Europa erobern von Unterradlberg aus
Ausgabe
Welches Mitbringsel empfiehlt sich für einen St. Pöltner, der im Ausland zu Gast ist? Ein kulinarischer Gruß aus der Heimat – etwa in Form einer edlen Weinflasche aus dem Traisental oder der Wachau? Mutige greifen vielleicht sogar zum Most – immerhin ja Mostviertel… Aber was spricht eigentlich gegen ein weiteres edles Gesöff? Die Geschichte von St. Pölten und „seinem“ Bier. Gar ned deppert!
Die Dimensionen von Unterradlberg werden vom gemeinen St. Pöltner gerne unterschätzt. Immerhin hat dieser Ort schon Römer beheimatet, wie Grabungsarbeiten im Industriegebiet gezeigt haben. Sogar in der frühen Bronzezeit vermutet man schon Siedlungen im heutigen Gebiet nördlich von Viehofen, das die Traisen von Pottenbrunn trennt. Seit 1939 gehört Radlberg zu St. Pölten. Wer die gut 10 Kilometer vom St. Pöltner Rathausplatz, quasi dem Herzen der Stadt, bis zum Herz Unterradlbergs – dem Industriegebiet der Egger-Gruppe – zurückgelegt hat, der hat beispielsweise auch die Distanz bis ins gefühlt-ferne Ober-Grafendorf hinter sich gebracht. Angekommen im Industriegebiet der „Tiroler Straße“ werfen wir einen genauen Blick auf die „Privatbrauerei Fritz Egger“. Wer täglich 500.000 Dosen Bier produziert, ist eine Reise wert.
Frage der Technik
Die Egger-Brauerei ist die zweitgrößte Privatbrauerei in Österreich. Zuerst kommt die Brau-Union mit ihren niederländischen Eigentümern (Heineken). Dann kommt die Salzburger Stiegl-Privatbrauerei. Dann schon kommt Egger, die im Jahr 2011 rund 70 Millionen Liter Bier verkauft haben. Heuer sollen es 75 Millionen Liter werden – und 45 Millionen Umsatz. Wie schafft man das?
Bernard Prosser führt gemeinsam mit Kurt Ziegleder die Geschäfte: „Unsere Stärke ist unser hoher Grad an Aktivität, wir treffen schnell Entscheidungen und sind rasch bei der Umsetzung. Das unterscheidet uns täglich vom Mitbewerb.“ Der entscheidende Entschluss für St. Pölten in Bezug auf Egger-Bier fiel vor einigen Jahren, als beschlossen wurde den Produktionsstandort in Unterradlberg auszubauen (und nicht wie alternativ geplant nach Rumänien abzuwandern). Seither wurden 60 Millionen Euro in die Brauerei investiert. Prosser: „Wir sind eine der modernsten Braustätten Europas, viele Besucher aus dem Ausland interessieren sich für unsere Technologie. Das führt uns zum Ziel, dass wir eine sehr konstante und ordentliche Qualität schaffen – Reklamationen gibt’s bei uns de facto keine. Man kann sagen, wir sind in drei Jahren von der österreichischen Bundesliga in die Champions League aufgestiegen!“
Wer sich eine moderne Brauerei ansieht, der muss sich von nostalgischen Bildern lösen. Keine Holzfässer mit mönchsartig-bierbäuchigen Brauerei-Mitarbeitern. Vielmehr beginnt die hochindustrialisierte Biererzeugung bei drei Tiefbrunnen. Diese liefern das Wasser – dessen Härtegrad sich aber individuell regulieren lässt. Weiter geht’s zu acht Labormitarbeitern, die laufend die Produktionsqualität sichern und Neuprodukte entwickeln. Sogar die autarke Energieversorgung der Brauerei ist Dank des angrenzenden Holzwerks selbstverständlich.
