdem bin ich mit dem aktuellen Output des Musikbusiness ganz zufrieden. Besonders mit dem, was von der Insel kommt.“ Aha.

Die Entertainment-Schlacht kennt keine Grenzen, macht auch vor Ralf nicht halt. Beim letzten Match gab’s eine Tombola, ein junger Mann gewinnt einen DVD-Player, freudig will er den Preis auf der Bühne in Empfang nehmen. Da zuckt Hennes aus und vernichtet den DVD-Player vor den Augen des vermeintlichen Gewinners. Warum? Hennes: „Naja. Das war der Gag.“ Manshee, lacht: „Das Witzige war, dass der Typ noch meinte, er habe in seinem ganzen Leben noch nie was gewonnen.“ Hennes grinst: „Und: Sein Name war wirklich Ralf!“
Manche meinen, die Show sei zu deftig. Hennes fühlt sich angesprochen, verteidigend meint er: „Ich bin ein großer Menschenfreund, hab keine Vorurteile. Ich werde nur missverstanden. Man muss wissen, wir gehen ja nicht nüchtern auf die Bühne…“

Illustre Legenden müssen auch dunkle Geheimnisse haben, oder? Manshee ist sehr ordnungsliebend, die Schuhe werden schon im Stiegenhaus ausgezogen. Hennes erzählt: „Wenn man bei ihm aufs Klo geht, fragt er zuerst, ob man eh nur klein muss. Einmal war ich trotzdem groß, da ist er sofort mit einem Raumspray gekommen.“ Weiters kauft Filmfreak Manshee pro Woche rund 10 DVDs, davon werden bestenfalls fünf angesehen, der Rest bleibt originalverpackt. Hennes anerkennend: „Er nimmt die Pensionsvorsorge halt sehr ernst.“ Das offene Buch „Hennes“ hingegen bringt es lediglich auf ein dunkles Geheimnis: das seines unaussprechlichen Nachnamens…
Bleiben zwei Fragen. Wer gewinnt das ultimative Turnier? Und: Was wurde aus dem lieben Manschi? Manshee: „Ich glaub, der hackelt jetzt beim Mediamarkt. Oder?“