MFG - Frischer Wind, wo es mal gestunken hat...
Frischer Wind, wo es mal gestunken hat...


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St. Pöltens gute Seite

Frischer Wind, wo es mal gestunken hat...

Text Siegrid Mayer
Ausgabe 11/2013

Seit 2012 nutzt die NDU eine leer stehende Halle der ehemaligen Glanzstofffabrik unter dem Namen „NDU Factory“ und machte sich zuletzt im Rahmen des Symposiums „Maßstab Mittelstadt“ über Realität und Zukunft des Industrieareals Gedanken.

"Die Glanzstoffwerke vereinen Gegenwart und Zukunft. Mit dieser Ausstellung wollten wir zeigen, wie sich das alte Fabriks-areal in die Mittelstadt St. Pölten neu und zukunftsnah eingliedern kann“, so Rektor Stephan Schmidt-Wulffen. Zu diesem Zweck hatten Experten aus ganz Europa und aus unzähligen Fachgebieten rund 160 Studenten aller NDU-Studienrichtungen im Zuge von zehn Workshops begleitet. Als Output entstanden so Modelle für die Stadtplanung, Ideen für die Bespielung des Glanzstoffgeländes und Visionen für die Stadt St. Pölten.
Für Rektor Schmidt-Wulffen  ist insbesondere der interdisziplinäre Ansatz von größter Bedeutung. „Die Lehrenden und Studierenden kommen aus unterschiedlichen Disziplinen und bringen so vielfältige Blickwinkel ein.“ Letztlich habe die Zusammenarbeit „den wertvollen Impuls geliefert, über den eigenen fachlichen Tellerrand zu schauen!“
Eine Erfahrung, welche auch die Studenten bestätigen. „Ich kann mich hier meiner eigenen Idee widmen und dabei feststellen, wie sie unter Hilfestellung der NDU quasi einen Platz in der realen Welt findet“, schwärmt etwa Student Manuel Weilguny. Dominic Reiter wiederum, Student des Bachelor Studiengangs „Grafikdesign & mediale Gestaltung“, zeigte sich von der Arbeit mit dem neuseeländischen Lektor Vito Lo Lacono angetan: „Seine Ideen zu Strategy Design & Advertising, vor allem im Bereich Social Media haben neue wertvolle Denkansätze in den Workshop gebracht“.
Die Workshopthemen, an denen sich die Studenten sozusagen abarbeiten konnten, waren manigfaltig und spannend – ein paar Beispiele: „Umwidmung des Glanzstoff Areals“ fragte nach der Bedeutung der ehemaligen Fabrik für die umliegenden Bewohner, Studierenden, Arbeiternehmer und Durchreisende. „(Re)produktion“ thematisierte die Frage der Möglichkeit einfacher Produktionsprozesse/Manufakturen, um das Areal kurzfristig wieder in eine lokale ‚Produktionsstätte‘ zu verwandeln.
Am Ende des Tages wurden durchaus spannende Ergebnisse präsentiert, wie etwa das Modell „Family Park St. Pölten“. Dieses geht davon aus, dass das ehemalige Fabriksareal zur Zusammenführung verschiedener Generationen genutzt werden soll. In einer Kombination aus Wohnmöglichkeiten und Arbeitsbereichen auf engem Raum erübrige sich unnötiges Pendeln. Zentrale Themen des Konzepts seien Grünflächen sowie eine umfassende Infrastruktur, vom Restaurant über den Friseur bis hin zu zukünftigen Betrieben. Die so entstehenden Arbeitsplätze seien so attraktiv, um am Areal sesshaft zu werden, Jugendarbeitslosigkeit und Abwanderung würde so entgegengewirkt werden.
Jedenfalls brachte das Symposium neue, „schrankenlose“ Inputs zusätzlich zu bereits kursierenden in der Stadt, wie etwa der Ansiedlung weiterer universitärer Einrichtungen am Areal oder der Schaffung einer Glanzstoff-Factory für regionale Künstler. Die Glanzstoff bleibt das spannendste städteplanerische Kapitel der nächsten ein, zwei Jahrzehnte, frisches Studentenblut und Inputs von Querdenkern können im (Selbst)Findungsprozess nicht hoch genug eingeschätzt werden!