Parallelwelten
Ausgabe
„Save the place?“ Der Verein LAMES nutzt seit 10 Jahren das Gelände am Spratzerner Kirchenweg 81-83 für seine eigenwilligen Kunst- und Lebensentwürfe: Schrittmacher innovativer Kulturprojekte für die einen, subventionierte Alternativ-Schrebergärtner für die anderen. Nun soll ein Teil der Parkanlage von einer Wohnungsgenossenschaft verbaut werden. LAMES rührt die Medientrommel und disst die Stadt. Diese wiederum ist bezüglich der Vorgangsweise von LAMES „not amused“. Klare Bruchlinien also zwischen Öffentlichkeit und Gegenöffentlichkeit? Wenn‘s nur so einfach wäre.
Wir schreiben den 7. Mai 2009, 20 Uhr abends. Das Beislkino im Cinema Paradiso am Rathausplatz quillt vor Interessierten förmlich über. Doch keine Promi-Lesung, auch kein Konzert findet heute statt. Anstelle dessen steht ein Abend über „Freiräume in St. Pölten“ auf dem Programm. Initiiert wurde das Ganze vom Verein LAMES und umfasst die Filmpremiere des Dokumentarfilms über das von LAMES organisierte Festival „Parque del Sol 08“ sowie im Anschluss daran eine Diskussion betreffend „Freiräume in der Stadt – zukunftsweisend oder vernachlässigbar?“ Also genau jene Themenstellung, die üblicherweise gerade einmal dreieinhalb Zuschauer mobilisiert.
Doch heute ist alles anders. Ein zahlreich erschienenes, buntes Publikum ist in den Saal geströmt, sitzt zum Teil am Boden, steht, will nichts versäumen. Zu 99,9 Prozent haben wir es mit LAMES-Protagonisten, Fans und Sympathisanten zu tun.
Ein Heimspiel
Um 20 Uhr 15 geht‘s dann los. Der etwa 50minütige Film „Parque del Sol 08“ der beiden jungen Filmemacher Roland Svoboda und Jörg Stefke ist eine fein strukturierte und rhythmisierte Dokumentation über Vorbereitungen und Durchführung der im Jahr 2008 stattgefundenen gleichnamigen Veranstaltung. Der Film selbst gibt im Zuge dessen Einblicke in die Arbeit von LAMES und stellt das von Verbauung bedrohte Vereinsgelände am Spratzerner Kirchenweg (kurz: SKW) 81 - 83 vor. Der Film ist ein klares Bekenntnis zu LAMES, Kritiker oder gar Gegner kommen nicht zu Wort. Und auch die vom Cinema Paradiso-Kulturchecker – und selbst LAMES-Vorstandsmitglied – Christoph Wagner eingeleitete und von Alexander Syllaba moderierte Diskussion danach ist weitgehend von Pro-LAMES-Stimmen durchzogen. Neben der LAMES-Aktivistin Agnes Peschta finden Vertreter der Kulturvernetzung Niederösterreich, der Grünen, der ÖVP, eine Proponentin des Wiener WUK und der Jugendkoordinator der Stadt St. Pölten, Wolfgang Matzl, auf dem Podium Platz. Während all diese ihre unbedingte – und großteils auch glaubwürdige – Zuneigung zu LAMES in den Vordergrund stellen, hat einzig der Stadtrat Johann Rankl von der regierenden SPÖ die Unglückskarte gezogen. Dieser hat nämlich die undankbare Aufgabe übernommen, die offizielle Haltung der Stadt St. Pölten zu verteidigen. Und die ist sicher nicht anti-LAMES, lässt aber ein weiteres unverändertes Gedeihen des Vereins unter der bisherigen Adresse, SKW 81–83, zumindest fraglich erscheinen. Das Publikum reagiert wie erwartet: Applaus, Jubel bei den Äußerungen aller anderen, nachhaltige Zurückhaltung und Unmut bei denen von Rankl.
