STP wird jünger
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Wir schreiben das Jahr 2003. Im Auftrag der Stadt St. Pölten wird vom „Institut für strategische Zukunftsentwicklung“ mehr oder weniger „geheim“ eine „Jugendstudie“ in Auftrag gegeben. Objekt der Begierde also die liebe, liebe Jugend, die man über ihre Befindlichkeit in St. Pölten befragt.
Das Ergebnis – nett formuliert - weder heiter noch wolkig, sondern Kritikhagel und eine lange Wunschliste. Groß rausgekommen ist das Ergebnis nie, und manch Insider vermutete schon den „üblichen Behördenweg“ couragierter Projekte: Die heiße Ware landet in einer Schublade bzw. überhaupt gleich im Keller, wo sie zu den X-Akten gestellt wird, auf dass sie dort vergessen werde.
Ins Rampenlicht
Diesmal, so scheint es, kamen die Unkenrufe aber zu früh. War schon die Installierung des Jugendkoordinators aus den Ergebnissen der Jugendstudie abgeleitet, so bildet sie nunmehr auch Ausgangspunkt des Jugendentwicklungsplan. Dieser firmiert unter dem Titel „Limelight“, wobei zu hoffen bleibt, dass die Jugendlichen nicht einer großen PR-Aktion auf den Leim gehen, sondern dass sie tatsächlich ins Rampenlicht (so die deutsche Übersetzung des Wortes) gerückt werden. Dass man als Stadt zudem die jungen St. Pöltner offiziell zur „Revolution einlädt“ hat etwas Koketes und Erfrischendes, weckt jedenfalls die Hoffnung, dass „die Revolution nicht ihre eigenen Kinder frisst“, wie es in Dantons Tod so schön heißt, sondern es tatsächlich zu Umwälzungen kommt, wie uns der kleine Stowasser (Lateinwörterbuch) übersetzt. „Folge des Jugendentwicklungsplanes sollen bessere Strukturen im Jugendbereich sein, eine jugendfreundlichere Stadt.“, formuliert Jugendkoordinator Wolfgang Matzl als Mastermind die Zielsetzung. Die Revolution freilich soll eine durchaus sanfte sein. Sprich, sie soll in geordneten Bahnen verlaufen. Das „dreckige“ Dutzend
Geordnete Bahnen heißt in diesem Fall eine Kompetenzstruktur wie in einem kleinen Industriekonzern, was wenig verwundert „folgen wir doch einem Ansatz aus dem Sozialmanagement. Im Gegensatz zu anderen Städten wird nicht einfach eine externe Agentur beauftragt, was viel kostet aber wenig bringt, sondern wir binden die Leute von der Basis ein, die wissen wo’s langgeht.“, erläutert Matzl das Prinzip. Auf der untersten Eben gibt es demnach 12 Arbeitsgruppen zu jeweils einem Thema (siehe Kasten). In diesen sitzen die jeweiligen „Themenexperten“, etwa Jugendvereine, Jugendstellen etc. Die Arbeitsgruppen treffen drei bis fünfmal zusammen, „um einen Ist und Sollzustand ihres Bereiches zu erarbeiten.“ Geleitet werden sie von jeweils einem Arbeitskreisleiter. Diese 12 ihrerseits bilden die sogenannte Projektgruppe. Diese bereiten die Ergebnisse der Arbeitsgruppen auf und gießt sie zuletzt in ein „Manifest“, das die Entscheidungsgrundlage für die Steuergruppe sein soll. Die Steuerungsgruppe, „das sind alle maßgeblichen Entscheidungsträger“, entscheidet über Geld und Umsetzung. In ihr sitzen der Bürgermeister, die Parteienvertreter, das Land NÖ sowie das Jugendamt. Der Jugendkoordinator selbst ist in den beiden höchsten Gremien vertreten. Und wo bleiben die Jugendlichen?
Wird etwa über die Betroffenen nach dem Motto „Sag mir, dass du Jugendlicher bist, und ich sage dir, wer du bist“ drüberregiert? „Nein. Unter dem Motto ‚Einladung zur Revolution’ wird es im Dezember im FREI RAUM einen Mitbestimmungstag geben. Dort werden die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt. Die Jugendlichen können dazu kritisch Stellung nehmen, können ihre Ideen einbringen. Außerdem schaffen wir unter www.lime-light.at ein Partizipationsweb.“, so Matzl. Kein Wahlkampfthema?
