MFG - Ein echter Österreicher
Ein echter Österreicher


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Ein echter Österreicher

Text Matthias Steinperl
Ausgabe 02/2006

Auch unser Magazin leistet seinen unverzichtbaren Beitrag zum Mozartjahr und bat aus diesem Anlass einen wahren Kenner der damaligen Szene zum Gespräch: Ludwig van Beethoven. Wen sonst. Und bei manchen Antworten dachten wir, wir hören schlecht.

Herr Beethoven, können Sie mich hören?
Hm?

Ob Sie mich hören können?!
Natürlich dürfen Sie stören. Wozu haben wir uns den Interviewtermin sonst ausgemacht.

Na das kann ja lustig werden.
Wos?!

Nix. Ich wollte nur vorab wissen, ob Sie mich eh hören!!
Was schrein’s denn so in der Gegend herum?! Sie wecken mir ja ganz Grinzing auf! Natürlich kann ich Sie hören. Oder glauben Sie auch an den Osterhasen oder die Legende vom tauben van Beethoven?

Naja, was weiß man. Aber woher kommt das Gerücht?
Na so schlimm ist es nun auch wieder nicht, dass ich Sie deshalb gleich vor Gericht bringe. Schließlich bin ich es ja schon gewohnt, darauf angesprochen oder angebrüllt zu werden.

Das Gerühücht! Ge-rü-hücht! Woher das kommt!
Jetzt plärrt er mir schon wieder die Birne voll. Das mit dem Gerücht ist ganz einfach: Zur damaligen Zeit haben in Wien alle von diesem angeblichen Wunderteenie Mozart geredet. Das war ja schon fast peinlich dieser Starkult um diesen Salzburger mit seinen Kugeln. Irgendwie erinnert mich das heurige Jahr auch schon an damals. Den spielen’s ja 2006 noch toter als er eh schon ist. Keine Wurscht oder kein irgendwas kannst dir kaufen, ohne dass der Amadeus dir beim Essen zuschaut. Aber egal. Jedenfalls ist mir das ganze Affentheater schon so auf die Socken gegangen, dass ich nach einem meiner genialen Konzerte einmal gemeint habe: Ich kann diesen Mozart nicht mehr hören! Ja, und Sie wissen ja wie das ist. Das schnappt einer von diesen Society-Schreibfritzen auf und schon kannst nix mehr dagegen machen.

Das hat Sie aber unter anderem zur Legende gemacht, oder?!
Na so richtig gewehrt hab ich mich dagegen natürlich nicht. Weil irgendwas brauchst schon als Marketinggag. Früh abtreten wie der Woifi oder der Jimmy (Dean, Anm. d. Red.) wollt ich von vornherein nicht – das hab ich meinem Manager gleich gesagt. Ja und »Komponist ohne Gehör« ist schon ein ordentlicher USP, aus dem sich was machen lässt. Jetzt ehrlich: Glaubt wirklich jemand, dass man ohne Hören Musik schreiben und spielen kann? Das wär ja, wie wenn ein Blinder Fußball spielt.

Und das Österreichische Nationalteam?
Ja, ok. Das war vielleicht ein schlechtes Beispiel.

Auf Mozart scheinen Sie also nicht sehr gut zu sprechen!
Ich vergleich das immer mit dem alten Spiel Eberharter gegen Maier. Wennst in jedem Pimperl-Interview quasi auf den Maier angesprochen wirst, nervts irgendwann. Ich mein, es ist ja nicht so, dass ich überhaupt nix gemacht hab in meinem Leben als Musikant. Nur dass  ich halt nicht gleich als Kleinkind vor dem Reden schon Klavierspielen können hab. Mein Vater wollt mich zwar auch in die Richtung treten und hat mich in der Nacht oft aufgeweckt zum Üben. Aber ich hab ihm, mit Verlaub, etwas g’schissen und hab mit meinen Playmobilmanderln gespielt. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, warum der Mozart bis zum Schluss so kindisch komponiert hat. Das mit dem Wunderkindwahn ist ja überhaupt so eine Sache, die mit dem Mozart begonnen hat und sich bis heute fortsetzt.  Heute glaubt ja schon jede Mama, sie hat ein Wunderkind, wenn es nicht mehr ins Wohnzimmereck scheißt.