Die Fronten scheinen also klar: hier das kleine,und mutige gallische Dorf LAMES, dort das betonierwütige St. Pöltner Stadt-Imperium. Oder gibt es da vielleicht eine weitere Verständnisebene, die sich einer eindeutigen Schwarzweiß-Zuordnung entzieht? Zu diesem Zweck gehen wir jetzt einmal in der Zeit zurück – und anständig feiern …
Am SKW 83
Ein – nach längeren Regenfällen – lauer Sommerabend des Jahres 2008 am SKW 81 - 83, etwa 21 Uhr: Aus einem der beiden sich dort inmitten einer sanft hügeligen Parkanlage befindlichen Häusern dringt der wunderbare Dancefloor-Jazz der DJane Miss Marple – es riecht nach Sommer, sattem Grün und indonesischen Gewürzzigaretten. Die mehrtägige Kunst- und Kulturparty „Parque del Sol“ findet wieder einmal statt, oder wie es offiziell heißt: „Parque del Sol – Symposion für interdisziplinäre Kunst“, inzwischen ein Fixpunkt im Kalender vieler Kunstschaffender und Eingeweihter bis weit über die Stadtgrenzen St. Pöltens hinaus. Seit einigen Jahren organisiert LAMES hier das jeweils mehrtägige Symposion – soll heißen Vorträge plus Workshops plus Konzerte plus DJLines plus Party. Es findet auf einem Areal mit einem insgesamt 50.000 Quadratmeter großen Park und zwei alten, renovierungsbedürftigen, gleichwohl charmanten Häusern statt. Die Stimmung ist gelöst, friedlich – die völlige Antithese zu den Fun-Bunkern der Stadt. Der Groove von Miss Marple wird später abgelöst von den Noise-Attacken von „Krach der Roboter“ (alias Andreas Stoiber), Mark Boombastics Selfmade-Techno oder dem formidablen HipHop von Chill-Ill oder Bauchklang, die vom derzeit grassierenden dumpfen Aggro-Posing soweit entfernt sind wie der Schreiber dieser Zeilen vom Häuslbauen. Oberton-Workshops mit der aus dem mongolischen Tuva stammenden Sainkho Namchylak oder instrumentale Live-Improvisationen zu russischen Zeichentrickfilmen runden das Programm ab.
Zehn Jahre gibt es LAMES heuer am SKW – und nun droht das Gelände durch die „Allgemein gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft“ verbaut zu werden. Zumindest ein Teil davon. „Sollte das eintreten, gehen ein Großteil des wertvollen und einzigartigen Naturraumes im Süden der Stadt und die Ergebnisse von zehn Jahren Arbeit den Bach hinunter!“ meint Markus Weidmann, LAMES-Gründungsmitglied und SKW-Parkgestalter, der sich noch an die Quasi-Unzugänglichkeit des Geländes früherer Tage erinnert. Überhaupt reicht die Geschichte von LAMES viel weiter zurück. Und auch die der drohenden Verbauung hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.
Aber der Reihe nach ...
Begonnen hatte eigentlich alles 1999 in der Malerei Frostl. Die war seit Jahren im Besitz der Gebäudeverwaltung St. Pölten. Und diese stellte besagtes Gebäude für Proberäume zur Verfügung. Nachdem das Areal an eine Tochterfirma von NÖ-Plan verkauft wurde, hieß es dann für die Nutzer, die Räumlichkeiten zu verlassen. Als Ersatz bot die Stadt St. Pölten eine – allerdings temporäre und auf mündlicher Zusage basierende – Nutzungsmöglichkeit der Örtlichkeit am Spratzerner Kirchenweg an. Nach einer nicht ganz friktionsfreien Räumung, bei der angeblich auch Instrumente der Musiker beschädigt wurden, übersiedelten die Betroffenen also zum SKW – und Andreas Fränzl (Bauchklang), Thomas Richter (Musikproduzent) und Markus Weidmann gründeten hierauf den Verein „La Musique et sun“, kurz LAMES.
Und hier, an besagtem SKW mit seinen beiden Häusern inmitten einer mittelgroßen Dschungel-Landschaft, etablierte sich LAMES in den folgenden zehn Jahren als interdisziplinärer Kunst- und Kulturverein, der in und für St. Pölten und darüber hinaus wirken sollte. Zum Selbstbild des Vereins gehört die Verquickung von elektronischen Live-Acts, DJs, Visuals, Installationen und Design: eine Vernetzung subkultureller Popavantgarde, wenn man so will, abseits kommerzieller Trampelpfade. In unregelmäßigen Abständen stattfindende Workshops, Lectures, Partys und Konzerte, auch außerhalb der „Parque del Sol“-Symposien, untermauern das Wollen der Macher. „Ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich Netzwerke knüpft und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist!“, so Wolfgang Matzl. Zudem will LAMES ein Bindeglied zwischen Ästhetischem, bildender Kunst, Musik, Bildung, Naturbezogenheit und unterschiedlichen Lebensentwürfen sein. Das im Prinzip öffentlich zugängliche und ungefähr fünf Hektar umfassende Gelände wurde – nicht zuletzt unter Feder- und Gartenscherenführung von Markus Weidmann – zur begehbaren Grünoase umgestaltet, wofür LAMES 2006 sogar die Auszeichnung „Natur im Garten“ erhielt.
