MFG - Die Einzige, von der wir uns wecken lassen!
Die Einzige, von der wir uns wecken lassen!


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St. Pöltens gute Seite

Die Einzige, von der wir uns wecken lassen!

Text Johannes Reichl
Ausgabe 12/2007

Alle kennen sie, alle lieben sie. Daniela Zellers wohlvertraute Stimme, die uns morgens via Ö3 Wecker aus den Daunen holt. Aufstehen ist hart. Aber wenn schon aufgeweckt werden, dann mit dieser Happy Voice – das macht es definitiv erträglicher. Dass Zeller selbst zu diesem Zeitpunkt bereits seit 3.30 auf den Beinen ist, wird gekonnt verdrängt, wenngleich sie selbst gesteht „Daran gewöhnt man sich nie.“ Dafür haben wir uns rasch daran gewöhnt, dass sie uns im Zweiwochenrhythmus seit September auch als Moderatorin der Sendung EXTRA durch den Vormittag begleitet. Zeit also, der gebürtigen Böheimkirchnerin endlich einen Besuch im Ö3 Studio abzustatten.

Dabei ergibt sich schon auf der Hinfahrt ein Paradoxon. Zeller kommuniziert bereits mit uns, obwohl wir noch gar nicht da sind – sie moderiert gerade die Sendung EXTRA. Und natürlich landen wir just in jenem Stau, den der Mann ihr gegenüber im Studio ansagt. Österreichs schnellster Verkehrsfunk, aber so schnell können wir nicht mehr reagieren – und stehen.
Als wir endlich in den zweiten Stock des Ö3 Studios in Heiligenstadt hinaufdüsen, sind wir fast eine halbe Stunde überfällig – Zeller begrüßt uns trotzdem mit einem fröhlichen Lächeln. Da steht sie also, frei nach dem Motto „Eben noch vokale Radiowelle im Äther, jetzt mit allen Sinnen wahrnehmbare Frau“, und ein Gedanke schießt mir durch den Kopf. Diese Frau passt zu ihrer Stimme: Sympathisch, hübsch, locker. Wir machen es uns in einer Art Besucherlounge gemütlich und beginnen drauf los zu plaudern.
Wo ein Wille, da ein Weg
Fast 10 Jahre ist Zeller mittlerweile bei Ö3. Ihre ersten Sporen verdiente sie sich aber bei Antenne Austria, nachdem sie zuvor ein Jahr Schauspielunterricht eingelegt („was enorm wichtig für meine Stimmbildung war“) und ein Publizistikstudium begonnen hatte, „das sich aber bald mit dem Job nicht mehr vereinen ließ.“ Dass sie beim Radio landete, hält sie für eine logische Konsequenz, „weil das wollt ich immer machen. Die deutsche Sprache ist mein Ding!“ Warum sie sich damals nicht gleich bei Platzhirsch Ö3 bewarbt, ringt dem mittlerweile „alten Ö3-Hasen“ ein Lächeln ab. „Ich hatte viel zu große Ehrfurcht vorm ORF, fühlte mich schlichtweg zu minder, hab mir gedacht: ‚Was willst du kleine graue Landmaus dort?‘“
Dann also Antenne. Zeller bastelte zuhaus eine Demo-Kassette und schrieb einen Brief. „Am  8. Oktober 1997, ich erinner mich deshalb so genau, weil an dem Tag auch meine Nichte geboren wurde, war ich zum Casting eingeladen.“ Dazu tingelte sie in die Steiermark, wo sie im Studio „erstmals den Hauch der großen Medienwelt verspürt.“ Eine Reise, die sich lohnt. Die junge Niederösterreicherin ergattert eine Volontariatsstelle, was soviel heißt wie viel Arbeit, wenig Lohn. „Aber dafür auch die Chance, viel zu lernen. Damals waren tolle Leute bei der Antenne wie Dominic Heinzl, Flo Winkler oder Regina Preloznik.“
Als Zeller nach etwa zwei Monaten gefragt wird, ob sie sich einen Bericht über die Musicalaufführung „Arielle, die Meerjungfrau“ in einem Waldviertler Kulturbetrieb zutraut, schlägt sie ganz auf cool zu. „Dabei hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht die geringste Ahnung, wie man ein Aufnahmegerät bedient, geschweige denn ein Auto.“ Dafür besitzt sie Mut und Improvisationsgeschick, und so lässt sie sich frei nach ihrem Lebensmotto „Wo ein Wille, da ein Weg“ von einem Freund in den hohen Norden kutschieren.
