Auftauen!
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Michael Duscher, Geschäftsführer der NÖ Kulturlandeshauptstadt St. Pölten GmbH, ist ein vifer Meister seines Faches. So hat er, natürlich nicht ganz zufällig, als Treffpunkt für unser Gespräch den Klangturm vorgeschlagen und bei mir damit ein regelrechtes Kopf- und Deutungskino angeworfen, das nun – ich warne Sie vor – auf Sie herunterprasseln wird.
„Ich komme öfters her, ich liebe den Ausblick einfach“, schwärmt er beim Hinauffahren mit dem Panoramalift. Und es hat tatsächlich etwas, von gut 45 Metern Höhe auf die sich nach allen Seiten hin erstreckende Stadt hinabzublicken und bis ins Alpenvorland hinein. Dass einen ein gebürtiger Ober-österreicher darauf stoßen muss, sagt schon einiges über die (Selbst)Wahrnehmung der Stadt aus ebenso wie Duschers ganz persönliches St. Pöltner Erweckungserlebnis: „Ich war vor einigen Jahren beim Frequency Festival und bin zum ersten Mal in die barocke Innenstadt gekommen und war – überrascht!“ Und zwar positiv. „Und so wie mir geht es vielen!“ Freilich nicht nur den auswärtigen Gästen, sondern eben auch der indigenen Bevölkerung – denn Hand aufs Herz: Wer von Ihnen war schon einmal oben am Klangturm? Eben.
Wobei der Klangturm ja geradezu ein Sinnbild für St. Pölten und einen Aspekt seiner teils durchwachsenen Hauptstadtentwicklung ist. „Boulvard Of Broken Dreams“ nannte „Die Presse“ einmal den benachbarten Landhausboulevard, wo sich kein Geschäft länger als die Halbwertszeit einer zerfallenden Bierschaumkrone hielt. Aber was war dann der Klangturm? Tower of no power? Bis vor einigen Jahren war unten im Foyer zumindest noch eine Informationsstelle für Besucher des Viertels. Diese ist heute ebenso verwaist wie die Klangkugeln und Klangebenen im Gebäude, wo sich ehedem Audioartkünstler austoben durften, damit aber unter der Wahrnehmungsgrenze blieben. Die von Architekt Ernst Hoffmann ursprüngliche „Einschreibung“ eines klingenden Turmes wurde ohnedies gleich im Keim erstickt – das könne man den Beamten nicht zumuten. Am Ende des Tages mutierte der Klangturm, das ambitionierte neue Wahrzeichen der Landeshauptstadt, zum stummen Zeugen einer gescheiterten, zumindest eingefrorenen Utopie. Weil St. Pölten noch nicht bereit dafür war? Oder schlicht die Umsetzung schlecht?
ABER – der Turm ist noch da, erhebt sich aus den Niederungen der Kleinstadt und gewährt einen herrlichen Ausblick auf einen breiten Horizont.
Und so steht er gleich für mehrere Aspekte, die Duscher im Hinblick auf die Kulturhauptstadt-Ambitionen so vorschweben: 1. Bewusstseinsbildung für die Schönheiten, die schon da sind, aber vielfach nicht wahrgenommen werden. 2. Deren etwaige (Wieder)Belebung „denn natürlich ist es kein Geheimnis, dass wir den Klangturm wieder bespielen möchten.“ 3. Einen damit zum Ausdruck kommenden Veränderungs- und Gestaltungswillen, der von einer neuen Flexibilität des Denkens, Mut, Dynamik und Selbstbewusstsein zeugt. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für die Bewerbung, wie Duscher überzeugt ist „denn die größten Chancen haben jene Städte, die das größte Veränderungspotenzial und den größten Veränderungswillen zeigen.“
Den Klangturm wieder zu beleben – als sprichwörtliches Leuchtturmprojekt – heißt also nicht weniger als die darin eingefrorene Utopie von damals wieder aufzutauen. Sie unter dem Segel der Kulturhauptstadtbewerbung, egal ob diese nun am Ende des Tages von Erfolg gekrönt sein mag oder nicht, konsequent fortzusetzen und zu Ende zu denken: St. Pölten als vollwertige Landeshauptstadt Niederösterreichs. St. Pölten, wie es Duscher als Ziel formuliert, „als Vorzeigeprojekt einer lebenswerten europäischen Mittelstadt.“
In diesem Sinne: Fahren Sie auf den Klangturm hinauf. Der Eintritt ist – wie oft wollte ich diesen Spruch schon vom Stapel lassen – gratis, aber nicht umsonst! Horizonterweiterung nicht ausgeschlossen!