Offen für alle, wie es von LAMES-Seite heißt. Allerdings ist es gerade dieses Pochen auf den breiten Öffentlichkeitsanspruch des Areals, das manche etwas befremdet. So gut nämlich die Subkulturschiene funktioniert, auch im Hinblick auf eine überregionale bis internationale Vernetzung, zumindest in den Kreisen der „Wissenden“, so sehr fand bis dato das Naturpark-Angebot für die Allgemeinheit unter praktischem Ausschluss letzterer statt, was dem Verein auch den Ruf alternativer Schrebergärtnerei als Dauerhappening anhaften ließ. Nicht, dass es verboten gewesen wäre, das Grundstück zu betreten: Es machte nur fast niemand davon Gebrauch, da ein Großteil der St. Pöltner gar nichts von der Existenz der Anlage wusste. „Kennen wir nicht!“ war vor zwei Jahren noch die Durchschnittsantwort, wenn man jemanden auf der Straße nach dem Weg zu besagtem Ort fragte. Was aber nicht ausschließlich LAMES anzulasten ist, da es in St. Pölten, wie in jeder Stadt, höchstwahrscheinlich nur eine begrenzte Anzahl motivierbarer Freigeister gibt, die ein Leben abseits genormter Weltmarkstruktur-Angebote einer dauermobilen Spaßgesellschaft auch nur anzudenken bereit wären.
Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man vor Ort bis vor Kurzem zumindest nichts dagegen hatte, in aller Ruhe sein eigenes Bio-Süppchen im Park zu kochen.
Doch abgesehen davon: Der Vorteil (und Nachteil) einer kleineren Stadt wie St. Pölten sei halt, so Andreas Fränzl, „eine gewisse Überschaubarkeit“. Und LAMES stellt da eben eine Möglichkeit dar, dem „St. Pöltner Sud“, wie Fränzl sagt, etwas entgegenzuhalten. Oder wie Thomas Weber, Chefredakteur des Magazins Gap, meint: „Bei LAMES handelt es sich um einen sympathisch friedlichen Nachzügler dessen, was die ARENA in Wien war. Diese Freiräume, wie eben der SKW, sind notwendig, da sie die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen lassen. Das sind Brückenschläge zwischen eher rückwärtsgewandtem Hippietum und Leuten, die musikalisch ziemlich vorn dabei sind.“ Und derlei spielt sich in Österreich halt ausschließlich im subventionierten Bereich ab. Mit all dem „unbaren“ (copyright Fränzl) Einsatz der ehrenamtlich wirkenden Mitglieder. Didi Neidhart vom Musikmagazin Skug hebt den integrativen Gedanken hervor: „In Wien gibt’s diese Aufsplitterung in lauter Szenen. Hier redet der alte Bluesrocker mit den jungen Electronic-Leuten: weil sie alle dasselbe Haus nützen.“ Und nicht zuletzt die menschliche Komponente ist’s, die es der Gast-DJane Electra Bregenz angetan hat: „Die Leute hier sind einfach nett – nicht so beinharte Business-Typen.“
Etabliert und avanciert
Als Teil einer reinen Jugendkultur sollte man LAMES sowieso nicht missverstehen. Dazu ist LAMES in seiner Kulturauffassung viel zu avanciert. Einige der Protagonisten (wie etwa Christoph Richter, Marcus Hufnagl oder Fränzl selbst mit seiner erfolgreichen Band Bauchklang) sind längst schon etablierte Größen, nicht nur als Musikschaffende, sondern auch als Kulturvermittler, wie etwa Fränzl im Beirat von „Come On“, der Jugendförderschiene des Landes Niederösterreich, oder als Programmierer des neuen Café Publik im Festspielhaus. Naheverhältnisse und Bande zu hochoffiziellen (Subventions)Stellen bestehen zur Genüge. Nur im Rahmen von LAMES gibt man sich nach wie vor kompromisslos: Ein Hauch von Utopia in einer durchökonomisierten und krisengeschüttelten Welt? Oder eher das Aufrechterhalten eines lieb gewonnenen Selbstbildes zwischen Freiheit und Unbeugsamkeit? Frei nach dem Motto „Wir lassen uns nicht vereinnahmen“, indem alles, was auch nur ansatzweise den Mief von Amtlichem verströmt, a priori abgelehnt, Auszeichnungen und Förderungen aber dann doch gern angenommen zu werden scheinen, um an möglichen Futtertrögen mitnaschen zu dürfen?
Zwischen LAMES und Stadt scheint es derzeit jedenfalls nicht so gut zu funktionieren. Denn jetzt scheint der Hut zu brennen: Dem SKW droht die Verbauung. Beziehungsweise einem Teil davon. Und nun wird auf Teufel komm raus Öffentlichkeitsarbeit geleistet und über die Medien Stadt und Genossenschaft mehr oder weniger subtil gedisst. Ein eigener kreuzbraver Folder macht seit Kurzem auf den Naturpark SKW aufmerksam – mit Fotos von bunten Blumen, farbfrohen Schmetterlingen und glücklichen Kindern neben possierlichen Igeln. Kein Mensch käme auf die Idee, dass es hier in erster Linie um eine Initiative geht, deren Hauptaugenmerk auf städtischer herausfordernder Kunst liegt. Und man darf die berechtigte Frage stellen, an wen sich das wenden soll. Und warum jetzt? Denn die Tatsache der dräuenden Teil-Verbauung ist ja nicht erst dieser Tage vom Himmel gefallen.
