MFG - Fucking Klingeltöne
Fucking Klingeltöne


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Fucking Klingeltöne

Text Florian Kogler
Ausgabe 11/2004

Mit dem Erfolg kommt der Neid. Und die Frage nach dem Kommerz. Sportfreunde Stiller über Burli(s), Mädels & das Geschäft mit ihrer Musik.

Im Genre des popigen Rock zuhause, haben die Sporties mittlerweile ihre Qualitäten als Festival-Headliner bzw. Charts-Stürmer mehrfach unter Beweis gestellt. Zum aktuellen Album, genannt "Burli", merken sie an: "Wir waren schon immer eine Protestband. Aber mit Spaß!" Die zugehörige Tour gastiert am 29. November in St. Pölten. Grund genug ein paar Fragen zu stellen. Wie ist das denn nun wirklich mit den Sporties? mfg: Ihr seid ja eine schwer beschäftigte Band. Wie schaut der typische Tagesablauf im Leben der "Sportfreunde Stiller" aus? Bleibt noch genug Zeit für Fußball? Flo: Fußball ist und bleibt neben der Liebe das wichtigste Gut in unserem Leben, zumindest für Peter und mich. Rüde liest lieber Bücher, während ich im Stadion der „Löwen“ bin und Peter auf den Straßen lautstark FC Bayern unterstützt.  mfg: Habt ihr eure Entscheidung zwischen Fußball und Musik jemals bereut? Ab wann war es unmöglich Sport und Band noch unter einen Hut bringen zu können? Flo: Die Disziplin, welche man im Fußball aufbringen müsste, war nicht gegeben. Außerdem ist in diesem Sport mit Kreativität alleine ja nichts zu holen und wenn man unterhaltsam gespielt hat, hat es auch nicht gereicht. Das meint zumindest Peter. Ich habe ihm zuliebe dann das Fußballspielen kurz vor unserem Profivertrag aufgegeben und bin mit ihm ins Musikgeschäft eingestiegen.  mfg: Was darf man sich von eurem Live-Album erwarten, das in naher Zukunft erscheinen soll? Inwiefern unterscheidet es sich von der Live-DVD?  Flo: In erster Linie sind keine Bilder drauf, sondern nur Töne. Aber es gibt zwei Versionen – eine mit 23 und eine mit 15 Liedern. Es ist quasi ein Potpourri aus acht Jahren Bandgeschichte. Im Booklet befindet sich auch ein praktischer Jahreskalender für das Jahr 2005 – mit vielen Tipps und Tricks. mfg: Viele deutsche Bands finden oft lobende Worte für das österreichweit sendende Radio "FM4". Was sind eure Erfahrungen mit diesem Sender? Welchen Stellenwert haben On-Air-Präsenzen im Allgemeinen für eine Band wie Sportfreunde Stiller? Flo: FM4 ist nun mal – ohne Klischee – der beste Radiosender in unseren Gefilden und nur durch ihn haben wir eine so breite Hörerschaft erhalten. Ich glaube, dass Gitarrenmusik in Österreich einen hohen Stellenwert hat und diese Plattform bleibt einer Band anderswo verwehrt. Darum: Danke FM4 - auch wenn einige Moderatoren uns immer noch als meist überschätzte Band darstellen! mfg: Wie seht ihr die Zukunft der Musikwirtschaft? Sind Klingeltöne bald wichtiger als Alben? Flo: Fuck Klingeltöne! Kauft Alben! Ein Album ist ein Kunstwerk, vom ersten Ton bis zum letzten Blatt Papier, das man in den Händen hält. Ein Buch, das man hört, ein Lied, das man liest. Es steckt oft sehr viel Liebe in einem Album, eine schnell aus dem Internet gezogene Platte wird dem nicht gerecht. Allerdings müssen die Angebote wieder billiger werden – das tun sie aber auch, denke ich. mfg: Mit "Burli" habt ihr ein Album geschaffen, das dem typischen "Sportfreunde-Sound“ zwar treu geblieben ist, aber dennoch mit abwechslungsreichen Elementen bestückt ist. Woher kommt beispielsweise die plötzliche Liebe zum Keyboard? Flo: Ich würde behaupten, dass die Liebe zum Keyboard beim ersten Album „So wie einst Real Madrid“ viel ausgeprägter zur Geltung kam. Ein musikalisches Spektrum ist uns jedenfalls wichtig, wenngleich wir noch nicht wissen wie das 4. Album klingen wird. Peter meinte