Punk's not dead!
Ausgabe
„Punk’s dead“ schallt es in letzter Zeit durch den Szene-Kosmos, auch ätzende Sager á la „Aus Hausbesetzern wurden Hausbesitzer“ werden vom Stapel gelassen und wollen damit zum Ausdruck bringen, dass Punk als Subkulturbewegung den Weg des Bürgerlichen, kurzum des Zeitlichen gesegnet hat. Rudegirl 66 begab sich auf die Suche nach den letzten nachgewiesenen Nachfahren der Punks in St. Pölten, die Anfang der 90’er – quasi in zweiter Generation – das Erscheinungsbild der Stadt mitprägten.
Geladen wurde ins BarRock, ganz konventionell auf ein Bier. Und vermeintlich konventionell war auch das Auftreten. Anstatt eines wilden Haufens mit mehr Piercings am Körper als Zähnen im Mund, grell bunt gefärbten Haaren, zerrissenen Klamotten und abgefuckten Nieten-Lederjacken – wie es das Klischeebild gerne von Punks malt – fanden sich sympathische Leute im gestandenen Alter von etwa 30 Jahren ein, die sich vom restlichen Lokalpublikum rein äußerlich kaum unterschieden. „Früher war es schon sehr wichtig, das provokante Aussehen“ räumt Mots, ehemaliges Mitglied von Skeptic Eleptic, Mitorganisator der Rock’n’Roll Highschool sowie Bassist der neuen Band Demenzia Kolektiva, ein. „Man erkannte sich auch durch die Kleidung!“ Aber eben nicht nur! Die Reduzierung auf rein Äußerliches lehnen die „alten“ Punks ab. Da kommt man der Sache schon näher, wenn man sich an Wikipedia hält, das Punk als Jugendkultur definiert, die Mitte der 1970er Jahre in New York und London entstand. Charakteristisch für den Punk sind provozierendes Aussehen, eine rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten.
ANTIFA
Auch die St. Pöltner Szene, die in den frühen 90’er Jahren entstand, definierte sich nicht rein äußerlich, sondern zunächst auch politisch, in gewisser Weise auch zum Teil als Reaktionsbewegung auf die damals noch existente rechtsradikale Szene, gegen die man ein Zeichen setzen wollte. So wurde die ANTIFA gegründet, die Unterstützung aus dem linken Parteienspektrum, bei der KPÖ fand, die in ihrem Haus hinter den Stadtsälen (heute BarRock) einen Raum für die Jugendlichen zur Verfügung stellte. „Es ging eigentlich alles vom politischem Engagement aus“ erinnert sich Thomsn, ebenfalls ehemaliges Mitglied von Skeptic Eleptic und heute Drummer bei Demenzia Kolektiva. „Man traf sich jedes Wochenende in diesen Räumen, um zu diskutieren und zu feiern. Nachher ging es hinter den Bahnhof, wo weitergetrunken wurde, bis wir nach Wien gefahren sind, um ein Konzert oder ähnliches zu besuchen“.
Hinterm Bahnhof
Für viele Bürger stellten die gröhlenden, trinkenden und herumlungernden Jugendlichen – wie sie primär wahrgenommen wurden – ein Ärgernis, für manche wohl auch eine irrationale Bedrohung dar. Das Andere macht seit jeher Angst. „Doch das war uns egal. Das ist eben Punk – auf die konventionellen Dinge pfeifen und sich von niemanden etwas sagen lassen.“ Auch mit der Polizei hatte man bisweilen Scharmützel „alleine schon aufgrund des ‚anderen‘ Aussehens.“ Bei diversen Polizeikontrollen sind die Punks immer die ersten, die gefilzt werden.
