MFG - Die Gastro-Königin von den Prinzen-Inseln
Die Gastro-Königin von den Prinzen-Inseln


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Gastro-Königin von den Prinzen-Inseln

Text Beate Steiner
Ausgabe 03/2019

Yeliz Zwinz betreibt in St. Pölten fünf Restaurants mit unterschiedlichem Angebot – und es sollen noch mehr werden. Mit dem MFG sprach sie über ihre Leidenschaft, die Gastronomie.

Sie serviert fein-aromatischen türkischen Tee mit Gebäck, elegant gekleidet, im eleganten Ambiente ihres Privathauses. Und sie erzählt charmant plaudernd von ihrem Faible für die Gastronomie, fürs Kochen und Bewirten. Yeliz Zwinz ist die perfekte Hausherrin, nicht nur in ihren eigenen vier Wänden, sondern bereits in fünf unterschiedlichen Lokalen in St. Pölten – im Traisenpark mit dem italienischen Restaurant Divino, dem Café Mokka und dem Tex-Mex-Lokal Vamos. Zusätzlich betreibt sie in der Innenstadt das Café Pusch und das Mokka in der Aquacity. „Ich liebe es, gute Sachen zu kochen und zu essen, und ich bin eine leidenschaftliche Gastgeberin“, bestätigt die 40-jährige Senkrechtstarterin in der heimischen Gastro-Landschaft.Die Begeisterung der kleinen Yeliz für Küche und Gaststuben zeigte sich schon vor 35 Jahren auf den Prinzeninseln vor Istanbul. Damals „half“ sie ihren Onkeln in den Fischrestaurants. „Sie hatten die drei besten der Inseln, mein Vater war dort Koch.“ Vor 30 Jahren kam die Familie nach Österreich, der Vater kochte in einem Pizza-Kebab-Lokal in Tulln.Yeliz träumte weiter von der Gastronomie, lernte den St. Pöltner Klaus Zwinz im Warehouse kennen: „Ich hab’ sofort gewusst, das ist sie, ich will diese Frau heiraten.“ Yeliz sagte nach kurzem Zögern „Ja“, Sohn Klaus-Mert wurde 2011 geboren. „Zwei Jahre danach ist mir zuhause fad geworden“, erinnert sich Yeliz Zwinz. Sie erfuhr, dass Traisenpark-Managerin Anita Bräunlich für den künftig vergrößerten Traisenpark ein italienisches Lokal suchte – und schlug zu. „Wir haben 2013 schon investiert, noch vor dem Umbau, also antizyklisch, und waren mit dem ‚Divino‘ bereits fertig, als der Traisenpark 2016 wieder eröffnete“, erzählt Klaus Zwinz, der Mann im Hintergrund des kleinen Gastro-Imperiums, dessen Familie seit 1972 ein Handelsunternehmen führt. „Ich habe mit der Gastronomie nix am Hut, ich bin für die strategische Ausrichtung und die Buchhaltung zuständig“, betont er. Welcher Art die Lokale sind, das ist eher Zufall. Das Divino lief bestens an, es folgte das Mokka, ein Kaffeehaus mit österreichischer Küche. Der Koch des Mokka hatte lange Jahre in Mexiko gelebt und gearbeitet, kannte einen mexikanischen Kollegen – und das Vamos war geboren.Ende vergangenen Jahres kam dann das Mokka in der Aquacity dazu. Das hübsch gestaltete Lokal bietet Speis und Trank für Badegäste, aber auch für Hungrige und Durstige aus der Umgebung. Das alte Café Pusch wird derzeit behutsam renoviert und setzt die Kaffeehaus-Tradition fort. „Mit dem Café Pusch sind wir jetzt ein mittelständisches Unternehmen mit 60 bis 70 Mitarbeitern“, erklärt Klaus Zwinz. Es sollen noch mehr werden, „zwei sind bereits budgetiert.“ In die Gastro-Kette mit den vielfältigen Gliedern würde zumindest ein weiteres Innenstadtrestaurant gut passen, sind Klaus und Yeliz Zwinz überzeugt: „St. Pölten entwickelt sich gut. Wir glauben an die Kulturhauptstadt.“ Das richtige Lokal haben die beiden aber bis jetzt noch nicht gefunden. 