Doch zurück zum Labor – ja, es stimmt, bestätigt auch Prosser: „Man kann heute mit dem richtigen Rezept, jedes Bier der Welt an jedem Standort brauen.“ Also alles eine Frage der Technik und der Einstellungen? Muss wohl so sein, immerhin fließen in Radlberg zig verschiedene Biere mit jeweils unterschiedlichen Rezepturen in jede denkbare Gebindeart. Von der Bierdose über die Glasflasche zu PET-Flaschen und Fässern: anything goes! Weiter wachsen
Doch warum investiert man so verdammt viel Geld in einen Produktionsstandort für Bier – wenn seit Jahren bekannt ist, dass der Bierkonsum der Österreicher stagniert? Prosser: „Rund 25 Prozent unseres Umsatzes passiert im Export, da sehen wir auch weitere Wachstumschancen. Zudem gibt es auch am Bier- und Radlermarkt immer neue Trends, die man rasch bedienen muss, um erfolgreich zu sein.“ Ein Beispiel ist der neu eingeführte „Apfelradler“. Prosser fiel in Südafrika auf, dass fast jeder eine Flasche mit einem Apfel-Cider in der Hand hielt. „Das hab ich gekostet und war begeistert. Mit der halbschwangeren Idee im Kopf bin ich dann eine halbe Stunde mit dem Braumeister und Kollegen am Tisch gesessen, danach wurde relativ lange verkostet und an der Rezeptur gearbeitet. Aber schon nach nur drei Monaten war das Produkt fertig und wurde dem Handel präsentiert. Das verstehe ich unter rascher Umsetzung.“
Der Handel ist für Egger das Um und Auf. Neben der eigenen Marke „Egger“ ist das zweite Standbein das „Handelsmarken“-Geschäftsmodell. Man produziert nach den Wünschen des Auftraggebers eigene Biermarken, füllt diese ab und liefert sie aus. Vom Bier für den Diskonter bis hin zu Biersorten, die fürs Ausland produziert werden und die am österreichischen Markt aufgrund ihres Geschmacks oder ihrer Verpackung gar keine Chance hätten. Standbein Nummer drei ist die „Lohnabfüllung“ – ein Tankwagen mit Bier kommt und wird in der Abfüllanlage „nur“ abgefüllt. Etikettenschwindel?
Die vierte Spielwiese ist die Gastronomie. „Im Westen sind wir präsenter als im Osten, wo wir die Gastronomie erst langsam aber beständig aufbauen“, erklärt Prosser. Wobei wir schon beim Thema sind: Wieso ist die Marke Egger als Bier aus St. Pölten so wenig bei der heimischen Gastronomie zuhause? Stiegl ist Salzburg. Ottakringer ist Wien. Wer in der Steiermark das falsche Bier bestellt, fliegt fast aus dem Lokal. Aber in St. Pölten? Warum so schwach vor der eigenen Haustüre?
„St. Pölten ist eine relativ junge Landeshauptstadt, auch die Produktionsstätte wurde erst 1978 gegründet und ist im Vergleich zu anderen somit relativ jung. Mit dem Etikett ‚Aus St. Pölten’ hätten wir es uns damals wohl auch schwerer gemacht als nötig... So ein Heimatgefühl kann man nicht in kurzer Zeit aufbauen. Aber wir setzen heute Akzente, etwa was die Partnerschaft mit der Stadt St. Pölten angeht oder unser Sponsoring des SKN in der neuen NV-Arena. Auch im Stadtbild wollen wir sichtbar sein, das sieht man am Kreisverkehr mit dem kupfernen Braukessel, der vor Kurzem installiert wurde“, erzählt Prosser.
Ein wesentlicher Faktor heißt Matthias Stadler. „Unter Bürgermeister Willi Gruber wurden wir nicht sonderlich unterstützt, doch Stadler ist sehr für uns und gemeinsam setzen wir viel um. Er hat auch bewirkt, dass sich das Image der Stadt sehr positiv verwandelt hat“, streut der Bier- dem Stadtchef Rosen. Ob es dann nicht mal an der Zeit wäre, sich auch auf dem Produkt zur Stadt zu bekennen und am Etikett nicht mehr „Unterradlberg“, sondern „St. Pölten“ als Herkunftsort zu nennen? „Wir kommunizieren schon in den Medien, dass wir aus St. Pölten sind… aber auf den Etiketten ist St. Pölten noch nicht drauf. Das muss wohl noch etwas mitwachsen. Aber ja, denken wir darüber nach! Warum nicht? Immerhin sind rund 500.000 täglich produzierte Dosen Bier ja auch ein gewaltiger Werbefaktor für die Stadt, wenn da St. Pölten draufsteht.“ Jünger werden
Die Bemühung der Stadt als jung wahrgenommen zu werden, passt auch gut zum städtischen Bier. 2004 startete Prosser eine neue Werbelinie mit dem Slogan „My Home Is My Egger“ – eine österreichische Marke mit einem englischen Spruch? „Das war anfangs heftig umstritten, hat sich aber als großer Erfolg erwiesen. Der durchschnittliche Egger-Trinker sollte jünger werden, unser Ziel war 40 Jahre. Tatsächlich haben wir sogar eine Generation übersprungen und sind bei 25 Jahren!“ Stets ausbalanciert
Ein weiterer Zugang zu jüngerem Bierpublikum ist das Franchising-Konzept „Eggers“ – ein junges und modernes Gastronomiekonzept, das ganztägig Gäste ansprechen soll: „Niemand geht vor 17 Uhr in ein klassisches Bierlokal, darum wollen wir ein Konzept umsetzen, bei dem man sich ab dem Frühstück wohl fühlt.“ Noch im September soll in Krems das bis dato vierte „Eggers“-Lokal eröffnen, für St. Pölten fehlt aber noch ein passender Standort in der Innenstadt: „Wenn wir das umsetzen, gerade in St. Pölten, dann muss das Objekt passen. Wir machen hier sicher keine halben Sachen!“
Die Zukunft soll konstantes Wachstum bringen, schließlich wollen die Investitionen verdient werden: „Wir sind angetreten, um von Unterradlberg aus Europa zu erobern!“ Am Standort in St. Pölten werden 450 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil in der Holzverarbeitung. Beim ebenfalls am Brauerei-Standort angesiedelten Limonadenerzeuger „Radlberger“ sind es 150 Personen, in der Brauerei selbst 65. Jüngster Zuwachs ist ein 10 Millionen Euro teures Hochregallager, das Platz für 20.000 Paletten bietet. Vollautomatisch fahren Stapler computergesteuert die Paletten quer durch die Produktionsstätte zu ihrem Lagerplatz. Stehen LKWs für die Abholung bereit, weiß der Computer, von welchem Lagerplatz er welche Palette abholen und zur Verladestelle bringen muss.