Das vermeintlich rebellisch bis anarchistische Moment zog viele andere Jugendliche an, so dass die Gruppe sukzessive wuchs und sich alsbald ein gar nicht so kleiner, schriller Haufen regelmäßig zum Stelldichein traf. Zugleich ging mit den vielen Mitläufern aber auch eine Ausdünnung der ursprünglichen Ideale einher. „Das Politische wurde leider bald in den Hintergrund gedrängt“ erinnert sich Thomsn mit Wehmut. Hatte man zu Beginn noch gemeinsame Demos gegen Faschismus und Rechtradikalismus organisiert und gezielte Aktionen gegen Jörg Haider und seine damalige FPÖ gesetzt, „ging es später nur mehr ums Feiern und Trinken.“
Das heißt aber nicht, dass die Gruppe keinen kreativen Output hatte. So wurden während dieser Phase die ersten Bands gegründet, Punkrock war angesagt. „Wir konnten zwar alle kein Instrument spielen, aber dennoch wollten wir Musik machen und unsere sozial-kritischen Texte unters Volk bringen“. So wurde etwa TVÖ (Totale Verwirrung Österreich) ins Leben gerufen, geprobt wurde auf einfachen Kaufhausinstrumenten. „Der Spaß und die Gemeinschaft waren das Wichtigste!“ Auch die Rock’N’Roll Highschool wurde ins Leben gerufen, organisierte Konzerte, die bis zu 500 Besucher zählten! Auf St. Pöltner Maßstab umgelegt war Punk, zumindest in seiner musikalischen Ausformung, zu einem jugendlichen „Massenphänomen“ geworden und zählte zu den stärksten Communities der Stadt.
It’s The End?
Stellt sich heute, gut 20 Jahre später, freilich die Frage, was aus all den Leuten von damals geworden ist? Die Rock’n Roll Highschool etwa ist zwar immer noch aktiv, aber zu den Konzerten – selbst wenn internationale Punkrockbands in St. Pölten Station machen – verlieren sich vielleicht 100 Leute. „und die kommen mehrfach nicht einmal aus der Stadt, sondern aus Linz etc.“ Ist die Szene also in die ewigen Jagdgründe eingegangen? Da gehen bei den Altvorderen die Meinungen auseinander. Für Thomsn etwa „ist die Szene tot.“ Viele der kreativen Köpfe der Szene, wie auch er selbst, sind nach Wien abgewandert, um dort zu arbeiten, „weil es in Wien einfach mehr Jobs gibt, die in ein Punkrock Leben passen.“ Wie zur Bestätigung arbeitet er selbst in einer schlüssigen Einrichtung – der Wiener Arena, jenem ehemaligen Schlachthof, der in den 70‘ern besetzt und der Stadt quasi als Kreativraum abgetrotzt wurde.
Nicht so dramatisch beurteilen Mots und Grisu die Lage. Eine Krise sei zwar unübersehbar, „die wird jedoch vorübergehen!“, sind sie überzeugt. Was die Ursache für das Abflauen der Punkbewegung wie des jugendlichen Aufbegehrens insgesamt betrifft, sind sich die Jungs aber einig. „Meiner Meinung nach sind die Jugendlichen zu Wohnzimmerrevoluzern geworden, die vorm Internet sitzen“, ortet Harry, Mitglied der Band Exceed Excess – laut Thomsn im Übrigen die letzte Punk Rock Band St. Pöltens – die Gründe in einer veränderten (Kommunikations)Welt. Auch Grisu gibt den neuen Medien eine Mitschuld an der Flaute der Szene, wie überhaupt am Tod von Subkulturen im Allgemeinen. „Früher hatte man Raver, Punks, Metalheads, Skins – alles Subkulturen, die heute kaum mehr aufzufinden sind. Und warum nicht!? Weil die Leute nur mehr in ihren sozialen Netzwerken vorm PC sitzen und sich nicht mehr „real“ treffen, nicht mehr gemeinsam fortgehen“.
