"Unsere Aufführung soll rocken"
Ausgabe
Mit der Idee des Bürgertheaters leistet das Landestheater Niederösterreich in Österreich Pionierarbeit. Für die Bürgerproduktion 1.0 öffnet das Theater seine Bühne für alle Interessierten zwischen 18 und 35 Jahren und gibt ihnen die Möglichkeit, sich unter professioneller Leitung vollkommen frei kreativ auszutoben und ihre Sporen zu verdienen.
Wer traut sich unter der Leitung von Renate Aichinger ein Stück zu schreiben, zu gestalten und auf der Bühne zu stehen, für das bisher nur der Titel feststeht? Unter dem klingenden Namen „Aufgleisen“ soll eine rund einstündige Aufführung entstehen, die sich aus Improvisation entwickeln soll. Die Regisseurin und Dramaturgin Renate Aichinger betritt trotz langjähriger Erfahrung u. a. mit dem Jugendtheater der Jungen Burg Wien und dem Jungen Schauspielhaus Zürich mit der Bürgerproduktion Neuland: „Ich bin gerade wahnsinnig gespannt und aufgeregt. Am Anfang weiß man nie, wer und was auf einen zukommt. Es sind ja keine unbeschriebenen Blätter, die zu uns ins Theater kommen. Jeder bringt seine eigenen Erfahrungen, Vorstellungen und Eigenschaften mit. Die einzelnen Personen sind die Basis für einen aufregenden Prozess.“
Schon beim Info-Abend im November zeigt sich, dass der Ruf des Landestheaters viele unterschiedliche Charaktere ereilt hat. 17 Personen stellen sich der Herausforderung. Zunächst noch schüchtern verhalten, nehmen die angehenden Theaterleute in einem Sesselkreis Platz, der inmitten des raffiniert detailverliebten Bühnenbildes der aktuellen Produktion „Minus und die verrückte Hutjagd“ in der Theaterwerkstatt situiert ist. Inmitten des Raumes, der für die Teilnehmer in den kommenden Monaten ihr kreatives Schaffen begleiten wird, liegt sozusagen bereits Theater in der Luft, was einige offenbar noch verunsichert. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stellt sich heraus, dass einige schon erste Erfahrungen auf der Bühne gesammelt haben. So sind etwa Theresa und Simon Teil einer Jugendschauspielgruppe und bringen bereits das perfekte Theaterdeutsch mit. Alexander beschreibt sich als angehenden Kabarettisten und verfasst Stücke. Bianca, Tim, Bella und Christoph haben schon in der Schule erste Bühnenluft geschnuppert. Elisabeth ist als Mitarbeiterin des szenischen Dienstes keine Theaterunbekannte und nutzt die Chance, sich zur Abwechslung aktiv als Schauspielerin zu versuchen. Hingegen schauen die Studentin Leni, René, Michaela, Ivette und Steffi einmal, was passiert. Der Begriff „Traumberuf Schauspieler“ fällt wiederholt im Gespräch. Auch Silvia und Maria, die bereits in ihren 50ern sind und damit streng genommen die vorgegebene Altersgruppe 18-35 sprengen, werden ihr „Platzerl“ in der Produktion finden.
Die ersten Reaktionen auf das Projekt sind vom Enthusiasmus der Teilnehmer geprägt: „Bürgertheater – voll toll!“ Doch die Gretchenfrage folgt auf dem Fuße: „Was ist denn das überhaupt?“ Landestheater-Intendantin Bettina Hering erklärt die Intention des Hauses: „Die Bürger waren in St. Pölten immer ein großer Teil des Theaters. Sie waren nicht nur maßgeblich an der Gründung beteiligt, sondern haben nach dem finanziellen Kollaps des Theaters aktiv die Wiedereröffnung eingefordert. Die Aktionen im Rahmen des Bürgertheaters honorieren die lange Tradition der Beteiligung der St. Pöltner und öffnen das Theater noch weiter.“
Im Gegensatz zum Laientheater bietet das Landestheater im Zuge der Bürgerproduktion ein intimes Kennenlernen des Theaters in einem professionellen Rahmen. Nicht zuletzt stehen der Theaterfundus, die Bühne der Theaterwerkstatt und natürlich die professionelle Betreuung durch Renate Aichinger zur Verfügung. „Diese Erfahrung ist nicht nur für die Teilnehmer interessant, sondern auch für uns als Haus spannend. Für uns ist der Weg wichtig. Dabei können sich alle der Unterstützung des Hauses sicher sein“, verspricht Hering.
