MFG - Neelam Brader – „Musik, die ich nicht mag, gibt es nicht“
Neelam Brader – „Musik, die ich nicht mag, gibt es nicht“


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St. Pöltens gute Seite

Neelam Brader – „Musik, die ich nicht mag, gibt es nicht“

Text Beate Steiner
Ausgabe 12/2022

Berlin – Salzburg – Dessau: Neelam Brader ist in vielen Konzertsälen, Kirchen und Theatern in ganz Europa zuhause. Die Mezzo-Sopranistin beehrt auch immer wieder ihre Heimatstadt St. Pölten.


Gesungene Geschichten“ verzauberten die siebenjährige Neelam Brader. Das war Ende der 1990er-Jahre. Damals durfte die kleine Neelam mit ihren Eltern zu jeder neuen Opern- und Operettenaufführung im Stadttheater in St. Pölten mitkommen. „Ich war neugierig, wie die Sänger und Sängerinnen ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Mit meinen Schwestern habe ich dann oft die Opern, Operetten und Musicals nachgespielt – und ich fühlte mich selbst mitten im Geschehen“, erzählt die heute 31-Jährige. Seit einigen Jahren ist ihr Kindheitstraum Wirklichkeit geworden: Neelam Brader ist als Mezzo-Sopranistin mitten im Bühnen-Geschehen, begeistert Publikum und Kritiker, etwa im Anhaltischen Theater in Dessau als Lucile in Molières „Der Bürger als Edelmann“: „Neelam Brader setzt hier gesanglich Höhepunkte. Ihre Stimme berührt, transportiert etwas Wahrhaftiges in den Episoden aus schönem Schein und leeren Gesten.“ 
Vom musikbegeisterten Elternhaus in die Theater und Konzertsäle war es allerdings ein weiter Weg. Die fünfjährige Neelam lernte Violine, besuchte dann das BORG. In der Oberstufe hängte sie die Violine an den Nagel, überzeugte durch Vorsingen im besonders musikalischen Zweig und machte ihre erste Gesangsausbildung bei Lotte Kasser. 
Nächstes Ziel: das Mozarteum in Salzburg. „Wer möchte nicht an einem Ort studieren, wo Mozart seine ersten musikalischen Schritte getan hat?“ Im vergangenen Jahr schloss Neelam Brader erfolgreich ihr Studium bei Professor Mario Diaz mit dem Master der renommierten Musikuniversität ab. 
Neelams Eltern – St. Pöltens ehemaliger Vizebürgermeister Alfred Brader und seine Gattin Gabriele – haben ihre Tochter stets unterstützt, damit sie ihren beruflichen Traum verwirklichen konnte. Sie waren bei vielen Aufführungen dabei, „was in den Jahren ihrer Berufstätigkeit oft nicht sehr einfach und wegen großer Distanzen manchmal auch strapaziös war. Aber ihr Hiersein hat mir immer viel bedeutet und mir Kraft gegeben, meine Arbeit gut zu machen und an meinem Ziel festzuhalten. Ich kann mich immer auf sie verlassen.“

Kleine und große Bühnen
Schon während ihres Studiums war die Mezzosopranistin Mitglied und Solistin des Salzburger Bachchores, trat in der Opéra de Monte Carlo auf, wie auch bei den Salzburger Festspielen. „Ich finde es schön, mit meinem Gesang die Menschen zu berühren und sie aus dem Alltag in eine ganz andere Welt zu entführen. Selbstverständlich bin ich vor einem Auftritt nervös. Doch wenn sich der Vorhang hebt, bin ich mitten in einer musikalischen Geschichte, ich bin die Figur, die ich singe, lebe, leide und freue mich mit ihr.“ Die Lieblingsoper der jungen Musikerin ist „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss. „Die Rolle des Oktavian ist sehr anspruchsvoll und schwierig, doch ich liebe Herausforderungen und freue mich schon sehr, sie einmal zu singen.“ Am liebsten an der Wiener Staatsoper. „Aber weil das Leben kein Wunschkonzert ist, freue ich mich auf jede kleine wie große Bühne, auf der ich mein Können unter Beweis stellen darf.“ 
An ihrer Heimatstadt St. Pölten schätzt die Sängerin die vielen verschiedenen Auftrittsmöglichkeiten für Künstler, beim Barockfestival, bei Musica Sacra. Aber: „Wünschen würde ich mir, dass es im Bereich der Oper wieder eigenständige Produktionen gibt, die den Sängerinnen und Sängern der Opernmusik die Chance eröffnen, in St. Pölten auch eine musikalische Heimat zu finden.“
Neelam Brader lebt derzeit in Berlin, pendelt zwischen Deutschland und Österreich. „In Berlin ist der Sitz meiner Agentur, und diese Stadt bietet viele Möglichkeiten sich künstlerisch zu entfalten. Aber auch in Österreich habe ich viele Konzerte und singe in einigen Kirchen.“ Sie ist etwa kürzlich bei einem Adventkonzert in Walpersdorf aufgetreten, am 11. Dezember ist sie mit dem Musikverein St. Pölten in der Franziskanerkirche zu hören, am Christtag dann im Dom, mit dem Giovanni Orchestra Salzburg tritt sie bei Neujahrskonzerten auf. 
Als Künstlerin ist Neelam Brader daran gewöhnt viel zu reisen, manchmal darf auch Hündin Cola mit. „Sie sorgt dafür, dass ich genug Bewegung an der frischen Luft habe.“ Diese ergänzt die sportliche Neelam im Sommer mit Stand Up-Paddeln, im Winter beim Snowboarden. Entspannung findet die begeisterte Theatergängerin auch bei Jazz-Musik: „Musik, die ich nicht mag, gibt es eigentlich nicht.“

ZUR PERSON
Neelam Brader, Mezzosopran, Jahrgang 1991, St. Pöltnerin mit indischen Wurzeln, maturierte am BORG, studierte am Salzburger Mozarteum und pendelt derzeit zwischen ihrem Wohnort Berlin und Bühnen in Österreich und Deutschland.