Punk im Herzen
Dass es auch daran liegen könnte, dass die „Alten“ vielleicht lau und innerlich verbürgerlicht sind, aus Hausbesetzern quasi Hausbesitzer geworden sind, stellen die Herren entschieden in Abrede. Sie fühlen sich nach wie vor als Punker. „Den Punk Rock trägt man im Herzen. Ab einem gewissen Alter ist die Rebellion durch anderes Aussehen nicht mehr so wichtig. Wichtig ist es aber, sich weiter in der Szene zu engagieren und etwas für sie zu machen, sei es in einer Band zu spielen, Veranstaltungen zu organisieren oder politisches Engagement zu zeigen“, ist Mots überzeugt. Denn „Punk ist das zu machen, worauf man Lust hat. Nicht alles zu glauben, was einem vorgesetzt wird – alles hinterfragen. Jeder muss aber seine eigene Definition für Punkrock finden.“
Das ist es, was auch mich - wenn mir als Autorin ein paar persönliche Zeilen an dieser Stelle gestattet sind – schon immer an der Szene fasziniert hat. Egal wie alt du bist, egal wo du herkommst, egal was du machst, du bist immer herzlich willkommen und es gibt kaum Diskriminierung. Das einzige, was in keinster Weise geduldet wird, ist Fascho Pack! Früher schrie man noch nach Anarchie, heute hat diese Forderung an Bedeutung verloren. Als ich 15 war, war noch alles anders. Ich rutschte in die Szene rein, fuhr mit den St. Pöltner Punk Bands auf Konzerte, besuchte Punk Festivals in halb Europa. Mein Aussehen provozierte, in der Schule gab es Probleme deswegen. Meine Piercings in Nase und Lippe, meine knallroten Haare, meine bunten Strumpfhosen, mein Nietengürtel und meine 14er-Loch Martens durften an keinem Tag fehlen. Klar – ich war Punk! Ich protestierte gegen McDonalds, Bush und Haiders FPÖ. Ich tanzte in jedem Pogomob in der ersten Reihe und gröhlte lauthals zu den Punkrock Hymnen mit. Ich war jung – ich war rebellisch – und ich werde diese Zeit immer in meinen Herzen tragen. Die Grundsätze des Punkrock habe ich noch immer verinnerlicht. Und wenn ich heute an einem jungen Punk-Kiddie vorbei gehe, in meinem Kostüm oder Hosenanzug, habe ich immer noch das Bedürfnis, ihnen zu erklären, um was es im Punkrock wirklich geht, und wofür diese Lebenseinstellung steht. Denn es geht nicht nur um Saufen, Feiern und die Musik, obwohl in dieser alles Wichtige ausgedrückt wird, was Sache ist: Es geht um Individualismus, Toleranz und Engagement und darum, nicht alles hinzunehmen, sondern sich seine eigene Meinung zu bilden. Und vor allem geht es um den Kampf gegen Faschismus und Rechtsradikalismus!
Hurra wir leben noch
Kurzum, nur weil keine bunt gefärbten rebellierenden Teenager mehr hinter dem Bahnhof herumlugern, und die Piercings und Iros schon lange verschwunden sind, heißt das nicht, dass die Szene tot ist. Die Rock’N’Roll Highschool veranstaltet nach wie vor regelmäßig Konzerte. So wird am 2. Oktober am SKW 83 gemeinsam mit Lames wieder eine Lehrstunde in Sachen Punk Rock stattfinden, bei der neben der italienischen Punk Band One Trax Minds auch die Jungs und Dame von Demenzia Kolektiva ihr erstes Heimspiel geben (www.rnr-highschool.com)
Auch Exceed Excess haben vor, bald wieder Konzerte zu spielen. Aktuell ist man gerade mit den Aufnahmen zum neuen Album „Coming Back“ fertig geworden, das es bald zu erstehen und dann hoffentlich auch live zu hören geben wird.
Damit nicht eine weitere Subkultur St. Pöltens untergeht, und die Gesellschaft zur einheitlichen Masse verkommt, bleibt zu wünschen, dass es baldigen Nachwuchs für die Szene gibt! Eines ist gewiss: Wenn ihr uns sucht, hinterm Bahnhof sind wir vielleicht nicht mehr anzutreffen, denn auch wir sitzen irgendwo in Büros, in Meetings, im Alltag. Aber bei Punk-Konzerten und Demos stehen wir noch immer in der ersten Reihe und melden uns zu Wort, denn eines ist klar: PUNK’S NOT DEAD!