Fragt man die Stadt, die ja das Ganze bis jetzt – laut Auskunft – kostenlos zur Verfügung gestellt und subventioniert hat, erfährt man Folgendes: So wäre der spätere Verkauf des ganzen Geländes an die Wohnungsgenossenschaft schon zu der Zeit festgestanden, als LAMES das SKW vor zehn Jahren zur vorübergehenden Nutzung erhielten. Zudem beinhaltete die Zusage im Grunde nur die Nutzung des südseitigen Hauses, der Rest wäre von LAMES gleichsam scheibchenweise dazu genommen worden, unter Duldung der Stadt. Und im Dezember 2007 wurde das Grundstück, und zwar das gesamte, mit Beschluss des Gemeinderates an die Wohnungsgenossenschaft veräußert. Was es dieser im Grunde erlauben würde, jederzeit zu bauen zu beginnen. Alles andere wäre halt ein Entgegenkommen der Genossenschaft. Und Verträge sind in einem Rechtsstaat nun einmal einzuhalten... Davon ist in all den LAMES-Aussendungen aber keine Rede.
Doch auch innerhalb der Stadt erkennt man Bruchlinien. So darf man sicher gehen, dass für Alt-Bürgermeister Willi Gruber derlei subkulturelles Tun nicht unbedingt im Zentrum seiner Überlegungen stand. Matthias Stadler hingegen hat sich mehrfach zu LAMES und dessen Zielen bekannt – und es ist, ausgehend von seinem bisherigen Verhalten, anzunehmen, dass es sich hier um keine leeren Worthülsen handelt.
Doch scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Diskussion die Standortfrage – von LAMES-Seite – vorrangig zu bestehen. So wie‘s aber derzeit aussieht, müsste LAMES auf einen Teil des Parks verzichten, darf aber die beiden Häuser und den umgebenden Bereich weiterhin benutzen. Oder gleich erwägen, ein neues von der Stadt zur Verfügung gestelltes Areal zu beziehen.
Beide Varianten stellen für LAMES, inzwischen auch Kulturpreisträger des Landes Niederösterreich, allerdings keine wirklich akzeptable Option dar. Obwohl man sich, laut Agnes Peschta, mit alternativen Wohnprojekten am SKW 81-83 durchaus anfreunden könnte.
Zurück in die Gegenwart
Die Diskussion im Cinema Paradiso dauert an. Nicht alle sind mit ihrem Fortgang glücklich. Eine Besucherin ruft nach einer Replik von Stadtrat Johann Rankl LAMES-enthusiasmiert: „Wir sind die Bürger!“ Ein verstärkter Gang an die Öffentlichkeit wird erwogen und auch angekündigt. Ob allerdings eine allgemeine Bürgerbeteiligung punkto LAMES das Gelbe vom Ei wäre, sei dahingestellt. Denn außerhalb der Nischen der „Auskenner“ dürfte das Interesse an Projekten wie diesem endenwollend ausfallen. Wer’s nicht glaubt, möge einmal im Junk Food-Restaurant oder der Vororte-Disco seiner Wahl nachfragen: „Problem, Oida?“ wird da wahrscheinlich noch das freundlichste sein, was er oder sie zu hören kriegt. Und ob Herr und Frau Eigenheimbesitzer den Gedeih von LAMES am SKW auf ihre Hauptagenda setzen, darf ebenso bezweifelt werden.
LAMES jedenfalls pocht im Cinema Paradiso auf seinen Immer-schon-Nutzen für die breite Öffentlichkeit, von der Gegenseite wird wiederum eine angebliche Bürgerinitiative gegen den jetzigen Standort von LAMES erwähnt, von der aber sonst noch niemand im Saal gehört haben dürfte. Zu all dem äußert sich der im Publikum anwesende Alois Stöckl von der Kulturinitiative StockWerk, der sich selbst als „Parque del Sol-‚Konsument’“ bezeichnet, leicht verärgert: „Da werden Dinge aus dem Hut gezogen, die etwas eigenartig anmuten. Es gibt offensichtlich überhaupt keine Vertrauensbasis. Die reden völlig aneinander vorbei. Um das geht’s aber, nämlich, dass man sich z’samm’setzt und redet.“ Bis zur Drucklegung dieser MFG-Ausgabe hat allerdings kein solches Gespräch stattgefunden.
Eines ist schon klar: St. Pölten wäre ohne LAMES ein gutes Stück ärmer. Denn allen vorgebrachten Einwänden zum Trotz handelt es sich um eine Schnittstelle, eine Andockmöglichkeit für – von manchen immer noch als exotisch angesehene – Ausdrucksformen und Inhalte, die es ansonsten in der Stadt nicht gäbe. Und schon darum sollte man LAMES nicht als subversiv anmutendes Feigenblatt, sondern als urbane Notwendigkeit mit Strahlwirkung nach außen betrachten.