irgendwas von Snare-Core und Doom-Pop. Rüde hat sogar schon ein neues Lied, das den Namen "Regenschirm kann Waffe sein" trägt. mfg: Wie geht es musikalisch und künstlerisch weiter? Habt ihr vor eure Fans mal mit einer völlig neuen Seite zu konfrontieren? Flo: Wir machen nach dieser Tour erst mal Pause. Rüde fährt für lange Zeit in den verdienten Urlaub, Peter schreibt an einem Dossier über philippinische Taschenhunde und ich verdiene mir als Überlebenskünstler ein paar Scheine am Deutschen Theater. Ansonsten arbeiten wir natürlich fleißig an den Liedern für die Platte zur heimischen WM 2006. mfg: Mancherorts liest man, dass "1. Wahl" Assoziationen mit den Toten Hosen weckt? Habt ihr auch mal Lust auf „punkigere“ Klänge? Flo: Rau soll es schon oft sein. Laut und schnell ebenso. Wild bitte immer gerne. Aber wir stehen dann doch auch auf hart und roh. mfg: Viele Fans kritisieren, dass ihr in letzter Zeit zu kommerziell geworden seid. Wie schafft ihr den Spagat zwischen Spaßhaben, Künstlersein und den Zwängen, die euch Fans und Plattenbosse auferlegen? Flo: Die achtjährige Erfahrung in diesem Metier hat uns gelehrt, was einem wichtig erscheinen soll, auf was man pfeifen kann, wo die Prioritäten liegen und wie man sich verhält, damit man in jedem Moment in den Spiegel schauen kann, um dann zu sagen: „Hey bis hierher war alles perfekt. Jetzt hauen wir weiter auf die Pauke!“ mfg: Ihr habt das Image der ewigen Sonny-Boys, die nach dem Konzert noch mit ihren Fans Party machen und bis zum Morgengrauen durchfeiern. Wie hart arbeitet ihr an eurem Image? Und wie viel davon entsteht einfach spontan? Flo: Ein Image beruht auf Konzeptionen. Wir verfolgen so etwas nicht und ich kann auch durchaus "Arschloch" zu einem sagen. Wir verhalten uns so normal, da wir keinen Grund haben uns zu verändern. Wenn Rüde noch bis in die Puppen mit den Fans feiert, tut er das aus eigenem Antrieb und nicht wegen einem Image, das es zu halten gibt. Und wenn ich nach dem Konzert ins Bett gehe, dann nur, weil unser Manager mir das befiehlt. mfg: Immer mehr Bands legen wert auf ihre politische Message. „Vote 4 Change“ wurde beispielsweise zur viel beachteten Plattform der Meinungsbildung. Was ist eure Message? Wollt ihr nicht auch die Welt verändern?  Flo: Die Welt lässt sich nur verändern, indem man bei seiner eigenen, kleinen Welt beginnt. Nur hier lassen sich Hebel ansetzen. Das versuchen wir in unseren Texten auch darzustellen. Wir unterstützen auch einige wichtige Einrichtungen wie „World Vision“, „Fair Trade“ und „Amnesty International“. So etwas sollte jeder tun! Man muss kein Künstler sein um einen kleinen, aber enorm wichtigen Beitrag für Hilfsbedürftige zu leisten. mfg: Beim Finale der Casting-Show "Starmania" hat Christina Stürmer ja euer "Kompliment" interpretiert. Mittlerweile seid ihr gemeinsam im Wiener Prater gewesen. Habt ihr beim Autodrom-Fahren eine Zusammenarbeit ausgeheckt? Flo: Da wir beim Autodrom verloren haben, kam es nicht zu einer weiteren Unterhaltung diesbezüglich. Aber Christina ist frech und eigensinnig, sie sticht aus der Menge an Talenten zweifelsfrei hervor. Wir wünschen ihr Glück – auf ihrem EIGENEN Weg. mfg: Was war das letzte Konzert, das ihr besucht habt? Wie viele weibliche Fans bieten sich da zum mit-nach-Hause-nehmen an? Flo: Peter hat zuletzt Ash gesehen und für ihn wäre eigentlich nur die Gitarristin in Frage gekommen, er ist aber seit Jahren in bombenfesten Händen. Rüde hat Flamingo besucht, ein Nebenprojekt der Emil Bulls. Danach hat er prompt sein eigenes Mädchen mit nach Hause genommen. Mein letztes Konzert war das von Slut, wo eine war, die ich zuerst aus den Augen verloren, dann aber Gott sei Dank wieder gefunden hatte.