Meinungen zum Thema:
Steve Beaumont, 1987:
„Rebellion is one of the few undeniable characteristics of Punk. It is implicit in the meaning of Punk and its music and lyrics. Whether a person sticks it out long enough to learn important personal realizations or not, everyone who gets involved in Punk is usually prompted by some form of rebellion, be it against parents, authorities or the whole system itself.”
SMarc Bayard:
„The major problem with trying to explain punk is that is not something that fits nearly into a box or categories. Not surprising as punk had made the explicit aim of trying to destroy all boxes and labels. With that as a major hurdle, any project that tries to define punk or explain it must do so with very broad brush strokes. Punk and punk music cannot be pigeonholed to some spiked-haired white male wearing a leather jacket with a thousand metal spikes listening to music real loud. If that´s all it was and is then I´m not even remotely interested. ”
ANTIFA
Auch die St. Pöltner Szene, die in den frühen 90’er Jahren entstand, definierte sich nicht rein äußerlich, sondern zunächst auch politisch, in gewisser Weise auch zum Teil als Reaktionsbewegung auf die damals noch existente rechtsradikale Szene, gegen die man ein Zeichen setzen wollte. So wurde die ANTIFA gegründet, die Unterstützung aus dem linken Parteienspektrum, bei der KPÖ fand, die in ihrem Haus hinter den Stadtsälen (heute BarRock) einen Raum für die Jugendlichen zur Verfügung stellte. „Es ging eigentlich alles vom politischem Engagement aus“ erinnert sich Thomsn, ebenfalls ehemaliges Mitglied von Skeptic Eleptic und heute Drummer bei Demenzia Kolektiva. „Man traf sich jedes Wochenende in diesen Räumen, um zu diskutieren und zu feiern. Nachher ging es hinter den Bahnhof, wo weitergetrunken wurde, bis wir nach Wien gefahren sind, um ein Konzert oder ähnliches zu besuchen“.
Hinterm Bahnhof
Für viele Bürger stellten die gröhlenden, trinkenden und herumlungernden Jugendlichen – wie sie primär wahrgenommen wurden – ein Ärgernis, für manche wohl auch eine irrationale Bedrohung dar. Das Andere macht seit jeher Angst. „Doch das war uns egal. Das ist eben Punk – auf die konventionellen Dinge pfeifen und sich von niemanden etwas sagen lassen.“ Auch mit der Polizei hatte man bisweilen Scharmützel „alleine schon aufgrund des ‚anderen‘ Aussehens.“ Bei diversen Polizeikontrollen sind die Punks immer die ersten, die gefilzt werden.
Das vermeintlich rebellisch bis anarchistische Moment zog viele andere Jugendliche an, so dass die Gruppe sukzessive wuchs und sich alsbald ein gar nicht so kleiner, schriller Haufen regelmäßig zum Stelldichein traf. Zugleich ging mit den vielen Mitläufern aber auch eine Ausdünnung der ursprünglichen Ideale einher. „Das Politische wurde leider bald in den Hintergrund gedrängt“ erinnert sich Thomsn mit Wehmut. Hatte man zu Beginn noch gemeinsame Demos gegen Faschismus und Rechtradikalismus organisiert und gezielte Aktionen gegen Jörg Haider und seine damalige FPÖ gesetzt, „ging es später nur mehr ums Feiern und Trinken.“
Das heißt aber nicht, dass die Gruppe keinen kreativen Output hatte. So wurden während dieser Phase die ersten Bands gegründet, Punkrock war angesagt. „Wir konnten zwar alle kein Instrument spielen, aber dennoch wollten wir Musik machen und unsere sozial-kritischen Texte unters Volk bringen“. So wurde etwa TVÖ (Totale Verwirrung Österreich) ins Leben gerufen, geprobt wurde auf einfachen Kaufhausinstrumenten. „Der Spaß und die Gemeinschaft waren das Wichtigste!“ Auch die Rock’N’Roll Highschool wurde ins Leben gerufen, organisierte Konzerte, die bis zu 500 Besucher zählten! Auf St. Pöltner Maßstab umgelegt war Punk, zumindest in seiner musikalischen Ausformung, zu einem jugendlichen „Massenphänomen“ geworden und zählte zu den stärksten Communities der Stadt.