Zurück kommt sie mit einem fertigen Beitrag, der entspricht „und den sogar Dominic Heinzl in seine Sendung reingenommen hat. Als ich das zuhaus gehört hab, bin ich vor Freude in die Luft gesprungen. Ich war so stolz - das werd ich nie vergessen“, strahlt sie noch heute bei diesen ersten verdienten Sporen und fügt verschmitzt hinzu: „Man muss eben manchmal bluffen und so tun, als ob man über den Dingen steht.“ Nachdenklicher Zusatz: „Ich frag mich heut noch oft, was aus mir geworden wär, hätt ich das nicht gemacht.“
Ö3 Calling
Nun, was aus ihr beruflich geworden ist, weiß man. Eine der beliebtesten Moderatorinnen des Landes. Ironie des Schicksals: Kommt der Prophet nicht zum Berg, dann eben umgekehrt, und so meldet sich 1999 der Sender Ö3, den sie sich ein paar Jahre zuvor nicht einmal anzuschreiben getraut hat, und wirbt sie ab. „Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich pochenden Herzens zum ersten Mal mit dem Lift hier ins Studio heraufgefahren und ausgestiegen bin. Ich hab gedacht, ich lande im Weltall. Ich war sehr ehrfürchtig, und das sicher die ersten drei Jahre.“
Ehrfurcht, die sich mit Zunahme des eigenen Stellenwerts und zunehmender Selbstsicherheit in allgemeinen Respekt vor der Anstalt und den Kollegen wandelt. „Hier arbeiten einfach die besten Leute ihres Faches, zugleich – und das empfinde ich als sehr angenehm – herrscht eine hohe zwischenmenschliche Note, gehen alle sehr wertschätzend miteinander um.“ Wertschätzend heißt aber nicht galertartiger Kuschelkurs, sondern „wir sind alle sehr ehrlich miteinander. Wenn etwas nicht gepasst hat, wird das einem auch gesagt. So gesehen musst du dir deinen Platz erarbeiten und lernst sehr viel.“
Ihren Platz hat sich Daniela Zeller Step by Step erarbeitet. Anfangs hört man sie im „Wecker“ als Wetterlady, eines Tages steht sie plötzlich – auf die Studioeinteilung bezogen im wahrsten Sinne des Wortes – auf der anderen Seite, spricht als fixe Moderatorin zu zwei Millionen Österreichern. „Der Wecker ist großartig. Allein, dass man so viele Menschen erreicht. Das Programm ist irrsinnig vielfältig. Im Wecker lernt man alles – das waren sozusagen meine Lehrjahre“, meint sie sodenn im Hinblick auf ihre neue, zusätzliche Aufgabe. Seit kurzem moderiert Zeller, im Wochentakt alternierend, neben dem Wecker nämlich auch die Sendung EXTRA. Ein Wunsch? „Ja, ich wollte immer in den Tag rüberwechseln, hab das auch an oberer Stelle deponiert.“
Als im Sommer der Chef anruft, ob sie sich die Moderation von EXTRA vorstellen könnte, ist die logische Antwort ja. „Wir haben dann ein Demo aufgenommen, das glaub ich grottenschlecht war“, lacht sie. Aber da man um ihre Qualitäten weiß, dürfte das nicht weiter tragisch gewesen sein – Zeller bekommt den Job „Das ist für mich eine totale Weiterentwicklung, weil den Vormittag machen, heißt noch mehr Selbstverantwortung, und das taugt mir. Ich muss jetzt das ganze Studio selber fahren, muss Ideen entwickeln,  das Programm lebt ja von vielen Fuzi-Teilen. Das ist, wie wenn man ein Instrument spielt.“
Kein Kasperltheater
Ein Instrument spielen, es wirklich beherrschen, bedarf aber neben einer ausgefeilten Technik auch der Gabe, sich einzufühlen, zuzuhören, die kleinen Nuancen wahrzunehmen und wiederzugeben. Nur so erreicht man sein Publikum, gewinnt es für sich – so wie Zeller, was auch mit ihrer grundsätzlichen professionellen Berufseinstellung zu tun haben mag. „Ich versteh mich als Dienstleister, sowohl im Radio als auch bei meinen Zeitungskolumnen. Wenn ich das Gefühl hab, dass ich mich nicht bemüht hab, ist mir das peinlich. Das haben die Hörer und Leser nicht verdient. Lieblosigkeit hasse ich.“