„Ich komme öfters her, ich liebe den Ausblick einfach“, schwärmt er beim Hinauffahren mit dem Panoramalift. Und es hat tatsächlich etwas, von gut 45 Metern Höhe auf die sich nach allen Seiten hin erstreckende Stadt hinabzublicken und bis ins Alpenvorland hinein. Dass einen ein gebürtiger Ober-österreicher darauf stoßen muss, sagt schon einiges über die (Selbst)Wahrnehmung der Stadt aus ebenso wie Duschers ganz persönliches St. Pöltner Erweckungserlebnis: „Ich war vor einigen Jahren beim Frequency Festival und bin zum ersten Mal in die barocke Innenstadt gekommen und war – überrascht!“ Und zwar positiv. „Und so wie mir geht es vielen!“ Freilich nicht nur den auswärtigen Gästen, sondern eben auch der indigenen Bevölkerung – denn Hand aufs Herz: Wer von Ihnen war schon einmal oben am Klangturm? Eben.
Wobei der Klangturm ja geradezu ein Sinnbild für St. Pölten und einen Aspekt seiner teils durchwachsenen Hauptstadtentwicklung ist. „Boulvard Of Broken Dreams“ nannte „Die Presse“ einmal den benachbarten Landhausboulevard, wo sich kein Geschäft länger als die Halbwertszeit einer zerfallenden Bierschaumkrone hielt. Aber was war dann der Klangturm? Tower of no power? Bis vor einigen Jahren war unten im Foyer zumindest noch eine Informationsstelle für Besucher des Viertels. Diese ist heute ebenso verwaist wie die Klangkugeln und Klangebenen im Gebäude, wo sich ehedem Audioartkünstler austoben durften, damit aber unter der Wahrnehmungsgrenze blieben. Die von Architekt Ernst Hoffmann ursprüngliche „Einschreibung“ eines klingenden Turmes wurde ohnedies gleich im Keim erstickt – das könne man den Beamten nicht zumuten. Am Ende des Tages mutierte der Klangturm, das ambitionierte neue Wahrzeichen der Landeshauptstadt, zum stummen Zeugen einer gescheiterten, zumindest eingefrorenen Utopie. Weil St. Pölten noch nicht bereit dafür war? Oder schlicht die Umsetzung schlecht?
ABER – der Turm ist noch da, erhebt sich aus den Niederungen der Kleinstadt und gewährt einen herrlichen Ausblick auf einen breiten Horizont.
Und so steht er gleich für mehrere Aspekte, die Duscher im Hinblick auf die Kulturhauptstadt-Ambitionen so vorschweben: 1. Bewusstseinsbildung für die Schönheiten, die schon da sind, aber vielfach nicht wahrgenommen werden. 2. Deren etwaige (Wieder)Belebung „denn natürlich ist es kein Geheimnis, dass wir den Klangturm wieder bespielen möchten.“ 3. Einen damit zum Ausdruck kommenden Veränderungs- und Gestaltungswillen, der von einer neuen Flexibilität des Denkens, Mut, Dynamik und Selbstbewusstsein zeugt. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für die Bewerbung, wie Duscher überzeugt ist „denn die größten Chancen haben jene Städte, die das größte Veränderungspotenzial und den größten Veränderungswillen zeigen.“
Den Klangturm wieder zu beleben – als sprichwörtliches Leuchtturmprojekt – heißt also nicht weniger als die darin eingefrorene Utopie von damals wieder aufzutauen. Sie unter dem Segel der Kulturhauptstadtbewerbung, egal ob diese nun am Ende des Tages von Erfolg gekrönt sein mag oder nicht, konsequent fortzusetzen und zu Ende zu denken: St. Pölten als vollwertige Landeshauptstadt Niederösterreichs. St. Pölten, wie es Duscher als Ziel formuliert, „als Vorzeigeprojekt einer lebenswerten europäischen Mittelstadt.“
In diesem Sinne: Fahren Sie auf den Klangturm hinauf. Der Eintritt ist – wie oft wollte ich diesen Spruch schon vom Stapel lassen – gratis, aber nicht umsonst! Horizonterweiterung nicht ausgeschlossen!