It’s The End?
Stellt sich heute, gut 20 Jahre später, freilich die Frage, was aus all den Leuten von damals geworden ist? Die Rock’n Roll Highschool etwa ist zwar immer noch aktiv, aber zu den Konzerten – selbst wenn internationale Punkrockbands in St. Pölten Station machen – verlieren sich vielleicht 100 Leute. „und die kommen mehrfach nicht einmal aus der Stadt, sondern aus Linz etc.“ Ist die Szene also in die ewigen Jagdgründe eingegangen? Da gehen bei den Altvorderen die Meinungen auseinander. Für Thomsn etwa „ist die Szene tot.“ Viele der kreativen Köpfe der Szene, wie auch er selbst, sind nach Wien abgewandert, um dort zu arbeiten, „weil es in Wien einfach mehr Jobs gibt, die in ein Punkrock Leben passen.“ Wie zur Bestätigung arbeitet er selbst in einer schlüssigen Einrichtung – der Wiener Arena, jenem ehemaligen Schlachthof, der in den 70‘ern besetzt und der Stadt quasi als Kreativraum abgetrotzt wurde.
Nicht so dramatisch beurteilen Mots und Grisu die Lage. Eine Krise sei zwar unübersehbar, „die wird jedoch vorübergehen!“, sind sie überzeugt. Was die Ursache für das Abflauen der Punkbewegung wie des jugendlichen Aufbegehrens insgesamt betrifft, sind sich die Jungs aber einig. „Meiner Meinung nach sind die Jugendlichen zu Wohnzimmerrevoluzern geworden, die vorm Internet sitzen“, ortet Harry, Mitglied der Band Exceed Excess – laut Thomsn im Übrigen die letzte Punk Rock Band St. Pöltens – die Gründe in einer veränderten (Kommunikations)Welt. Auch Grisu gibt den neuen Medien eine Mitschuld an der Flaute der Szene, wie überhaupt am Tod von Subkulturen im Allgemeinen. „Früher hatte man Raver, Punks, Metalheads, Skins – alles Subkulturen, die heute kaum mehr aufzufinden sind. Und warum nicht!? Weil die Leute nur mehr in ihren sozialen Netzwerken vorm PC sitzen und sich nicht mehr „real“ treffen, nicht mehr gemeinsam fortgehen“.
Punk im Herzen
Dass es auch daran liegen könnte, dass die „Alten“ vielleicht lau und innerlich verbürgerlicht sind, aus Hausbesetzern quasi Hausbesitzer geworden sind, stellen die Herren entschieden in Abrede. Sie fühlen sich nach wie vor als Punker. „Den Punk Rock trägt man im Herzen. Ab einem gewissen Alter ist die Rebellion durch anderes Aussehen nicht mehr so wichtig. Wichtig ist es aber, sich weiter in der Szene zu engagieren und etwas für sie zu machen, sei es in einer Band zu spielen, Veranstaltungen zu organisieren oder politisches Engagement zu zeigen“, ist Mots überzeugt. Denn „Punk ist das zu machen, worauf man Lust hat. Nicht alles zu glauben, was einem vorgesetzt wird – alles hinterfragen. Jeder muss aber seine eigene Definition für Punkrock finden.“
Das ist es, was auch mich - wenn mir als Autorin ein paar persönliche Zeilen an dieser Stelle gestattet sind – schon immer an der Szene fasziniert hat. Egal wie alt du bist, egal wo du herkommst, egal was du machst, du bist immer herzlich willkommen und es gibt kaum Diskriminierung. Das einzige, was in keinster Weise geduldet wird, ist Fascho Pack! Früher schrie man noch nach Anarchie, heute hat diese Forderung an Bedeutung verloren. Als ich 15 war, war noch alles anders. Ich rutschte in die Szene rein, fuhr mit den St. Pöltner Punk Bands auf Konzerte, besuchte Punk Festivals in halb Europa. Mein Aussehen provozierte, in der Schule gab es Probleme