Frohbotschaft vom Oberst
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Im Juli 2022 wurden die Pläne zum Polizeisicherheitszentrum St. Pölten präsentiert, folgende Anrainerproteste im Hinblick auf die Standortwahl Eisberg inklusive. Seither ist es wieder verdächtig ruhig um das Projekt geworden, was zuletzt die Gerüchteküche brodeln ließ – Zeit für ein Update.
Für dieses gingen wir diesmal sozusagen gleich zum „Schmied und nicht zum Schmiedl“, in diesem Fall also Oberst Robert Klaus, seines Zeichens Leiter der Logistikabteilung der Landespolizeidirektion Niederösterreich. In dieser Funktion hat er u. a. alle 250 Dienststellen und Polizeieinrichtungen des Landes zu betreuen und über 5.000 Bedienstete auszustatten. Um ein Gespür für die Dimensionen zu bekommen: Wir reden hier von rund 1.000 Fahrzeugen, 4.500 Diensthandys, 5.500 Faustfeuerwaffen, 2.500 Langwaffen etc., die Klaus mit seinem rund 120-köpfigen Team verwaltet. „Eine Riesenaufgabe!“ Zugleich, und damit kommen wir zum Grund unseres Besuches, ist der Oberst aber auch für sämtliche Liegenschaften der Landespolizeidirektion NÖ verantwortlich, womit auch das geplante Sicherheitszentrum St. Pölten in seine Agenda fällt, „ohne Zweifel das größte Projekt meiner bisherigen Berufslaufbahn.“
Die Sache mit der Synergie
Betraut ist er damit schon seit 2018 – damals wurde in der sogenannten „Sicherheitsleitlinie“ zwischen dem ehemaligen Innenminister Herbert Kickl und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner vereinbart, ein polizeiliches Sicherheitszentrum in St. Pölten zu realisieren „mit dem Grundgedanken, alle polizeilichen Organisationseinheiten in St. Pölten an einem Standort zusammenzuziehen.“ Im Commitment mit der Stadt St. Pölten wurde in Folge nach einem geeigneten Standort gesucht, und dieser schließlich – nach Prüfung diverser Alternativen – am Eisberg gefunden. Im Sommer 2022 wurde im Beisein von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Innenminister Gerhard Karner, Bürgermeister Matthias Stadler und Landespolizeidirektor Franz Popp das Projekt am geplanten Standort öffentlichkeitswirksam präsentiert. Was freilich nicht nur auf Gegenliebe stieß. Für Irritation bei Neo-Anrainern am Eisberg, schließlich sogar handfeste Proteste, sorgte vor allem der Umstand, dass das Sicherheitszentrum entgegen den ursprünglich vermittelten Planungen plötzlich unmittelbar ans neue Siedlungsgebiet anschließen sollte. Diesbezüglich gibt Oberst Robert Klaus im Gespräch aber nunmehr Entwarnung, was die Anrainer wohl als verfrühtes Weihnachtsgeschenk empfinden dürften. „Nachdem ein bestimmtes Grundstück nun doch erworben werden konnte, wird das Sicherheitszentrum, wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen, umgesetzt.“ Soll heißen, es wird sich Richtung Westen hin – dort wo heute noch einige Schrebergärten situiert sind – in der Flucht der bestehenden Gebäude von Hundestaffel und Logistikabteilung erstrecken und so vom neuen Siedlungsgebiet wegrücken.
Idealer Standort
Den Eisberg-Standort selbst, der von manchen prinzipiell in Frage gestellt wurde, hält Oberst Klaus aber jedenfalls „ganz eindeutig für die beste und wirtschaftlichste Variante. Hier sind ja bereits seit 2003 die Logistikabteilung und die Hundestaffel sowie seit 2008 das Landeskriminalamt situiert – das sind praktisch neue Gebäude. Da macht es absolut Sinn, auch unsere restlichen Einrichtungen am Eisberg zusammenzuziehen.“ Zumal diese aktuell auf vier Standorte übers gesamte Stadtgebiet verteilt sind, „für die wir hohe Mieten zahlen müssen!“
Billig wird freilich auch das neue Sicherheitszentrum nicht. War das Projekt in seiner Ursprungsplanung 2018 noch mit rund 90 Millionen Euro budgetiert, so reden wir mittlerweile von geschätzten 200 Millionen, die die Umsiedlung der aktuell noch im Regierungsviertel situierten Landespolizeidirektion, der Polizeischule am Europaplatz oder des Stadtpolizeikommandos sowie diversen Abteilungen im Gebäude der ehemaligen Bundespolizeidirektion in neue Gebäudekörper am Eisberg kosten wird. Auch ein nach den modernsten Kenntnissen der Technik ausgestattetes Cybercrime-Schulungszentrum für alle Polizistinnen und Polizisten im gesamten Bundesland wird realisiert, ebenso zwei Einsatztrainingszentren samt Schießanlage, was by the way manch Anrainer ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Unbegründet, wie Oberst Klaus überzeugt ist. „Ganz ehrlich, man hat hier nicht mehr oder weniger Beeinträchtigungen wie bei jedem anderen Bürogebäude. Und die Schussanlage ist ja indoor, das heißt man hört von außen praktisch nichts!“ Ebenso relativiert er die Angst vor einem angeblichen Verkehrschaos. „Wir haben schon jetzt 300 Mitarbeiter hier am Standort. Nach dem Endausbau werden es insgesamt rund 1.000 sein, die in der Regel einmal zu und einmal abfahren am Tag und dazwischen ihr Auto in der Tiefgarage parken.“
Realisierung diese Dekade?
Bis dahin wird aber ohnedies noch einiges Wasser die Traisen hinunterfließen. Nicht weil das Projekt, wie zuletzt Gerüchte herumschwirrten, aus Kostengründen oder Streitigkeiten zwischen den Körperschaften abgeblasen wird – ganz im Gegenteil ortet der Oberst, „dass alle voll hinter dem Projekt stehen“ – sondern weil gut Ding bekanntlich Weile braucht. „Das Thema ist ja nicht der Bau an sich, der ist in etwa 18 Monaten realisiert, sondern was dauert sind die diversen Ausschreibungsverfahren mit dementsprechenden Einspruchsfristen“, erläutert der Oberst. Realistischerweise könne daher mit einer Fertigstellung „frühestens in fünf Jahren gerechnet werden.“ Augenzwinkernder Nachsatz „bis zu meiner Pensionierung wird sich das wohl nicht mehr ausgehen.“