MFG - KULT-UR-GESCHICHTE(N)
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St. Pöltens gute Seite

KULT-UR-GESCHICHTE(N)

Text Edwin Prochaska
Ausgabe 03/2005
Kommt „Kunst“ von „können“, oder doch von „künstlich“ oder vielleicht gar nur von „Kunnst ma net 10.- Euro leich´n?“, weil Künstler ja meist die Statistiken für die Armutsgrenze bevölkern (woher angeblich wieder die Bezeichnung „Armutschgerln“ kommt). Kunst ist also für die meisten Künstler relativ brotlos, bis auf diejenigen wenigen, die sich Schokomousse im „Alhambra“-Hotelrestaurant leisten können. Das sind diejenigen, die sich verkommerzialisiert haben, wie die unter der Armutsgrenze Agierenden meinen, während sie sich wünschen, endlich kommerziellen Erfolg zu haben, um mit der brotlosen Kunst zumindest das Tägliche verdienen zu können.  Es geht aber auch umgekehrt. Sagen wir, der DJ Ötzi pfeift auf den „Anton aus Tirol“ und „Hey Baby“ und will sich künstlerisch betätigen und tingelt mit einer HipHopPartie durch die Liveclubs. Ohne Kapperl. Sowas ergibt dann zwar künstlerische Befriedigung, ist aber schlecht für den Kontostand.  Ich weiß, wovon ich rede. Schließlich habe ich ja auch so einen Weg beschritten. Nachdem ich jahrelang in der „Stadtzeitung“ durchaus gutbezahlt Features für die heimische Musikszene von den übermittelten Bandinfos abgeschrieben, die neuesten Motorräder unter dem Titel „Test“ kostenlos in die „Kalte Kuchl“ entführt und dort beim Wirten Eindruck geschunden habe damit und mich so nebenher als Autor einer Trash-Kolumne ausgetobt habe, was wiederum durchaus als „Brot mit Butter-drauf“-Erwerb anzusehen war, bin ich jetzt quasi im Kleinkunstbetrieb gelandet. Also auf der brotlosen Seite. Als mich die „MfG“-Macher eingeladen haben, in diesem ambitionierten Spinner-Magazin (uups!) mitzumachen, war ich natürlich gern dabei. Dass es dabei nix zu verdienen gibt, war mir klar. Aber zumindest war ich nicht ganz „weg vom Fenster“, was ja auch für die Untergrundkünstler aus der Armutsstatistik die Basis für die Hoffnung nach „irgendwann“ ist! Just zu diesem Zeitpunkt meinte man aber auch in irgendwelchen magistratischen Büros, dass die Schräg-Kolumnen ein netter Farbtupfen im sachlich-seriösen Amtsblatt wären, und so findet man auch dort vertrackte Ergüsse aus meinem wundgescheuerten Querdenkgehirn. Wobei das dazugehörige Honorar grad für mein geliebtes Mohnweckerl zum Frühstück reicht. Aber dafür bin ich jetzt doppelt präsent, was meine Marktchancen vom Schrägschreiben leben zu können theoretisch um 100% steigert, dass mich jemand entdeckt und ich irgendwann im „Alhambra“ frühstücken kann. Werd´s scho seg´n: Eines Tages krieg ich noch meine Chance als NÖN-Volontär! Bin ja erst 54......