Erfolg dank persönlichem Einsatz und kluger Strategie
Einige Gastro-Konzepte in St. Pölten sind in letzter Zeit nicht aufgegangen, das neue Kuckucksnest und das Egon zum Beispiel sind insolvent und geschlossen. Was also ist das Geheimnis des Zwinz’schen Erfolges? „Am besten funktionieren Betriebe, wenn die Gastronomen ein zweites Standbein, also ein weiteres Lokal, haben oder wenn die Gastwirtschaft so gut bespielt ist, dass auch Leute kommen, wenn sonst nichts los ist“, weiß etwa Mario Pulker, Tourismus-Spartenobmann in der Wirtschaftskammer. Das Gastro-Imperium von Yeliz Zwinz belegt diese Theorie. Das Gastro-Reich ist gut organisiert, mit einem eigenen Liefermanagement. Jeder der fünf Betriebe hat aber ein eigenes Konzept, bietet den Kunden, was am Standort passt: „Keine Hochpreisgastronomie, aber vernünftige Qualität zu leistbaren Preisen“, so die Gastronomin. Und in das Mokka in der Aquacity lockt Koch Hubert Beaumont mit zwei täglich wechselnden Menüs und saisonalen Schmankerln nicht nur Badegäste, sondern auch Beschäftigte und Bewohner der Innenstadt in der Mittagspause. Damit kein Bade-Feeling aufkommt, werden sogar die Temperaturen während der Essenszeiten gedrosselt. Yeliz Zwinz besucht täglich alle fünf Lokale, hilft mit, wenn Not an der Frau ist, bespricht Aktuelles mit dem Personal. Apropos Personal. Die gesamte Branche jammert, dass zu wenige Köche, Kellner, Hilfskräfte zu finden sind. Hat Yeliz Zwinz da keinen Engpass? „Klar ist es auch für uns schwer, gute Mitarbeiter zu bekommen. Aber es funktioniert. Vielleicht auch deshalb, weil wir kein klassischer Gastro-Betrieb sind“, meint die Gastronomin aus Leidenschaft. „Die Leute bekommen pünktlich ihr Geld, werden nicht bis aufs Letzte ausgequetscht. Wir sind aber auch wirtschaftlich profitabel. Es ist ein Geben und Nehmen.“ Da kann es schon mal vorkommen, dass die Chefin mit den Nerven fertig ist, weil ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeitern unglücklich ist und sich bei „Unternehmens-Mama“ Yeliz Zwinz ausgeweint hat. „Unsere Angestellten sind Teil unserer Familie. Allerdings landen auch die ganzen Probleme der Mitarbeiter bei mir.“ In der Zwinz’schen Unternehmenskultur gibt es noch ein interessantes Detail: Bevor ein Koch den Job in einem der Lokale der Gastro-Kette bekommt, muss er die Chefin und ihren Mann von seinem Können überzeugen und bei der Familie zuhause kochen: „Ich würde niemals etwas anbieten, das ich selbst nicht essen würde.“
Erfolg durch Kompetenz und Freude an der Arbeit
Yeliz Zwinz strahlt die Freude an ihrer Tätigkeit aus – das ist wohl auch eines der Geheimnisse ihres Erfolges. „Ich gehe jeden Tag mit Freude in die Arbeit. Zuerst bringe ich das Kind zur Schule, darauf kann sich mein Sohn verlassen. Dann gehe ich alle Geschäfte durch, helfe mit, wenn das notwendig ist.“ Ein Kindermädchen kümmert sich am Nachmittag um den begeisterten Jung-Fußballer Klaus-Mert. „Am Abend haben wir dann wieder Zeit füreinander. Das Familienleben kommt nicht zu kurz.“ Im Arbeitsleben hatte sie als Frau noch nie Nachteile. Die Mitarbeiter akzeptieren die Chefin: „Wenn etwas nicht passt, löse ich die Probleme bestimmt aber freundlich. Mein Vorteil ist, dass ich mich auskenne. Ich könnte überall einspringen. Ich verschaffe mir Respekt über Kompetenz.“