Wenn die Nachtmusik spielt
Text
Eva Seidl
Ausgabe
Am 28. April hat im Landestheater das Stück „Kleine Nachtmusik“ Premiere. Autorin Silke Hassler spricht im Interview über Ihre Inspiration und Ihre weiteren Pläne.
In Ihrem Stück geht es um eine junge Frau, die auf der Suche ist und einen ungewöhnlichen Weg wählt, um zu bekommen, was ihr fehlt. Wie entstand die Idee zum Stück?
Im Kern ist es ein Stück über den Masochismus von Frauen. Die junge Frau wird gleich in der ersten Szene, einer stummen Szene, von ihrem Freund verlassen. Sie hat sich in ihrer Beziehung immer wieder nach Sätzen gesehnt, die er nie ausgesprochen hat, wobei sie diese Sätze auch nie dezidiert eingefordert hat. Und jetzt zieht sie in ihrer Verzweiflung eine Nacht lang durch die Großstadt und versucht diese Sätze, die sie nie gehört hat, von ihr völlig fremden Menschen zu hören, sie ihnen förmlich abzupressen. Es ist einerseits eine ziemlich traurige Geschichte, aber andererseits, so hoffe ich, ist sie im Theater auch sehr komisch.
Durch diesen Zusammenprall mit ihr völlig fremden Menschen, deren Liebesleben auch nicht gerade zum Besten steht, kommt es natürlich zu den aberwitzigsten Situationen.
Gab es eine spezielle Inspiration zum Stück?
Ich konnte zunehmend beobachen, wie sich Menschen, wenn sie auf Fremde treffen, wenn sie sich aufeinander einlassen, immer weniger Zeit füreinander nehmen. Dass Beziehungen immer schneller enden, man immer schneller enttäuscht ist vom anderen und immer schneller weiterzieht zum Nächsten, sich nicht mehr die Zeit gibt, die man in einer Beziehung braucht. Das war ein Auslöser - dieses Phänomen der Geschwindigkeit in die Mechanik des Stückes hineinzubringen.
Wie kam es zur Uraufführung in St. Pölten?
Das ist eine schöne Geschichte: Die Intendantin des Landestheaters, Isabella Suppanz, hat das Stück gelesen und begeistert darauf reagiert. Sie hat gesagt: „Ich weiß zwar noch nicht wie, noch nicht wann, und ich weiß auch nicht, ob ich es mir leisten kann, aber ich muss dieses Stück unbedingt haben.“ Das ist ein Leidenschaftsanfall einer Intendantin, da kann man nur sagen, was kann einem als Autorin Besseres passieren?!
Mit Peter Turrini arbeiteten Sie an der Volksoperette „Jedem das Seine“, die seit Kurzem am Stadttheater Klagenfurt läuft. Wie gestaltete sich die Arbeit am Stück, das sich mit dem Thema der Todesmärsche von Juden durch Österreich 1945 beschäftigt?
In erster Linie war es ein sehr langer Zeitraum, in dem wir uns beide mit diesem Stoff beschäftigt haben, wir haben einfach sehr lange keine geeignete literarische Form dafür gefunden. Wie ist das Grauen der Todesmärsche überhaupt darstellbar? Wir haben uns für die Operette entschieden. Aber wie bringt man das Grauen und die Operette zusammen? Dann haben wir gemeinsam diesen Versuch unternommen. Man muss zu dieser Zusammenarbeit sagen, dass wir uns schon seit Jahren immer gegenseitig unser Geschriebenes zeigen und uns die Meinung des anderen anhören. Bei dieser Geschichte war es dann nicht mehr so, dass wir einfach nur einen Ratschlag vom anderen annehmen oder ablehnen konnten, diesmal mussten wir uns wirklich bis auf den letzten Satz einigen. In gewissem Sinne war es auch beziehungsgefährdend, aber es ist, sowohl was die Volksoperette betrifft, als auch die Beziehung, gut ausgegangen.
Können Sie uns schon etwas über Ihr neues Stück „Qualifikationsspiel“ erzählen?
Ich erzähle Ihnen in fünf Sätzen den Inhalt, woran sie auch wieder merken, wie meine Stücke funktionieren. Dieses Stück spielt in einem Zimmer einer Psychiatrie, wo zwei Frauen untergebracht sind. Dann gibt es einen Mann, der immer, wenn er Frauen kennen lernt, nach spätestens drei Wochen das Gefühl hat, sie haben alle irgendeine Störung, einen Knall. Er kommt auf die Idee, gleich in die Psychiatrie zu gehen, um dort eine Frau kennen zu lernen, denn dann weiß er wenigstens von Anfang an Bescheid. Er trifft dort auf diese beiden Frauen, die aufgrund ihrer eigenen unglücklichen Beziehungen in der Psychiatrie gelandet sind. Es entsteht eine Art Beziehungsspiel zwischen den dreien.