deswegen. Meine Piercings in Nase und Lippe, meine knallroten Haare, meine bunten Strumpfhosen, mein Nietengürtel und meine 14er-Loch Martens durften an keinem Tag fehlen. Klar – ich war Punk! Ich protestierte gegen McDonalds, Bush und Haiders FPÖ. Ich tanzte in jedem Pogomob in der ersten Reihe und gröhlte lauthals zu den Punkrock Hymnen mit. Ich war jung – ich war rebellisch – und ich werde diese Zeit immer in meinen Herzen tragen. Die Grundsätze des Punkrock habe ich noch immer verinnerlicht. Und wenn ich heute an einem jungen Punk-Kiddie vorbei gehe, in meinem Kostüm oder Hosenanzug, habe ich immer noch das Bedürfnis, ihnen zu erklären, um was es im Punkrock wirklich geht, und wofür diese Lebenseinstellung steht. Denn es geht nicht nur um Saufen, Feiern und die Musik, obwohl in dieser alles Wichtige ausgedrückt wird, was Sache ist: Es geht um Individualismus, Toleranz und Engagement und darum, nicht alles hinzunehmen, sondern sich seine eigene Meinung zu bilden. Und vor allem geht es um den Kampf gegen Faschismus und Rechtsradikalismus!
Hurra wir leben noch
Kurzum, nur weil keine bunt gefärbten rebellierenden Teenager mehr hinter dem Bahnhof herumlugern, und die Piercings und Iros schon lange verschwunden sind, heißt das nicht, dass die Szene tot ist. Die Rock’N’Roll Highschool veranstaltet nach wie vor regelmäßig Konzerte. So wird am 2. Oktober am SKW 83 gemeinsam mit Lames wieder eine Lehrstunde in Sachen Punk Rock stattfinden, bei der neben der italienischen Punk Band One Trax Minds auch die Jungs und Dame von Demenzia Kolektiva ihr erstes Heimspiel geben (www.rnr-highschool.com)
Auch Exceed Excess haben vor, bald wieder Konzerte zu spielen. Aktuell ist man gerade mit den Aufnahmen zum neuen Album „Coming Back“ fertig geworden, das es bald zu erstehen und dann hoffentlich auch live zu hören geben wird.
Damit nicht eine weitere Subkultur St. Pöltens untergeht, und die Gesellschaft zur einheitlichen Masse verkommt, bleibt zu wünschen, dass es baldigen Nachwuchs für die Szene gibt! Eines ist gewiss: Wenn ihr uns sucht, hinterm Bahnhof sind wir vielleicht nicht mehr anzutreffen, denn auch wir sitzen irgendwo in Büros, in Meetings, im Alltag. Aber bei Punk-Konzerten und Demos stehen wir noch immer in der ersten Reihe und melden uns zu Wort, denn eines ist klar: PUNK’S NOT DEAD!
Meinungen zum Thema:
Steve Beaumont, 1987:
„Rebellion is one of the few undeniable characteristics of Punk. It is implicit in the meaning of Punk and its music and lyrics. Whether a person sticks it out long enough to learn important personal realizations or not, everyone who gets involved in Punk is usually prompted by some form of rebellion, be it against parents, authorities or the whole system itself.”
SMarc Bayard:
„The major problem with trying to explain punk is that is not something that fits nearly into a box or categories. Not surprising as punk had made the explicit aim of trying to destroy all boxes and labels. With that as a major hurdle, any project that tries to define punk or explain it must do so with very broad brush strokes. Punk and punk music cannot be pigeonholed to some spiked-haired white male wearing a leather jacket with a thousand metal spikes listening to music real loud. If that´s all it was and is then I´m not even remotely interested. ”