MFG - Ejaculatio praecox politicus
Ejaculatio praecox politicus


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St. Pöltens gute Seite

Ejaculatio praecox politicus

Text Beate Steiner
Ausgabe 05/2015
STP läuft ab sofort im Vorwahlkampfmodus. Das heißt, unsere Politiker haben auf “Kampf 1 – aufwärmen” umgeschaltet, und wir lesen und hören staunend mit. Zum Beispiel: Die Meinungsbildung rund um die Domplatzgestaltung rennt nur mehr auf der politisch emotionalen Schiene. Wahlpolitische Fragestellung: Wie fang ich meine Leute zum Kreuzerl machen ein? Also: Wir schalt ich das Hirn der Wähler aus und das Bauchgefühl ein? Und schon rennen’s die Kampagnen und liegen’s auf die Unterschriftenlisten und verteidigen alle ihr momentanes Wohlbefinden vor dem angstbesessenen Hintergrund: “Veränderung ist Verschlechterung.”

Aber nicht nur die Aug-in-Aug-Kampagnen sind bereits ein Jahr vor der Wahl losgetreten worden. Auch die Wahlkampfmaschinerie wärmt sich auf. Erster Versuch: Die von VP-Stadträtin Ulli Nesslinger rührig organisierte und von der Marketing St. Pölten veranstaltete Reihe  “Musikalische Innenstadt” als VP-Zuckerl zu vermarkten. Das ist allerdings gründlich in die Hosen gegangen, als ejaculatio praecox politicus, gewissermaßen. Die Plakate leuchten zwar in VP-Stärke signalisierendem NÖ-Gelb, und VP-Vizebürgermeister Matthias Adl ist darauf lobend erwähnt. Das kuschelige VP-Solo-Foto mit Superstar Ulli Nesslinger ohne Veranstalter, das gibt’s allerdings nicht. Weil nämlich der VP-Pressedienst ein bisserl zu heftig auf die Tube gedrückt und die musikalische Innenstadt so klar und direkt als VP-Veranstaltung verkaufen wollte, dass der Veranstalter stoppte. Und dann auch noch das Imperium zurückschlug: SP-Bürgermeister Matthias Stadler richtete die Verkündigungs-Pressekonferenz aus — potentia imperatoris.

Jetzt herrscht zwar wieder eitel Wonne (“Wir tun alle alles nur für unser schönes St. Pölten”), aber der nächste politische Erguss kommt sicher bald – das gehört zum Wahlkampfmodus unserer Parteien.