MFG - SKN-Basketballer nehmen Top-4 ins Visier
SKN-Basketballer nehmen Top-4 ins Visier


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St. Pöltens gute Seite

SKN-Basketballer nehmen Top-4 ins Visier

Text Thomas Schöpf
Ausgabe 03/2023

In den 90ern bereitete Mike Coffin als Spielmacher der Kapfenberg „Bears“ dem Liga-Giganten UKJ Süba St. Pölten immer wieder mal einige Sorgen. Mittlerweile schwingt der Wahl-Steirer aus Kalifornien beim SKN das Trainerszepter. Und gegen die „Wölfe“ möchte im Play-off keiner so recht ran.

Der SKN St. Pölten hat 2019 gerade noch das letzte Ticket für die neu geschaffene Superliga ergattert, die Zehnerliga mit einem Minimal-Budget in Angriff genommen. Mittlerweile leuchtet der SKN als Fixstern am heimischen Basketball-Himmel. Nur die St. Pöltner, die Gmunden Swans und die Oberwart Gunners haben es jedes Mal in die Zwischenrunde der Top-6 in der mittlerweile auf zwölf Klubs angewachsenen Superliga geschafft. Die St. Pöltner drei Mal unter der Trainer-Regie von Andi Worenz, der nun als Sportlicher Leiter fungiert, aktuell unter Mike Coffin. Dabei sind sich die Basketball-„Wölfe“ stets treu geblieben, haben beharrlich ihre „Formel 444“ angewandt, auf vier Eigenbauspieler, vier Österreicher und vier Legionäre gesetzt. Aktuell haben sie zwar fünf Legionäre im Kader, doch nur, weil sich Mike Holton verletzt hatte und Philip Jalalpoor verfügbar war. Der Deutsch-Iraner, 2021 für den Iran bei Olympia im Einsatz, hatte in Reykjavik lediglich einen Vertrag bis Weihnachten gehabt und wurde gleich hellhörig, als seine St. Pöltner, für die er schon 2019/20 auf Korbjagd ging, wieder um ihn anfragten. „Er hat mir gesagt, er wechselt entweder zu einem Klub, bei dem er viel Geld kriegt, oder in ein exotisches Land, das er gerne bereisen möchte, oder zu einem Verein, wo er weiß, dass er sich wohlfühlt. Er hat sich dann glücklicherweise fürs Wohlfühlen entschieden. So exotisch sind wir ja nicht“, lacht Worenz. „Philip ist ein richtiger ‚Playmaker’, der das Spiel für die anderen leichter macht“, freut sich Coffin über die Verstärkung bis Saisonende. „Wir können es kaum erwarten, Mike und Philip zusammen spielen zu sehen“, ergänzt Worenz.
Plafond noch nicht erreicht
Platz fünf im Grunddurchgang mit elf Siegen aus 22 Spielen war noch nicht ganz das, was sich das Führungsduo erwartet hat. Neben Holton mussten auch noch Kelvin Lewis und Steven Kaltenbrunner verletzungsbedingt mehrere Spiele pausieren. „Wir haben unseren ‚Peak Point’ noch nicht erreicht. Vielleicht schaffen wir ja jetzt einmal eine Serie von drei, vier oder sogar fünf Siegen in Folge“, funkeln Coffins Augen. Mit der Entwicklung seiner Youngsters Felix Angerbauer, Rashaan Mbemba und Akkan Atasoy (alle 2003er-Jahrgänge) ist er auch sehr zufrieden. „So einfach ist das nämlich nicht, wenn du in der U19 spielst und dann rauf kommst. Da merkst du schnell, dass plötzlich vieles nicht mehr so geht wie vorher“, weiß Coffin. In der zehn Runden dauernden Zwischenrunde visieren die SKNler jetzt einmal Platz vier an, der im anschließenden Play-off im Viertelfinale um die Meisterschaft Heimvorteil bedeuten würde. Im Grunddurchgang konnten sich nur Vienna und Gmunden von den anderen Teams etwas absetzen. Sie erzielten durchschnittlich mehr als 90 Punkte pro Spiel! „Das liegt aber auch daran, dass sie weniger Ballverluste haben“, weiß Coffin, „wenn wir es schaffen, pro Spiel sechs Mal weniger den Ball zu verlieren und vier Mal danach treffen, sind wir auch dort. Das könnte jetzt mit der Hilfe von Philip gelingen.“
Gemischte Erinnerungen
Erlebt hat der in Los Angeles aufgewachsene 52-Jährige „Mister Kapfenberg“ als Spieler schon einiges. Eine seiner bittersten Niederlagen mit den „Bears“ bezog er 1998 im Cup-Halbfinale mit Spezi John Griffin gegen UKJ Süba St. Pölten. „Johnny hat knapp vor Schluss ein Alley oop angezeigt. Ich habe einen perfekten Pass gespielt und er das Ding nicht reingebracht. St. Pölten hat mit der Sirene gewonnen. Und es war vorher schon klar, wer dieses Spiel gewinnt, wird Cupsieger.“ Im Finale versenkten die St. Pöltner dann die Wörthersee Piraten (68:50). Bei der Frage nach seiner persönlichen Bilanz gegen Worenz als Spieler schweigt Coffin und lächelt entspannt. Worenz ergreift das Wort: „Ich war jung, er schon alt. So kann man das bitte zusammenfassen.“ Nun ergänzen sie einander. „Ich frage ihn schon manchmal in der Pause, ob er etwas bemerkt hat, was ich vielleicht übersehen habe“, sagt Coffin, „vier Augen sehen mehr als zwei.“ Auch der Austausch im Gesamtverein wurde intensiviert, koordiniert werden Marketing und die Social-Media-Kanäle. Die „Erste“ der Basketballer wurde vor dieser Saison als GmbH ausgegliedert und gehört zu 51 Prozent dem Verein. Das Budget ist rund 20 Prozent gewachsen, die Zuschauerzahlen haben sich nach der Pandemie auf bislang rund 600 pro Spiel verdoppelt. In den Play-offs werden die St. Pöltner wohl noch etwas mehr Fans anziehen. „Wenn du dich bei den anderen Klubs so umhörst, uns wünscht sich dort keiner als Gegner“, strahlt Worenz.