Bleibt noch eine kleine Pikanterie: der Zeitplan. So soll das Manifest, welches im Grunde genommen ja den Arbeitsauftrag für die Politik darstellt, im Mai oder Juni 2006 präsentiert werden – kurzum mitten im Wahlkampf. Keine Angst, dass Limelight dann propagandistisch ausgeschlachtet oder zum Spielball der Parteien wird? „Das kann ich mir nicht vorstellen! Immerhin sind ja alle politischen Kräfte in die Steuerungsgruppe miteingebunden. Ihr eigenes gemeinsames Werk zu torpedieren wäre ja dumm.“ Matzls Wort in der Politiker Ohr. Denn wenn diese Hürde einmal geschafft ist, dann steht der Revolution tatsächlich nichts mehr im Wege. Folgende Arbeitsgruppen gibt es: Partizipation Offene Jugendarbeit Beratungsstellen Jugendkultur Schule & Ausbildung Jugend & Konsumwelt Migranten verbandliche Jugendarbeit Jugend & Arbeit Jugend & Wohnen Demokratie Zukunftswerkstätte
Diesmal, so scheint es, kamen die Unkenrufe aber zu früh. War schon die Installierung des Jugendkoordinators aus den Ergebnissen der Jugendstudie abgeleitet, so bildet sie nunmehr auch Ausgangspunkt des Jugendentwicklungsplan. Dieser firmiert unter dem Titel „Limelight“, wobei zu hoffen bleibt, dass die Jugendlichen nicht einer großen PR-Aktion auf den Leim gehen, sondern dass sie tatsächlich ins Rampenlicht (so die deutsche Übersetzung des Wortes) gerückt werden. Dass man als Stadt zudem die jungen St. Pöltner offiziell zur „Revolution einlädt“ hat etwas Koketes und Erfrischendes, weckt jedenfalls die Hoffnung, dass „die Revolution nicht ihre eigenen Kinder frisst“, wie es in Dantons Tod so schön heißt, sondern es tatsächlich zu Umwälzungen kommt, wie uns der kleine Stowasser (Lateinwörterbuch) übersetzt. „Folge des Jugendentwicklungsplanes sollen bessere Strukturen im Jugendbereich sein, eine jugendfreundlichere Stadt.“, formuliert Jugendkoordinator Wolfgang Matzl als Mastermind die Zielsetzung. Die Revolution freilich soll eine durchaus sanfte sein. Sprich, sie soll in geordneten Bahnen verlaufen. Das „dreckige“ Dutzend
Geordnete Bahnen heißt in diesem Fall eine Kompetenzstruktur wie in einem kleinen Industriekonzern, was wenig verwundert „folgen wir doch einem Ansatz aus dem Sozialmanagement. Im Gegensatz zu anderen Städten wird nicht einfach eine externe Agentur beauftragt, was viel kostet aber wenig bringt, sondern wir binden die Leute von der Basis ein, die wissen wo’s langgeht.“, erläutert Matzl das Prinzip. Auf der untersten Eben gibt es demnach 12 Arbeitsgruppen zu jeweils einem Thema (siehe Kasten). In diesen sitzen die jeweiligen „Themenexperten“, etwa Jugendvereine, Jugendstellen etc. Die Arbeitsgruppen treffen drei bis fünfmal zusammen, „um einen Ist und Sollzustand ihres Bereiches zu erarbeiten.“ Geleitet werden sie von jeweils einem Arbeitskreisleiter. Diese 12 ihrerseits bilden die sogenannte Projektgruppe. Diese bereiten die Ergebnisse der Arbeitsgruppen auf und gießt sie zuletzt in ein „Manifest“, das die Entscheidungsgrundlage für die Steuergruppe sein soll. Die Steuerungsgruppe, „das sind alle maßgeblichen Entscheidungsträger“, entscheidet über Geld und Umsetzung. In ihr sitzen der Bürgermeister, die Parteienvertreter, das Land NÖ sowie das Jugendamt. Der Jugendkoordinator selbst ist in den beiden höchsten Gremien vertreten. Und wo bleiben die Jugendlichen?
Wird etwa über die Betroffenen nach dem Motto „Sag mir, dass du Jugendlicher bist, und ich sage dir, wer du bist“ drüberregiert? „Nein. Unter dem Motto ‚Einladung zur Revolution’ wird es im Dezember im FREI RAUM einen Mitbestimmungstag geben. Dort werden die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt. Die Jugendlichen können dazu kritisch Stellung nehmen, können ihre Ideen einbringen. Außerdem schaffen wir unter www.lime-light.at ein Partizipationsweb.“, so Matzl. Kein Wahlkampfthema?
Bleibt noch eine kleine Pikanterie: der Zeitplan. So soll das Manifest, welches im Grunde genommen ja den Arbeitsauftrag für die Politik darstellt, im Mai oder Juni 2006 präsentiert werden – kurzum mitten im Wahlkampf. Keine Angst, dass Limelight dann propagandistisch ausgeschlachtet oder zum Spielball der Parteien wird? „Das kann ich mir nicht vorstellen! Immerhin sind ja alle politischen Kräfte in die Steuerungsgruppe miteingebunden. Ihr eigenes gemeinsames Werk zu torpedieren wäre ja dumm.“ Matzls Wort in der Politiker Ohr. Denn wenn diese Hürde einmal geschafft ist, dann steht der Revolution tatsächlich nichts mehr im Wege. Folgende Arbeitsgruppen gibt es: Partizipation Offene Jugendarbeit Beratungsstellen Jugendkultur Schule & Ausbildung Jugend & Konsumwelt Migranten verbandliche Jugendarbeit Jugend & Arbeit Jugend & Wohnen Demokratie Zukunftswerkstätte