Dass das alles nicht unbedingt mehrheitsfähig ist, liegt auf der Hand, da kann LAMES mit hundert „braven“ Foldern auf Mainstream machen.
Muss ja auch nicht sein. „Die Stadt ist eine Siedlungsform, die die Begegnung einander fremder Menschen wahrscheinlich macht.“ So der Soziologe Richard Sennett.
Zu ergänzen wäre noch: die Begegnung unterschiedlicher Menschen. Die Mehrheit kriegt ja eh bald ihr Fußballstadion.
Doch heute ist alles anders. Ein zahlreich erschienenes, buntes Publikum ist in den Saal geströmt, sitzt zum Teil am Boden, steht, will nichts versäumen. Zu 99,9 Prozent haben wir es mit LAMES-Protagonisten, Fans und Sympathisanten zu tun.
Ein Heimspiel
Um 20 Uhr 15 geht‘s dann los. Der etwa 50minütige Film „Parque del Sol 08“ der beiden jungen Filmemacher Roland Svoboda und Jörg Stefke ist eine fein strukturierte und rhythmisierte Dokumentation über Vorbereitungen und Durchführung der im Jahr 2008 stattgefundenen gleichnamigen Veranstaltung. Der Film selbst gibt im Zuge dessen Einblicke in die Arbeit von LAMES und stellt das von Verbauung bedrohte Vereinsgelände am Spratzerner Kirchenweg (kurz: SKW) 81 - 83 vor. Der Film ist ein klares Bekenntnis zu LAMES, Kritiker oder gar Gegner kommen nicht zu Wort. Und auch die vom Cinema Paradiso-Kulturchecker – und selbst LAMES-Vorstandsmitglied – Christoph Wagner eingeleitete und von Alexander Syllaba moderierte Diskussion danach ist weitgehend von Pro-LAMES-Stimmen durchzogen. Neben der LAMES-Aktivistin Agnes Peschta finden Vertreter der Kulturvernetzung Niederösterreich, der Grünen, der ÖVP, eine Proponentin des Wiener WUK und der Jugendkoordinator der Stadt St. Pölten, Wolfgang Matzl, auf dem Podium Platz. Während all diese ihre unbedingte – und großteils auch glaubwürdige – Zuneigung zu LAMES in den Vordergrund stellen, hat einzig der Stadtrat Johann Rankl von der regierenden SPÖ die Unglückskarte gezogen. Dieser hat nämlich die undankbare Aufgabe übernommen, die offizielle Haltung der Stadt St. Pölten zu verteidigen. Und die ist sicher nicht anti-LAMES, lässt aber ein weiteres unverändertes Gedeihen des Vereins unter der bisherigen Adresse, SKW 81–83, zumindest fraglich erscheinen. Das Publikum reagiert wie erwartet: Applaus, Jubel bei den Äußerungen aller anderen, nachhaltige Zurückhaltung und Unmut bei denen von Rankl.
Die Fronten scheinen also klar: hier das kleine,und mutige gallische Dorf LAMES, dort das betonierwütige St. Pöltner Stadt-Imperium. Oder gibt es da vielleicht eine weitere Verständnisebene, die sich einer eindeutigen Schwarzweiß-Zuordnung entzieht? Zu diesem Zweck gehen wir jetzt einmal in der Zeit zurück – und anständig feiern …
Am SKW 83
Ein – nach längeren Regenfällen – lauer Sommerabend des Jahres 2008 am SKW 81 - 83, etwa 21 Uhr: Aus einem der beiden sich dort inmitten einer sanft hügeligen Parkanlage befindlichen Häusern dringt der wunderbare Dancefloor-Jazz der DJane Miss Marple – es riecht nach Sommer, sattem Grün und indonesischen Gewürzzigaretten. Die mehrtägige Kunst- und Kulturparty „Parque del Sol“ findet wieder einmal statt, oder wie es offiziell heißt: „Parque del Sol – Symposion für interdisziplinäre Kunst“, inzwischen ein Fixpunkt im Kalender vieler Kunstschaffender und Eingeweihter bis weit über die Stadtgrenzen St. Pöltens hinaus. Seit einigen Jahren organisiert LAMES hier das jeweils mehrtägige Symposion – soll heißen Vorträge plus Workshops plus Konzerte plus DJLines plus Party. Es findet auf einem Areal mit einem insgesamt 50.000 Quadratmeter großen Park und zwei alten, renovierungsbedürftigen, gleichwohl charmanten Häusern statt. Die Stimmung ist gelöst, friedlich – die völlige Antithese zu den Fun-Bunkern der Stadt. Der Groove von Miss Marple wird später abgelöst von den Noise-Attacken von „Krach der Roboter“ (alias Andreas Stoiber), Mark Boombastics Selfmade-Techno oder dem formidablen HipHop von Chill-Ill oder Bauchklang, die vom derzeit grassierenden dumpfen Aggro-Posing soweit entfernt sind wie der Schreiber dieser Zeilen vom Häuslbauen. Oberton-Workshops mit der aus dem mongolischen Tuva stammenden Sainkho Namchylak oder instrumentale Live-Improvisationen zu russischen Zeichentrickfilmen runden das Programm ab.