Die Dramaturgin Barbara Nowotny, die seit 2010 am Landestheater tätig ist, war von der Schöpfung der Idee bis heute an dem Projekt beteiligt: „Wir sind mittlerweile seit fast einem Jahr mit der Idee schwanger. Wir freuen uns alle sehr, dass es endlich los geht! Mit Leuten zwischen 18 bis 35 Jahren haben wir uns eine Altersgruppe ausgesucht, in der viel passiert. Das passt sehr gut zu unserer ersten Produktion, die einen frischen Wind bringen soll. Schranken sollen fallen!“ Dazu passt auch der Titel des Stückes. „‘Aufgleisen‘ bedeutet für mich ‚Wie gehe ich an mein Leben heran?‘. Will ich Kind, Karriere, Studium oder alles zusammen? Es geht um Weichenstellungen. Das soll der Grundtenor unserer Produktion sein, mit der sich die Teilnehmer bestimmt identifizieren können“, beschreibt Aichinger die Auswahl des Titels. Nicht zuletzt verbindet sie damit auch ihren Zugang zu St. Pölten: „Bisher bin ich immer mit dem Zug an St. Pölten vorbeigefahren. Aufgleisen heißt für mich auch, die Stadt und ihre Leute kennen zu lernen und beide miteinander zu verknüpfen.“ Die Herausforderung reizt Aichinger besonders. „Bettina Hering hat mir viel freie Hand gelassen, was auch eine Menge Arbeit und Verantwortung mit sich bringt. Es ist eine Gratwanderung zwischen Jonglieren und dabei das Tablett in der Hand zu halten“, lacht die Theaterwissenschafterin. Von den Teilnehmern erwartet sie, dass sie sich aktiv einbringen und pünktlich sind. „Sie wollen immerhin das Theater kennenlernen. Richtiges Theater ist hierarchisch, hat viele Regeln und kann auch streng sein“, gibt Aichinger zu bedenken. Das Geheimnis des Theaters ist die Präsenz und Authentizität, die das Publikum spüren muss. Genau das will sie aus den Neulingen herausholen. „In den nächsten Monaten werden wir an der Gruppendynamik arbeiten und hoffentlich ein schönes Stück gemeinsam erarbeiten. Es wird Brainstorming betrieben, geschrieben und improvisiert werden, was das Zeug hält!“
Es liegt also noch ein Stück Arbeit vor den Teilnehmern, bevor sich der Vorhang im März öffnet. Aichingers Ziel: „Ganz klar: Die Aufführung soll rocken! Damit wir noch viele weitere Bürgerproduktionen – dann in völlig anderen Konstellationen – auf die Bühne bringen können!“
Schon beim Info-Abend im November zeigt sich, dass der Ruf des Landestheaters viele unterschiedliche Charaktere ereilt hat. 17 Personen stellen sich der Herausforderung. Zunächst noch schüchtern verhalten, nehmen die angehenden Theaterleute in einem Sesselkreis Platz, der inmitten des raffiniert detailverliebten Bühnenbildes der aktuellen Produktion „Minus und die verrückte Hutjagd“ in der Theaterwerkstatt situiert ist. Inmitten des Raumes, der für die Teilnehmer in den kommenden Monaten ihr kreatives Schaffen begleiten wird, liegt sozusagen bereits Theater in der Luft, was einige offenbar noch verunsichert. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stellt sich heraus, dass einige schon erste Erfahrungen auf der Bühne gesammelt haben. So sind etwa Theresa und Simon Teil einer Jugendschauspielgruppe und bringen bereits das perfekte Theaterdeutsch mit. Alexander beschreibt sich als angehenden Kabarettisten und verfasst Stücke. Bianca, Tim, Bella und Christoph haben schon in der Schule erste Bühnenluft geschnuppert. Elisabeth ist als Mitarbeiterin des szenischen Dienstes keine Theaterunbekannte und nutzt die Chance, sich zur Abwechslung aktiv als Schauspielerin zu versuchen. Hingegen schauen die Studentin Leni, René, Michaela, Ivette und Steffi einmal, was passiert. Der Begriff „Traumberuf Schauspieler“ fällt wiederholt im Gespräch. Auch Silvia und Maria, die bereits in ihren 50ern sind und damit streng genommen die vorgegebene Altersgruppe 18-35 sprengen, werden ihr „Platzerl“ in der Produktion finden.