Klingt nach Perfektionismus. Lieblosigkeit kann man Zeller sicher nicht vorwerfen, eher umgekehrt die Liebe zum Detail. Bereits bei der Programmvorbereitung geht sie sozusagen auf Empfang, fährt die Antenne aus und versucht die Wellen, die von den Menschen kommen, einzufangen. „Ich versuche jene Themen herauszufiltern, die die Leute unmittelbar betreffen, sie beschäftigen, bewegen. Es geht letztlich auch um Lebensgefühl, und das wird von unterschiedlichsten Faktoren beeinflusst. Ich frag mich oft als erstes, was macht diesen Tag aus, was ist besonders. Und natürlich ist ein Tag im Frühling anders als einer im Advent.“
Anders, wie die jeweils persönliche Verfassung. Ist es nicht schwierig, als Moderator sozusagen immer den happy guy zu geben, obwohl man beizeiten vielleicht gar nicht so gut drauf ist. „Ich bin immer wie ich bin. Ich will nicht den Kasperl spielen, das ist nicht unser Anspruch als Moderatoren. Ich bin auch überzeugt, dass man das schon in meiner Stimme merkt, wenn ich nicht so gut drauf bin. Ebenso wie umgekehrt, wenn ich fröhlich bin.“
Jetzt ist jetzt
Trotzdem ist man als Moderator, on air immer 100% gefordert. Stets die Sensoren auf die Befindlichkeiten der Nation gerichtet muss geistig bisweilen auch sehr zehren. „Mag sein, aber da braucht man privat eben bewusst Abstand. Ich bin ein Alleinmensch, kann mich nur erholen, in Ruhe reflektieren, wenn ich für mich allein bin.“
Das schlägt sich auf verschiedenen Ebenen nieder. So schwört Dani Zeller auf Asthanga Yoga, das sie dreimal die Woche konsequent ausübt: „Beim Yoga musst du dich voll konzentrieren, musst voll da sein, im Moment. Jetzt ist jetzt! Du lernst das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden.“ Dabei fällt Zeller dies von ihrer Veranlagung her gar nicht so einfach, wie sie eingesteht. „Ich bin schon so ein Flüchter, da ist immer dieses Weiter, dieses Fiebrige – und das ist eigentlich schad. Es hilft in Wahrheit ja nicht zu grübeln, was in 10 Jahren sein wird, und zugleich verpasst man, was gerade vor sich geht. Das wird mir manchmal bewusst, wenn eine Kollegin in Karenz geht und plötzlich nicht mehr da ist – wie schön das eigentlich mit ihr war.“
Als anderes Abschaltventil, das Zeller enorm wichtig ist, fungiert Literatur. „Nachdem ich sonst permanent mit der Realität konfrontiert bin, lese ich gerne Romane.“ Allerdings keine der leichten Sorte, sondern eher schwere Kost vom Kaliber ihres Lieblingsbuches „Mitten ins Gesicht.“ „Seichtes bringt mich nicht weg, ich brauch was Spannendes, Herausforderndes!“
Von der Liebe
Herausfordernd ist umgekehrt das Schreiben selbst – denn Zeller ist nicht nur leidenschaftliche Leserin, sondern sie sitzt auch selbst hinterm Computer und verfasst Kolumnen für die Kronenzeitung. Außerdem hat sie 2007 gemeinsam mit Robert Kratky ihr erstes Buch unter dem vielsagenden Artikel „Die ganze Wahrheit“ vorgelegt. Hauptfokus, wie auch in ihren Kolumnen zur damaligen Zeit: der „Kampf der Geschlechter“, die Beziehung zwischen Mann und Frau. „Das war bis vor einem Jahr tatsächlich ein großes Thema, aber jetzt ist es ausgereizt. Es gibt Unterschiede, na klar, aber wichtig ist letztlich die  persönliche Haltung als Mensch. Mittlerweile beschäftigt mich weniger die Beziehung zwischen Mann und Frau, als viel mehr die Beziehung, die man zu sich selbst hat. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt, seinen Weg geht, zu sich selbst steht. Nur so kann ich einen Menschen suchen, der mich so nimmt, wie ich bin.“
Und, hat sie selbst schon einen solchen Partner gefunden? „Ja, den gibt es seit vier Monaten“, strahlt sie. Dass er gar der Auslöser für den Paradigmenwechsel in ihren Kolumnen ist, stellt Zeller  aber in Abrede. „Nein, ich war schon vorher soweit. Ich hab mir ja früher alles soooo groß vorgestellt. Bezüglich Stars, aber auch bezüglich Männern, hab unerreichbare Ideale kreiert. Wenn ein Mann äußerlich toll gewirkt hat, hab ich mir gedacht, der muss generell so sein, und dann war da oft nichts als Fassade. Ich hab immer das Unlebbare, das Unmögliche gesucht, auch in der Liebe – ständige Wirbelblitze, Feuerwerk. Aber so ist das Lebbare nicht. Jetzt ist mir ein Mensch wichtig, wo ich einen guten Beziehungsboden hab, wo ich mich entfalten kann.“