Zehn Jahre gibt es LAMES heuer am SKW – und nun droht das Gelände durch die „Allgemein gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft“ verbaut zu werden. Zumindest ein Teil davon. „Sollte das eintreten, gehen ein Großteil des wertvollen und einzigartigen Naturraumes im Süden der Stadt und die Ergebnisse von zehn Jahren Arbeit den Bach hinunter!“ meint Markus Weidmann, LAMES-Gründungsmitglied und SKW-Parkgestalter, der sich noch an die Quasi-Unzugänglichkeit des Geländes früherer Tage erinnert. Überhaupt reicht die Geschichte von LAMES viel weiter zurück. Und auch die der drohenden Verbauung hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.
Aber der Reihe nach ...
Begonnen hatte eigentlich alles 1999 in der Malerei Frostl. Die war seit Jahren im Besitz der Gebäudeverwaltung St. Pölten. Und diese stellte besagtes Gebäude für Proberäume zur Verfügung. Nachdem das Areal an eine Tochterfirma von NÖ-Plan verkauft wurde, hieß es dann für die Nutzer, die Räumlichkeiten zu verlassen. Als Ersatz bot die Stadt St. Pölten eine – allerdings temporäre und auf mündlicher Zusage basierende – Nutzungsmöglichkeit der Örtlichkeit am Spratzerner Kirchenweg an. Nach einer nicht ganz friktionsfreien Räumung, bei der angeblich auch Instrumente der Musiker beschädigt wurden, übersiedelten die Betroffenen also zum SKW – und Andreas Fränzl (Bauchklang), Thomas Richter (Musikproduzent) und Markus Weidmann gründeten hierauf den Verein „La Musique et sun“, kurz LAMES.
Und hier, an besagtem SKW mit seinen beiden Häusern inmitten einer mittelgroßen Dschungel-Landschaft, etablierte sich LAMES in den folgenden zehn Jahren als interdisziplinärer Kunst- und Kulturverein, der in und für St. Pölten und darüber hinaus wirken sollte. Zum Selbstbild des Vereins gehört die Verquickung von elektronischen Live-Acts, DJs, Visuals, Installationen und Design: eine Vernetzung subkultureller Popavantgarde, wenn man so will, abseits kommerzieller Trampelpfade. In unregelmäßigen Abständen stattfindende Workshops, Lectures, Partys und Konzerte, auch außerhalb der „Parque del Sol“-Symposien, untermauern das Wollen der Macher. „Ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich Netzwerke knüpft und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist!“, so Wolfgang Matzl. Zudem will LAMES ein Bindeglied zwischen Ästhetischem, bildender Kunst, Musik, Bildung, Naturbezogenheit und unterschiedlichen Lebensentwürfen sein. Das im Prinzip öffentlich zugängliche und ungefähr fünf Hektar umfassende Gelände wurde – nicht zuletzt unter Feder- und Gartenscherenführung von Markus Weidmann – zur begehbaren Grünoase umgestaltet, wofür LAMES 2006 sogar die Auszeichnung „Natur im Garten“ erhielt.
Offen für alle, wie es von LAMES-Seite heißt. Allerdings ist es gerade dieses Pochen auf den breiten Öffentlichkeitsanspruch des Areals, das manche etwas befremdet. So gut nämlich die Subkulturschiene funktioniert, auch im Hinblick auf eine überregionale bis internationale Vernetzung, zumindest in den Kreisen der „Wissenden“, so sehr fand bis dato das Naturpark-Angebot für die Allgemeinheit unter praktischem Ausschluss letzterer statt, was dem Verein auch den Ruf alternativer Schrebergärtnerei als Dauerhappening anhaften ließ. Nicht, dass es verboten gewesen wäre, das Grundstück zu betreten: Es machte nur fast niemand davon Gebrauch, da ein Großteil der St. Pöltner gar nichts von der Existenz der Anlage wusste. „Kennen wir nicht!“ war vor zwei Jahren noch die Durchschnittsantwort, wenn man jemanden auf der Straße nach dem Weg zu besagtem Ort fragte. Was aber nicht ausschließlich LAMES anzulasten ist, da es in St. Pölten, wie in jeder Stadt, höchstwahrscheinlich nur eine begrenzte Anzahl motivierbarer Freigeister gibt, die ein Leben abseits genormter Weltmarkstruktur-Angebote einer dauermobilen Spaßgesellschaft auch nur anzudenken bereit wären.
Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man vor Ort bis vor Kurzem zumindest nichts dagegen hatte, in aller Ruhe sein eigenes Bio-Süppchen im Park zu kochen.
Doch abgesehen davon: Der Vorteil (und Nachteil) einer kleineren Stadt wie St. Pölten sei halt, so Andreas Fränzl, „eine gewisse Überschaubarkeit“. Und LAMES stellt da eben eine Möglichkeit dar, dem „St. Pöltner Sud“, wie Fränzl sagt, etwas entgegenzuhalten. Oder wie Thomas Weber, Chefredakteur des Magazins Gap, meint: „Bei LAMES handelt es sich um einen sympathisch friedlichen Nachzügler dessen, was die ARENA in Wien war. Diese Freiräume, wie eben der SKW, sind notwendig, da sie die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen lassen. Das sind Brückenschläge zwischen eher rückwärtsgewandtem Hippietum und Leuten, die musikalisch ziemlich vorn dabei sind.“ Und derlei spielt sich in Österreich halt ausschließlich im subventionierten Bereich ab. Mit all dem „unbaren“ (copyright Fränzl) Einsatz der ehrenamtlich wirkenden Mitglieder. Didi Neidhart vom Musikmagazin Skug hebt den integrativen Gedanken hervor: „In Wien gibt’s diese Aufsplitterung in lauter Szenen. Hier redet der alte Bluesrocker mit den jungen Electronic-Leuten: weil sie alle dasselbe Haus nützen.“ Und nicht zuletzt die menschliche Komponente ist’s, die es der Gast-DJane Electra Bregenz angetan hat: „Die Leute hier sind einfach nett – nicht so beinharte Business-Typen.“
Etabliert und avanciert
Als Teil einer reinen Jugendkultur sollte man LAMES sowieso nicht missverstehen. Dazu ist LAMES in seiner Kulturauffassung viel zu avanciert. Einige der Protagonisten (wie etwa Christoph Richter, Marcus Hufnagl oder Fränzl selbst mit seiner erfolgreichen Band Bauchklang) sind längst schon etablierte Größen, nicht nur als Musikschaffende, sondern auch als Kulturvermittler, wie etwa Fränzl im Beirat von „Come On“, der Jugendförderschiene des Landes Niederösterreich, oder als Programmierer des neuen Café Publik im Festspielhaus. Naheverhältnisse und Bande zu hochoffiziellen (Subventions)Stellen bestehen zur Genüge. Nur im Rahmen von LAMES gibt man sich nach wie vor kompromisslos: Ein Hauch von Utopia in einer durchökonomisierten und krisengeschüttelten Welt? Oder eher das Aufrechterhalten eines lieb gewonnenen Selbstbildes zwischen Freiheit und Unbeugsamkeit? Frei nach dem Motto „Wir lassen uns nicht vereinnahmen“, indem alles, was auch nur ansatzweise den Mief von Amtlichem verströmt, a priori abgelehnt, Auszeichnungen und Förderungen aber dann doch gern angenommen zu werden scheinen, um an möglichen Futtertrögen mitnaschen zu dürfen?
Zwischen LAMES und Stadt scheint es derzeit jedenfalls nicht so gut zu funktionieren. Denn jetzt scheint der Hut zu brennen: Dem SKW droht die Verbauung. Beziehungsweise einem Teil davon. Und nun wird auf Teufel komm raus Öffentlichkeitsarbeit geleistet und über die Medien Stadt und Genossenschaft mehr oder weniger subtil gedisst. Ein eigener kreuzbraver Folder macht seit Kurzem auf den Naturpark SKW aufmerksam – mit Fotos von bunten Blumen, farbfrohen Schmetterlingen und glücklichen Kindern neben possierlichen Igeln. Kein Mensch käme auf die Idee, dass es hier in erster Linie um eine Initiative geht, deren Hauptaugenmerk auf städtischer herausfordernder Kunst liegt. Und man darf die berechtigte Frage stellen, an wen sich das wenden soll. Und warum jetzt? Denn die Tatsache der dräuenden Teil-Verbauung ist ja nicht erst dieser Tage vom Himmel gefallen.
Fragt man die Stadt, die ja das Ganze bis jetzt – laut Auskunft – kostenlos zur Verfügung gestellt und subventioniert hat, erfährt man Folgendes: So wäre der spätere Verkauf des ganzen Geländes an die Wohnungsgenossenschaft schon zu der Zeit festgestanden, als LAMES das SKW vor zehn Jahren zur vorübergehenden Nutzung erhielten. Zudem beinhaltete die Zusage im Grunde nur die Nutzung des südseitigen Hauses, der Rest wäre von LAMES gleichsam scheibchenweise dazu genommen worden, unter Duldung der Stadt. Und im Dezember 2007 wurde das Grundstück, und zwar das gesamte, mit Beschluss des Gemeinderates an die Wohnungsgenossenschaft veräußert. Was es dieser im Grunde erlauben würde, jederzeit zu bauen zu beginnen. Alles andere wäre halt ein Entgegenkommen der Genossenschaft. Und Verträge sind in einem Rechtsstaat nun einmal einzuhalten... Davon ist in all den LAMES-Aussendungen aber keine Rede.
