MFG - Play it again, allwissende Müllhalde!
Play it again, allwissende Müllhalde!


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Play it again, allwissende Müllhalde!

Text Michael Müllner
Ausgabe 02/2008

Die geschichtsträchtigen Proberäume im Karmeliterhof sind bald Vergangenheit. Wo jugendkulturelle Legenden geschrieben wurden, nimmt der Schimmel überhand. Ein neues Zuhause für die Musiker scheint aber gefunden: Am Müllberg.

Die Stadt verwaltet im ganzen Stadtgebiet mehrere Proberäume. Das Herz der Szene war aber schon immer „der Kameliterhof“. Wo legendäre Bands wie Roots Vibration, The Frisbee Flakes, Ballycotton, P.O. Box, T.U.B.E., The SunSurfaz oder S.H.E. geprobt haben und heute die Adrenaline Kings, das Fried Freak Orchestra, Tate, Seppuku und viele mehr ihr Unwesen treiben, nimmt aber seit Jahren der Schimmel überhand. In Folge des Stadtmuseumsumbaus sind nun die Tage der Proberäume gezählt. Wolfgang Matzl, Jugendkoodinator der Stadt: „Für mich war klar, dass wir beim Wegfall der Karmeliterhof-Räume einen Ersatz brauchen. Mit dem Containerbau am Gelände der MBA scheint eine gute Lösung gefunden. Ich hoffe, dass wir bis März umziehen können, obwohl noch die budgetäre Frage geklärt werden muss, woher die 15.000 bis 20.000 Euro für die Adaptierungsarbeiten kommen.“
Ein Musiker berichtet von der ersten Besichtigung der Bands am neuen Areal: „Wir haben einige Wünsche geäußert, beispielsweise in Bezug auf die Stromversorgung für die Instrumente. Generell kann das dort schon eine gute Sache werden, insbesondere wenn man bedenkt, welche Zustände jetzt im Karmeliterhof herrschen.“ Ein anderer Musiker lächelt: „Bei der Besichtigung wurden wir angehalten keine Wände einzuschlagen oder Kerzen abzubrennen. Man hatte den Eindruck, die sehen uns als das ärgste Gesindel. Aber wenn unsere Anregungen aufgegriffen werden, dann können dort wirklich anständige Proberäume entstehen.“
Seit Jahren gibt es zu wenig Proberäume, zahlreiche Musiker stehen auf einer Warteliste. Dazu Matzl: „Ja, es gibt diese Liste, und es ist immer sehr schwierig zu entscheiden, wer nachrückt. So gesehen ist der Umzug auch ein wichtiger Schritt, da wir bei der MBA mehr Bands als bisher unterbringen und auch anständige Sanitäranlagen anbieten können. Außerdem wird es ein Atelier geben, etwa für Stencil Artists.“
Wie sieht Matzl die Standortwahl unter dem Aspekt der Innenstadtbelebung bzw. wie gefällt es ihm, das jugendkulturelle Potential der Stadt vor deren Haustür zu setzen, direkt neben den Müllberg? Als gelernter St. Pöltner könnte man das ja gleich mal als „typisch St. Pölten“ abtun und in lautstarke Suderei einstimmen?! „Naja, zumindest die Metalband Trashcanned meint, dass das perfekt passt! Im Ernst. Man hätte immer gerne alles zentral, keine Frage. Aber in diesem Fall ist die Entfernung auch ein Vorteil, da man keine Anrainerprobleme hat. Auch die Musiker sahen darin kein Problem, da ohnehin alle mobil sind. Außerdem stellen wir diese Proberäume völlig kostenlos zur Verfügung. Das ist, soweit ich weiß, ein einzigartiger Service!“
Eine weitere Änderung zeichnet sich in Sachen Altersdurchschnitt ab, da auch „erwachsene“ Bandprojekte nach Proberäumen suchen. „Es gibt keine Altersbeschränkung, das Angebot gilt für alle. Es kann auch vorteilhaft sein, wenn junge Künstler gemeinsam mit den ‚Altspatzen’ proben. Darin seh ich einen großen Vorteil, wenn es um die Weitergabe von Erfahrung geht.“