Dieser Mann muss zwar ähnliche Werte und Lebenseinstellungen haben, darf aber definitiv „nicht so sein wie ich selbst.“ Da hängt Zeller eher der Theorie von „opposites attract“ denn „gleich und gleich gesellt sich gern“ an. Der Partner muss ergänzen. „Ich mag Männer, die Bücher lesen, chaotisch sind, ständig unter Strom stehen so wie ich – nur ich könnte mit so jemandem nicht zusammenleben. Ich bin ja selbst quasi harmonieunbegabt, da brauch ich das Gegenteil. Jemand, wo ich Ruhe finden kann, der Harmonie ausstrahlt. Mein Freund ist so ein ruhender Pol, der mich runterholt.“
Am Boden geblieben
Dabei könnte man es Zeller  in ihrer Lebenslage wirklich nicht verübeln, wenn sie abhebt. Sie ist ohne Zweifel das, was man einen Promi nennt. Zwei Millionen Menschen hören ihr tagtäglich zu, man kennt nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihr hübsches Äußeres, das von Magazinseiten ebenso lacht wie bisweilen aus dem Fernsehschirm. Edda Graf hat ihre Ausstrahlung einmal treffend im NEWS beschrieben: „Daniela Zeller ist die einzige Moderatorin, die bei Männern wie Frauen gleich gut ankommt. Frauen mögen sie, trotz ihres tollen Aussehens, weil sie intelligent und schlagfertig ist. Männer mögen sie trotz ihrer Intelligenz und Schlagfertigkeit, weil sie einfach toll aussieht. Für’s Radio fast zu schade.“ Empfindet sie das ähnlich? Hat sie nie mit einer TV-Karriere geliebäugelt? “Vor 10 Jahren war das sicher noch so, wobei das vielleicht auch eine Frage der Eitelkeit ist. Aber heute weiß ich, was mir guttut,  was ich will, wer ich bin – das hat seine Zeit gedauert, aber man wird sich im Laufe des Lebens ja immer ähnlicher. Und was ich brauche, ist ein Job, wo ich autark und selbstbestimmt agieren kann. Das hast du beim Fernsehen glaub ich nicht bzw. gibt es dort nur ganz wenige Ausnahmen. Im Grunde genommen würde mich Fernsehen unglücklich machen. Kleine Abstecher ja – aber ich würd es nicht gegen Ö3 eintauschen!“
Aus derlei Worten hört man eine gefestigte Persönlichkeit heraus, jemand, der sich nicht biegen lässt, auch wenn mit einem Bündel Geldscheinen gewunken wird. Vielen Sponsoren, die sie gern für Produktwerbung einsetzen würden, hat sie bereits einen Korb erteilt. „Ich mach sicher nicht alles. Ich lehne auch viele Veranstaltungen als Moderatorin ab, wenn ich das Gefühl hab, das passt nicht zu mir. Ähnlich verhält es sich bei Fotostrecken, und Homestorys mach ich überhaupt keine mehr. Das hat sich zuletzt einfach unangenehm angefühlt, war mir zu intim.  Ich hab gemerkt, dass für mich persönlich eine Grenze überschritten wird.“
Grenzen sind aber – und man könnte es vielleicht um den Zusatz „gerade im Show- und Medienbusiness“ erweitern - für Daniela Zeller essentiell wichtig. Weil sonst die Gefahr des Selbstverlustes besteht? „Man darf sich einfach nicht für alles verheizen. Am schlimmsten sind doch Menschen, die nur mehr in der Öffentlichkeit stehen, kein Geheimnis mehr haben – die wirken wie leere Hüllen. Ich hasse es, wenn es mehr um Schein denn Sein geht.  Ich hab gern etwas Echtes. Es geht mir z. B. irrsinnig auf die Nerven, wenn ich ‚künstliche’ Erdbeeren bekomme, die eher nach Heidelbeeren schmecken. Da ist mir ein ordentliches Butterbrot 100mal lieber. Und ich mag normale Menschen!“
Dass sie selbst ein solcher geblieben ist, glaubwürdig und authentisch rüberkommt, darin liegt vielleicht das größte Geheimnis Dani Zellers Erfolges begründet. Und wenn sie uns dann morgens charmant mit einem „Guten Morgen“ weckt, denken wir zwar im ersten Moment, „Ach Dani, muss das sein. Ich würd noch so gern eine Runde mützen!“, folgen ihr dann aber brav und stehen auf – weil sie eine von uns ist!