MFG - Multikulti City
Multikulti City


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Multikulti City

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 12/2005
„Augustin“ kaufen mit der sechsjährigen Enkelin beim freundlichen Schwarzen am Scharfen Eck. Exakt 2 Euro, kein Trinkgeld, nur ja kein Gönnergehabe, Fair Trade.
In der Sparkasse berät mich kompetent eine türkische HAK-Absolventin, bei der Thalia eine ihr heimatlich verwandte junge Buchhändlerin. Dazwischen treffe ich in der Kremser Gasse eine  Lehrerin, die in einer St.Pöltner Vorstadtschule einen tschetschenischen Knirps zu unterrichten hat, der sich zum „Kämpfer“ berufen fühlt. Sein Vater denkt auch so. Die Vorstadt scheint andererseits, anders als in Frankreich, für die City keine latente Gefahr darzustellen. Aus Wagram etwa droht lediglich ein Faschingsumzug. Ob der nobliche SPAR-Gourmet mit seiner Gemüsequalität jemals eine Chance haben wird, den diversen Türken ums Eck auch nur nahe zu kommen ? Die stehen halt in jeder Hinsicht früher auf. Ob die martialisch wirkende Security im Einkaufszentrum Promenade wirklich notwendig ist ? Möglicherweise schon, aber  bei  der Interspar im osmanischen Norden gibt´s ja so was auch nicht. Ob der „Ali“ in der städtischen Männersauna, diesem Biotop des Fußpilzes und des lokalpatriotischen Machismo, wieder allseits anerkannt wacheln wird – in der Warmwasserkultur hätten die uns gegenüber ja schließlich mindestens ein halbes Jahrtausend voraus ? Die Schwester Ulrike weht daher, seit Jahrzehnten alterslose Kindergarten-Domina innerstädtischer Kreise. Mit ihrer Ordenstracht unterscheidet sie sich nicht sehr stark  von der feschen, verschleierten jungen Türkin mit dem Kinderwagerl gegenüber. High heels hat sie halt keine. Ein kleines Problem hab ich allerdings noch zu lösen, politically correct und möglichst ohne Rückgriff auf die nicht immer ruhmreiche Vergangenheit unserer Freunde in den USA. Denn meine kleine Enkelin meint, den „Augustin“ stolz schwenkend: „Gell Opa, der Herr Neger war aber sehr lieb!“