Real 66
Ausgabe
Gangsterrap in St. Pölten? Nicht wirklich, aber dann doch irgendwie schon ein bisserl. Der Rapper Real 66 verwöhnt sein Publikum zumindest mit Textzeilen wie „Niemand kann Real besiegen es wäre das achte Weltwunder, vielleicht auf der Playstation, sogar da heißt es Game Over!“
Der Groschen zum Rappen fiel Ünlüsoy Mehmet, wie er im bürgerlichen Leben heißt, als er im Fernsehen einen deutschen Rapper hörte: „Da dachte ich: Wenn der das kann, kann ich das auch.“
Mit dem Können ist das ja so eine Sache, alles relativ. Aber Begeisterung zeigt der Musiker allemal. Ein Künstlername war schnell gefunden: Real66. Das englische „real“ für „authentisch“, die Zahl 66 bezeichnet jene türkische Provinz, in der seine Eltern wohnten. Dabei möchte Real 66 keine typischen Rap-Klischees bedienen: „Ich brauche kein fettes Bling-Bling oder große Autos, sonst wäre ich nicht real!“ Auch als Straßenjunge, der über sein Ghetto rappt, empfindet er sich nicht. Das wäre auch unschlüssig, denn der junge Mann wohnt wohlbehütet bei seinen Eltern in unmittelbarer Umgebung des Traisenparks.
Ein paar Rapper-Klischees bestätigt er dann doch: Er liebt es zu „dissen“ (so nennt man im Rap-Slang das Schlechtmachen von Konkurrenten), und auch an einer großen Klappe, wie es sich für einen Rapper gehört, fehlt es ihm nicht. „Ich beweise damit, dass sich die anderen nicht mit mir messen können“, rechtfertigt der 18jährige seine „künstlerischen“ Rundumschläge. Ein bisschen klingt da auch Revierkampf heraus, immerhin begreift sich Real66 als die Nummer eins der Rapper, und zwar nicht nur St. Pöltens, sondern gleich ganz Österreichs! Und er will – ein ebenso nicht gerade unbescheidenes Ziel „die Nummer eins von Europa werden! Ich bin einer der meist beneideten Musiker aus dem Raum St. Pölten!“ Alles nur (übersteigertes) Selbstbewusstsein oder just das Gegenteil – Unsicherheit, die sich quasi in einer Überkompensation manifestiert?
Das harte Leben
Vielleicht hat dieses Verhalten dann doch auch mit der eigenen Autobiographie zu tun, wie seine Texte nahelegen. Mehmets Lieder handeln mitunter von Problemen, von „schrecklichen Ereignissen“. Er spielt darin die Rolle des harten Jungen – nach außen hin wirkt er zwar schmächtig, aber innerlich hat er viel zu verarbeiten: Es beginnt damit, dass sein Vater nicht möchte, dass er rappt. Dieser bevorzugt traditionelle Volksmusik. Viel gravierender jedoch scheinen jene Enttäuschungen zu wiegen, die dazu führten, dass „ich niemandem vertrauen kann. Ich habe nie richtige Freunde besessen, lediglich Bekannte.“ Von alledem ausgenommen sein Cousin, sein Fels in der Brandung – so wie die Musik. Ein Katalysator?!
Ums „Ghetto“ geht es dann nämlich doch, indirekt, und um Ausgrenzung, ums Nichtdazugehören. Obwohl Mehmet in Österreich geboren wurde, wird er nicht als solcher respektiert. „Ich bin in Österreich Ausländer und in der Türkei bin ich Österreicher“, schildert er mit bitterem Unterton und bringt damit eine Gefühls-und Erfahrungslage vieler Österreicher mit türkischen Wurzeln auf den Punkt, die ordentlich zu schaffen macht. Das Gefühl, zu niemandem richtig zu gehören„Ich selbst fühle mich als Österreicher“, betont Real66, und als müsste er es unterstreichen, verweist er auf seine wenigen türkischen Freunde. Wahrscheinlich beginnt genau da die Misere für viele Österreicher mit, wie es so schön heißt, Migrationshintergrund. Als müssten sie sich für „eine Seite“ entscheiden, eine Art Outing ablegen, und als schließe das Bekenntnis zur einen Wurzel jenes zur anderen aus, auch im way of life.