Fühlen Sie sich also ein bisserl unterbewertet?!
Nein, das passt schon. Seit ich nach Wien übersiedelt bin, haben’s mich eh auch recht lieb gehabt. Obwohl am Anfang waren die sogenannten Kenner halt nicht an so ein hohes Niveau gewöhnt. Ich hab ja nicht nur herumgeklimpert, sondern mir auch immer was dabei gedacht. Ich mein jetzt politisch mit Revolution und so feinen Sachen. Und finanziell ist es mir ja auch nie wirklich schlecht gegangen. Das muss ich schon der Ehrlichkeit halber dazusagen. Obwohl der Woifi ja auch nicht gerade das Finanzgenie war. Da hätt er sein Geld auch irgendeinem Vermögensberater geben können. Da wär das Gleiche rausgekommen.

Auf Mozarts Begräbnis waren Sie aber nicht!
Das stimmt. Viele glauben ja, es war, weil er mir damals keinen Unterricht in Wien geben wollte, weil er angeblich ja soooo beschäftigt war mit dem Don Giovanni und seinen Geldsorgen. Aber das hat mir nix ausgemacht. Da bin ich halt damals zur Konkurrenz, zum Salieri Toni, und zum Haydn Pepi in die Schule gegangen. Ein Haydn-Spaß, sag ich Ihnen. Aber im Ernst: Mein Credo war und ist nach wie vor: Wenn einer stirbt, geh ich nicht auf sein Begräbnis, weil er geht ja auf meins auch nimmer. So einfach ist das.

Ihr Begräbnis war ja dagegen der reinste Promiauflauf!
Ja, beim Sterben trennt sich halt dann die Spreu vom Weizen und man sieht, wem man wirklich was bedeutet hat. Aber so schlimm war’s ja auch wieder nicht. Nur weil die Straßen wegen der Tausenden Gäste gesperrt werden musste, weil der Grillparzer Fraunz die Rede geschrieben hat und der Schubert Frank den Sarg begleitet hat. Eigentlich hat nur der Finanzminister mit seiner künstlichen Intelligenz gefehlt.

Was Anderes: Sehen Sie sich jetzt eigentlich als Deutscher oder als Österreicher?!
Das ist wieder eine Frage. Na, a Piefke werd’ ich sein. Ich finds einfach dufte, ein waschechter Wiener zu sein. Obwohl bei der WM helf ich schon zu den Deutschen, weil wir ja leider nicht dabei sind. Früher hätt’s das nicht gegeben. Da wären wir mit den Deutschen automatisch mitqualifiziert gewesen. Ich seh mich ja quasi als historische Umkehrung vom Hitler. Nur mit dem Unterschied, dass ich’s mir imagemäßig verbessert hab. Da waren wir Österreicher immer schon g’scheiter und haben die Depperten ins Ausland geschickt, weil wir uns geniert haben für die. Deutschland oder Amerika sind da immer dankbare Exillösungen für die Poidl’n. Und die, die man herzeigen kann, haben wir uns geholt. So wie mich oder den Vastiz.

Vastic.
Hm?

Vastic! Danke für das Interview! Ein Tipp noch: Schauen’s einmal zum Hartlauer!
Bergsteiger ist mir lieber. Zur Person:
Geboren in Bonn 1770, abgetreten 1827 in Wien. Klassicher Komponist, gilt darüber hinaus als Wegbereiter der Romantik, wer’s kennt. Nach einem Kurzauftritt 1787 dann 1792 verständlicherweise endgültig nach Wien übersiedelt. 1795 beginnendes Hörleiden, das 1808 zu starker Schwerhörigkeit und 1819 zur völligen Taubheit führt.
Schrieb vorwiegend Instrumentalmusik (10 Symphonien, wobei die 10. von Beethoven nur mehr geplant und entworfen wurde, und vieles mehr) sowie eine einzige Oper (Fidelio, ursprünglich Leonore).