MFG - BURGSTALLER WILL DER BESTE SNOWBOARDER DER WELT WERDEN
BURGSTALLER WILL DER BESTE SNOWBOARDER DER WELT WERDEN


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St. Pöltens gute Seite

BURGSTALLER WILL DER BESTE SNOWBOARDER DER WELT WERDEN

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 09/2022

Der aus St. Pölten-Wagram stammende Dominik Burgstaller war einst ein stilles Kind. Das änderte sich schlagartig, als er das erste Mal auf einem Snowboard stand. Mittlerweile hat der 21-jährige Profisportler klare Ziele und scheut sich trotz Kritik auch nicht davor, jene lauthals zu verkünden: „Warum sollte ich darüber schweigen?“

Im stillsten Moment, kurz bevor alles losgeht und keiner mehr nachjustieren kann, blickt Snowboarder Dominik Burgstaller (21) in der Startbox auf seine Gravur am linken, in dem Fall hinteren, Schuh. MORIOR INVICTUS steht da, „lieber tot als besiegt“. Martialischer geht’s nicht. Kollege Benjamin Karl (36) hat auch schon bei Burgstaller nachgefragt, was denn das bedeute und reflektierte, früher wäre noch „Sieg oder Akia“ ein geflügelter Spruch gewesen. Burgstaller gehört eben schon zur nächsten Generation und verkündet auf seiner Homepage auch frank und frei: „Mein Ziel ist es, dass ich in meiner Sportart der Beste werde, mit dem langfristigen Ziel Weltcup und Olympia für mich zu entscheiden.“
Klingt arrogant, wird ihm auch so ausgelegt – beim gemeinsamen Kaffee am St. Pöltner Rathausplatz hinterlässt Burgstaller allerdings einen sympathischen, durchaus geerdeten Eindruck. Vielmehr bestätigten seine Ansichten und seine Einstellung jene Charaktereigenschaften, mit der ihn sein ehemaliger Trainer und Förderer in St. Pölten, Erik Wöll, zuvor auf Nachfrage beschrieben hatte: Zielstrebig, konsequent – und durchaus fähig, auch einmal aus dem Tunnel herauszutreten und den Alltag eines Profisportlers aus der Distanz zu betrachten. „Vielleicht war auch ein bisschen jugendlicher Leichtsinn dabei, den Schritt ins Profitum zu wagen“, sinniert Burgstaller fast bestätigend, „was da alles auf einen zukommt, kann man da ja noch nicht wirklich abschätzen.“ Als Kind wäre er sehr verschlossen gewesen, habe sich „nix sagen getraut.“ Nach seinen ersten Schwüngen auf dem Snowboard wurde aber plötzlich alles anders.
Weltcup-Abenteuer startet
Jetzt gehört Burgstaller zu den bes­ten Snowboardern hierzulande, steht im „A-Kader“ des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) und fährt ab Anfang Dezember um Weltcup-Punkte, Podestplatzierungen und Siege. Das Ticket dafür hat er quasi mit seinem dritten Gesamtrang im Europacup gelöst. „Der Weltcup ist aber noch einmal eine ganz andere Dimension“, geht Burgstaller demütig an die Aufgabe heran, kündigt jedoch wenig später gleich vollmundig an: „Das erste Rennen, das ich dort einmal gewinnen möchte, ist Bad Gastein. Dort taugt mir die Piste und das Flair mit dem Publikum und der benachbarten Therme hinter dem Zielgelände.“
Im Europacup hatte er schon so etwas wie Vorahnungen vor seinen ersten Siegen, wenn auch kurzfristiger Natur. In Götschen (D), wo er den Parallel-Slalom gleich Samstag und Sonntag gewann, kam ihm bei der Anreise der Gedanke: „Warum soll ich, wenn ich dorthin fahre, nicht als Sieger wieder heimfahren?“ Sagte dies seinem Trainer Arnold Fauler, und tat es anschließend. Ein ähnliches Gespräch hatten die beiden wenige Wochen später am Skilift in Moninec (CZE) – und wieder fuhr Burgstaller als Sieger eines Europacups heim.
Kampfsport zum Ausgleich
Visualisieren war in den letzten Wochen freilich nicht angesagt, sondern vielmehr Kondition und Kraft tanken. Der mittlerweile in Graz lebende St. Pöltner hat dort gemeinsam mit Fauler die Basis für die kommende Saison gelegt. Beim Training ist er ein Einzelgänger: „Es ist nicht so, dass ich im Team keinen Spaß hätte, aber, wenn man im gemeinsamen Training in irgendeiner Form auf den anderen Rücksicht nimmt, kann man selber nicht voll durchziehen.“ Dann fehlt also wieder etwas am angepeilten Weg zur Nummer 1.
Am liebsten trainiert Burgstaller sechs Tage die Woche gut strukturiert, um voll fokussiert bleiben zu können. Neben der Kraftkammer verbrachte er zuletzt viel Zeit am Rennrad, aber auch bei der Ausübung seiner geliebten Kraftsportarten wie Boxen, Kickboxen und Muay Thai. Überhaupt sei der Kampf Mann gegen Mann sein Elixier. Ähnlich gehe es ja auch beim Parallel-Slalom zu. „Wenn neben mir Benjamin Karl fährt, habe ich vollsten Respekt vor seinen Leistungen, aber will in Wahrheit nur eines, ihn bezwingen.“ Geht Karl sicher genauso. Verglichen wird Burgstaller mit seinem Klubkollegen von Union Trendsport Weichberger aber nicht so gerne. Jeder mache eben sein Ding. Seinem Verein wird er aber ebenso die Treue halten: „Sicher, hier herrscht ein toller Zusammenhalt, der Verein ist in vielerlei Hinsicht super organisiert und hat in der Vergangenheit auch immer meine Startgelder bezahlt.“
Jetzt steht Burgstaller unter den Fittichen des ÖSV, der sich für seine Schäfchen auch gerade wieder auf die jährlich schwieriger werdende Suche nach einem geeigneten Schnee begibt. Wahrscheinlich folgt Burgstallers Feinschliff für seine erste Weltcup-Saison irgendwo in Chile. Begonnen hat der große Traum in der Körner-Hauptschule in St. Pölten, als Erstklassler Dominik (zuvor fast nur auf Alpin-Ski unterwegs) mit den Dritt- und Viertklasslern auf Schulsportwoche ging und zum Erstaunen Wölls gleich respektable Schwünge zog. Wenig später durfte Burgstaller bei den internationalen FICEP (Fédération Internationale Catholique d’Education Physique et sportive) Meisterschaften in Hochficht für einen drei Jahre älteren Snowboarder einspringen. Dort wurde Fauler auf das Talent aus dem Flachland aufmerksam, legte ihm die Rutsche zur Ski-Akademie Schladming und die Dinge nahmen ihren Lauf.