Dabei – das ist das naive Ideal, von dem wir offensichtlich so weit entfernt sind – wäre die Symbiose wünschenswert. Ja das Symbiotische in den Menschen selbst, wo die Kulturen unabhängig für sich bestehen und doch auch eins sind, verschmelzen. Aber die Realität sieht anders aus – in Österreich, ebenso wie im 66. Bezirk in der Türkei.
Mit dem Können ist das ja so eine Sache, alles relativ. Aber Begeisterung zeigt der Musiker allemal. Ein Künstlername war schnell gefunden: Real66. Das englische „real“ für „authentisch“, die Zahl 66 bezeichnet jene türkische Provinz, in der seine Eltern wohnten. Dabei möchte Real 66 keine typischen Rap-Klischees bedienen: „Ich brauche kein fettes Bling-Bling oder große Autos, sonst wäre ich nicht real!“ Auch als Straßenjunge, der über sein Ghetto rappt, empfindet er sich nicht. Das wäre auch unschlüssig, denn der junge Mann wohnt wohlbehütet bei seinen Eltern in unmittelbarer Umgebung des Traisenparks.
Ein paar Rapper-Klischees bestätigt er dann doch: Er liebt es zu „dissen“ (so nennt man im Rap-Slang das Schlechtmachen von Konkurrenten), und auch an einer großen Klappe, wie es sich für einen Rapper gehört, fehlt es ihm nicht. „Ich beweise damit, dass sich die anderen nicht mit mir messen können“, rechtfertigt der 18jährige seine „künstlerischen“ Rundumschläge. Ein bisschen klingt da auch Revierkampf heraus, immerhin begreift sich Real66 als die Nummer eins der Rapper, und zwar nicht nur St. Pöltens, sondern gleich ganz Österreichs! Und er will – ein ebenso nicht gerade unbescheidenes Ziel „die Nummer eins von Europa werden! Ich bin einer der meist beneideten Musiker aus dem Raum St. Pölten!“ Alles nur (übersteigertes) Selbstbewusstsein oder just das Gegenteil – Unsicherheit, die sich quasi in einer Überkompensation manifestiert?
Das harte Leben
Vielleicht hat dieses Verhalten dann doch auch mit der eigenen Autobiographie zu tun, wie seine Texte nahelegen. Mehmets Lieder handeln mitunter von Problemen, von „schrecklichen Ereignissen“. Er spielt darin die Rolle des harten Jungen – nach außen hin wirkt er zwar schmächtig, aber innerlich hat er viel zu verarbeiten: Es beginnt damit, dass sein Vater nicht möchte, dass er rappt. Dieser bevorzugt traditionelle Volksmusik. Viel gravierender jedoch scheinen jene Enttäuschungen zu wiegen, die dazu führten, dass „ich niemandem vertrauen kann. Ich habe nie richtige Freunde besessen, lediglich Bekannte.“ Von alledem ausgenommen sein Cousin, sein Fels in der Brandung – so wie die Musik. Ein Katalysator?!
Ums „Ghetto“ geht es dann nämlich doch, indirekt, und um Ausgrenzung, ums Nichtdazugehören. Obwohl Mehmet in Österreich geboren wurde, wird er nicht als solcher respektiert. „Ich bin in Österreich Ausländer und in der Türkei bin ich Österreicher“, schildert er mit bitterem Unterton und bringt damit eine Gefühls-und Erfahrungslage vieler Österreicher mit türkischen Wurzeln auf den Punkt, die ordentlich zu schaffen macht. Das Gefühl, zu niemandem richtig zu gehören„Ich selbst fühle mich als Österreicher“, betont Real66, und als müsste er es unterstreichen, verweist er auf seine wenigen türkischen Freunde. Wahrscheinlich beginnt genau da die Misere für viele Österreicher mit, wie es so schön heißt, Migrationshintergrund. Als müssten sie sich für „eine Seite“ entscheiden, eine Art Outing ablegen, und als schließe das Bekenntnis zur einen Wurzel jenes zur anderen aus, auch im way of life.
Dabei – das ist das naive Ideal, von dem wir offensichtlich so weit entfernt sind – wäre die Symbiose wünschenswert. Ja das Symbiotische in den Menschen selbst, wo die Kulturen unabhängig für sich bestehen und doch auch eins sind, verschmelzen. Aber die Realität sieht anders aus – in Österreich, ebenso wie im 66. Bezirk in der Türkei.