Die ersten Reaktionen auf das Projekt sind vom Enthusiasmus der Teilnehmer geprägt: „Bürgertheater – voll toll!“ Doch die Gretchenfrage folgt auf dem Fuße: „Was ist denn das überhaupt?“ Landestheater-Intendantin Bettina Hering erklärt die Intention des Hauses: „Die Bürger waren in St. Pölten immer ein großer Teil des Theaters. Sie waren nicht nur maßgeblich an der Gründung beteiligt, sondern haben nach dem finanziellen Kollaps des Theaters aktiv die Wiedereröffnung eingefordert. Die Aktionen im Rahmen des Bürgertheaters honorieren die lange Tradition der Beteiligung der St. Pöltner und öffnen das Theater noch weiter.“
Im Gegensatz zum Laientheater bietet das Landestheater im Zuge der Bürgerproduktion ein intimes Kennenlernen des Theaters in einem professionellen Rahmen. Nicht zuletzt stehen der Theaterfundus, die Bühne der Theaterwerkstatt und natürlich die professionelle Betreuung durch Renate Aichinger zur Verfügung. „Diese Erfahrung ist nicht nur für die Teilnehmer interessant, sondern auch für uns als Haus spannend. Für uns ist der Weg wichtig. Dabei können sich alle der Unterstützung des Hauses sicher sein“, verspricht Hering.
Die Dramaturgin Barbara Nowotny, die seit 2010 am Landestheater tätig ist, war von der Schöpfung der Idee bis heute an dem Projekt beteiligt: „Wir sind mittlerweile seit fast einem Jahr mit der Idee schwanger. Wir freuen uns alle sehr, dass es endlich los geht! Mit Leuten zwischen 18 bis 35 Jahren haben wir uns eine Altersgruppe ausgesucht, in der viel passiert. Das passt sehr gut zu unserer ersten Produktion, die einen frischen Wind bringen soll. Schranken sollen fallen!“ Dazu passt auch der Titel des Stückes. „‘Aufgleisen‘ bedeutet für mich ‚Wie gehe ich an mein Leben heran?‘. Will ich Kind, Karriere, Studium oder alles zusammen? Es geht um Weichenstellungen. Das soll der Grundtenor unserer Produktion sein, mit der sich die Teilnehmer bestimmt identifizieren können“, beschreibt Aichinger die Auswahl des Titels. Nicht zuletzt verbindet sie damit auch ihren Zugang zu St. Pölten: „Bisher bin ich immer mit dem Zug an St. Pölten vorbeigefahren. Aufgleisen heißt für mich auch, die Stadt und ihre Leute kennen zu lernen und beide miteinander zu verknüpfen.“ Die Herausforderung reizt Aichinger besonders. „Bettina Hering hat mir viel freie Hand gelassen, was auch eine Menge Arbeit und Verantwortung mit sich bringt. Es ist eine Gratwanderung zwischen Jonglieren und dabei das Tablett in der Hand zu halten“, lacht die Theaterwissenschafterin. Von den Teilnehmern erwartet sie, dass sie sich aktiv einbringen und pünktlich sind. „Sie wollen immerhin das Theater kennenlernen. Richtiges Theater ist hierarchisch, hat viele Regeln und kann auch streng sein“, gibt Aichinger zu bedenken. Das Geheimnis des Theaters ist die Präsenz und Authentizität, die das Publikum spüren muss. Genau das will sie aus den Neulingen herausholen. „In den nächsten Monaten werden wir an der Gruppendynamik arbeiten und hoffentlich ein schönes Stück gemeinsam erarbeiten. Es wird Brainstorming betrieben, geschrieben und improvisiert werden, was das Zeug hält!“
Es liegt also noch ein Stück Arbeit vor den Teilnehmern, bevor sich der Vorhang im März öffnet. Aichingers Ziel: „Ganz klar: Die Aufführung soll rocken! Damit wir noch viele weitere Bürgerproduktionen – dann in völlig anderen Konstellationen – auf die Bühne bringen können!“