Doch auch innerhalb der Stadt erkennt man Bruchlinien. So darf man sicher gehen, dass für Alt-Bürgermeister Willi Gruber derlei subkulturelles Tun nicht unbedingt im Zentrum seiner Überlegungen stand. Matthias Stadler hingegen hat sich mehrfach zu LAMES und dessen Zielen bekannt – und es ist, ausgehend von seinem bisherigen Verhalten, anzunehmen, dass es sich hier um keine leeren Worthülsen handelt.
Doch scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Diskussion die Standortfrage – von LAMES-Seite – vorrangig zu bestehen. So wie‘s aber derzeit aussieht, müsste LAMES auf einen Teil des Parks verzichten, darf aber die beiden Häuser und den umgebenden Bereich weiterhin benutzen. Oder gleich erwägen, ein neues von der Stadt zur Verfügung gestelltes Areal zu beziehen.
Beide Varianten stellen für LAMES, inzwischen auch Kulturpreisträger des Landes Niederösterreich, allerdings keine wirklich akzeptable Option dar. Obwohl man sich, laut Agnes Peschta, mit alternativen Wohnprojekten am SKW 81-83 durchaus anfreunden könnte.
Zurück in die Gegenwart
Die Diskussion im Cinema Paradiso dauert an. Nicht alle sind mit ihrem Fortgang glücklich. Eine Besucherin ruft nach einer Replik von Stadtrat Johann Rankl LAMES-enthusiasmiert: „Wir sind die Bürger!“ Ein verstärkter Gang an die Öffentlichkeit wird erwogen und auch angekündigt. Ob allerdings eine allgemeine Bürgerbeteiligung punkto LAMES das Gelbe vom Ei wäre, sei dahingestellt. Denn außerhalb der Nischen der „Auskenner“ dürfte das Interesse an Projekten wie diesem endenwollend ausfallen. Wer’s nicht glaubt, möge einmal im Junk Food-Restaurant oder der Vororte-Disco seiner Wahl nachfragen: „Problem, Oida?“ wird da wahrscheinlich noch das freundlichste sein, was er oder sie zu hören kriegt. Und ob Herr und Frau Eigenheimbesitzer den Gedeih von LAMES am SKW auf ihre Hauptagenda setzen, darf ebenso bezweifelt werden.
LAMES jedenfalls pocht im Cinema Paradiso auf seinen Immer-schon-Nutzen für die breite Öffentlichkeit, von der Gegenseite wird wiederum eine angebliche Bürgerinitiative gegen den jetzigen Standort von LAMES erwähnt, von der aber sonst noch niemand im Saal gehört haben dürfte. Zu all dem äußert sich der im Publikum anwesende Alois Stöckl von der Kulturinitiative StockWerk, der sich selbst als „Parque del Sol-‚Konsument’“ bezeichnet, leicht verärgert: „Da werden Dinge aus dem Hut gezogen, die etwas eigenartig anmuten. Es gibt offensichtlich überhaupt keine Vertrauensbasis. Die reden völlig aneinander vorbei. Um das geht’s aber, nämlich, dass man sich z’samm’setzt und redet.“ Bis zur Drucklegung dieser MFG-Ausgabe hat allerdings kein solches Gespräch stattgefunden.
Eines ist schon klar: St. Pölten wäre ohne LAMES ein gutes Stück ärmer. Denn allen vorgebrachten Einwänden zum Trotz handelt es sich um eine Schnittstelle, eine Andockmöglichkeit für – von manchen immer noch als exotisch angesehene – Ausdrucksformen und Inhalte, die es ansonsten in der Stadt nicht gäbe. Und schon darum sollte man LAMES nicht als subversiv anmutendes Feigenblatt, sondern als urbane Notwendigkeit mit Strahlwirkung nach außen betrachten.
Dass das alles nicht unbedingt mehrheitsfähig ist, liegt auf der Hand, da kann LAMES mit hundert „braven“ Foldern auf Mainstream machen.
Muss ja auch nicht sein. „Die Stadt ist eine Siedlungsform, die die Begegnung einander fremder Menschen wahrscheinlich macht.“ So der Soziologe Richard Sennett.
Zu ergänzen wäre noch: die Begegnung unterschiedlicher Menschen. Die Mehrheit kriegt ja eh bald ihr Fußballstadion.