MFG - Schwarzweiß
Schwarzweiß


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Schwarzweiß

Ausgabe 12/2011
Schwarzweißdenken ist super. Es macht das Leben leichter. Lade auf, Meinung rein, Lade zu. Mund auf, Meinung raus, Mund zu. Ganz simpel. Und ohne Angst oder Anstrengung. Schwarz bleibt schwarz, Weiß bleibt weiß. Man hat immer recht.
Der Kreis dagegen, in dem ich mich bewege, ist oft voller Angst, strengt sich täglich enorm an. Nichts ist gegeben, Dinge können sich verformen, manches bleibt, wie es nie war. Sowas macht Mühe. Und die Welt bunt: Man kann reich und trotzdem kein Arschloch sein. Ein hoher Bildungsgrad bedeutet nicht gleich hohe Intelligenz. Es ist möglich, gewisse Bands zu hören und trotzdem kein Prolo/Rechter/Idiot zu sein. Planlose Menschen sind nicht automatisch unfähig, alte Menschen nicht automatisch langweilig, junge Menschen nicht automatisch dumm. Ideen darf man verwerfen, wenn sie nicht funktionieren, man muss sie aber nicht gleich im Keim ersticken, weil sie sowieso nur wieder Blödsinn sind. Man kann jemanden richtig arg mögen und grad deshalb richtig arg ehrlich zu ihm sein. Man denkt gleichberechtigt, obwohl man immer „man“ schreibt. Und nur weil etwas schon immer so war, muss es nicht für immer so bleiben – und schon gar nicht in Ordnung sein. Jede Sache hat mindestens drei Seiten, wenn nicht fünfzehn. Nein, meine Leute sind keine Schwarzweißdenker, haben keine vorgefertigten Schubladen mit Etiketten dran und denken nicht nur, bevor sie reden, sondern auch unmittelbar danach. Das ist wirklich, wirklich anstrengend. Mühsam. Zeitaufwändig. Und ich bin wirklich, wirklich froh darüber. Schwarzweiß ist sehr einfach. Bunt ist mir lieber.