Sie sehen, Ausgangspunkt meiner Stücke ist offensichtlich immer die Tragödie und dann entwickelt sich sehr schnell auch eine komödiantische Ebene.
Im Kern ist es ein Stück über den Masochismus von Frauen. Die junge Frau wird gleich in der ersten Szene, einer stummen Szene, von ihrem Freund verlassen. Sie hat sich in ihrer Beziehung immer wieder nach Sätzen gesehnt, die er nie ausgesprochen hat, wobei sie diese Sätze auch nie dezidiert eingefordert hat. Und jetzt zieht sie in ihrer Verzweiflung eine Nacht lang durch die Großstadt und versucht diese Sätze, die sie nie gehört hat, von ihr völlig fremden Menschen zu hören, sie ihnen förmlich abzupressen. Es ist einerseits eine ziemlich traurige Geschichte, aber andererseits, so hoffe ich, ist sie im Theater auch sehr komisch.
Durch diesen Zusammenprall mit ihr völlig fremden Menschen, deren Liebesleben auch nicht gerade zum Besten steht, kommt es natürlich zu den aberwitzigsten Situationen.
Gab es eine spezielle Inspiration zum Stück?
Ich konnte zunehmend beobachen, wie sich Menschen, wenn sie auf Fremde treffen, wenn sie sich aufeinander einlassen, immer weniger Zeit füreinander nehmen. Dass Beziehungen immer schneller enden, man immer schneller enttäuscht ist vom anderen und immer schneller weiterzieht zum Nächsten, sich nicht mehr die Zeit gibt, die man in einer Beziehung braucht. Das war ein Auslöser - dieses Phänomen der Geschwindigkeit in die Mechanik des Stückes hineinzubringen.
Wie kam es zur Uraufführung in St. Pölten?
Das ist eine schöne Geschichte: Die Intendantin des Landestheaters, Isabella Suppanz, hat das Stück gelesen und begeistert darauf reagiert. Sie hat gesagt: „Ich weiß zwar noch nicht wie, noch nicht wann, und ich weiß auch nicht, ob ich es mir leisten kann, aber ich muss dieses Stück unbedingt haben.“ Das ist ein Leidenschaftsanfall einer Intendantin, da kann man nur sagen, was kann einem als Autorin Besseres passieren?!
Mit Peter Turrini arbeiteten Sie an der Volksoperette „Jedem das Seine“, die seit Kurzem am Stadttheater Klagenfurt läuft. Wie gestaltete sich die Arbeit am Stück, das sich mit dem Thema der Todesmärsche von Juden durch Österreich 1945 beschäftigt?
In erster Linie war es ein sehr langer Zeitraum, in dem wir uns beide mit diesem Stoff beschäftigt haben, wir haben einfach sehr lange keine geeignete literarische Form dafür gefunden. Wie ist das Grauen der Todesmärsche überhaupt darstellbar? Wir haben uns für die Operette entschieden. Aber wie bringt man das Grauen und die Operette zusammen? Dann haben wir gemeinsam diesen Versuch unternommen. Man muss zu dieser Zusammenarbeit sagen, dass wir uns schon seit Jahren immer gegenseitig unser Geschriebenes zeigen und uns die Meinung des anderen anhören. Bei dieser Geschichte war es dann nicht mehr so, dass wir einfach nur einen Ratschlag vom anderen annehmen oder ablehnen konnten, diesmal mussten wir uns wirklich bis auf den letzten Satz einigen. In gewissem Sinne war es auch beziehungsgefährdend, aber es ist, sowohl was die Volksoperette betrifft, als auch die Beziehung, gut ausgegangen.
Können Sie uns schon etwas über Ihr neues Stück „Qualifikationsspiel“ erzählen?
Ich erzähle Ihnen in fünf Sätzen den Inhalt, woran sie auch wieder merken, wie meine Stücke funktionieren. Dieses Stück spielt in einem Zimmer einer Psychiatrie, wo zwei Frauen untergebracht sind. Dann gibt es einen Mann, der immer, wenn er Frauen kennen lernt, nach spätestens drei Wochen das Gefühl hat, sie haben alle irgendeine Störung, einen Knall. Er kommt auf die Idee, gleich in die Psychiatrie zu gehen, um dort eine Frau kennen zu lernen, denn dann weiß er wenigstens von Anfang an Bescheid. Er trifft dort auf diese beiden Frauen, die aufgrund ihrer eigenen unglücklichen Beziehungen in der Psychiatrie gelandet sind. Es entsteht eine Art Beziehungsspiel zwischen den dreien.
Sie sehen, Ausgangspunkt meiner Stücke ist offensichtlich immer die Tragödie und dann entwickelt sich sehr schnell auch eine komödiantische Ebene.