Vielleicht lassen eines Tages die zwei Brüder Fritz und Michael Egger ihr Bier doch aus „St. Pölten“ und nicht mehr aus „Unterradlberg“ kommen? Dann hätten wir St. Pöltner beim nächsten Besuch in der weiten Welt auch das passende Geschenk. Und bis dahin zitieren wir Österreichs „Bierpapst“ Conrad Seidl, der im Falstaff 5/2012 das „Egger Märzen“ beschrieben hat: „Ein kräftig goldgelbes Bier mit feiner Kohlensäure. Kräftigem, reinweißem Schaum und leicht nußigem Duft. Satter, voller Antrunk – fast ein wenig süß, aber stets durch ausreichend Hopfenbittere ausbalanciert.“ Wenn das nicht aus St. Pölten ist?! Zur Info
Privatbrauerei Fritz Egger
65 Mitarbeiter produzieren rund 750.000 Hektoliter Bier pro Jahr und machen damit 60 Millionen Euro Umsatz. Neben der eigenen Marke ist auch die Produktion von Handelsmarken sowie die Lohnabfüllung ein wesentliches Geschäftsfeld. Rund 25% Exportquote. Radlberger
Der Limonaden-Spezialist produziert rund 200 Millionen Einheiten pro Jahr und macht damit 63 Millionen Euro Umsatz. 150 Mitarbeiter, starke Eigenmarke, Produktion von Handelsmarken und Lohnabfüllungen, große Kompetenz bei PET-Produkten. Gegründet 1988, rund 33% Exportquote. Die Egger-Gruppe
Beschäftigte im April 2012 über 7.000 Mitarbeiter und erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp zwei Milliarden Euro Umsatz. Als Familienunternehmen ist die Gruppe in der Holzverarbeitung tätig und hat ihren Ursprung bei Fritz Egger senior in St. Johann in Tirol. 17 Werke in ganz Europa sowie 23 Vertriebsbüros weltweit zählen zum Konzern.
Die Egger-Brauerei ist die zweitgrößte Privatbrauerei in Österreich. Zuerst kommt die Brau-Union mit ihren niederländischen Eigentümern (Heineken). Dann kommt die Salzburger Stiegl-Privatbrauerei. Dann schon kommt Egger, die im Jahr 2011 rund 70 Millionen Liter Bier verkauft haben. Heuer sollen es 75 Millionen Liter werden – und 45 Millionen Umsatz. Wie schafft man das?
Bernard Prosser führt gemeinsam mit Kurt Ziegleder die Geschäfte: „Unsere Stärke ist unser hoher Grad an Aktivität, wir treffen schnell Entscheidungen und sind rasch bei der Umsetzung. Das unterscheidet uns täglich vom Mitbewerb.“ Der entscheidende Entschluss für St. Pölten in Bezug auf Egger-Bier fiel vor einigen Jahren, als beschlossen wurde den Produktionsstandort in Unterradlberg auszubauen (und nicht wie alternativ geplant nach Rumänien abzuwandern). Seither wurden 60 Millionen Euro in die Brauerei investiert. Prosser: „Wir sind eine der modernsten Braustätten Europas, viele Besucher aus dem Ausland interessieren sich für unsere Technologie. Das führt uns zum Ziel, dass wir eine sehr konstante und ordentliche Qualität schaffen – Reklamationen gibt’s bei uns de facto keine. Man kann sagen, wir sind in drei Jahren von der österreichischen Bundesliga in die Champions League aufgestiegen!“
Wer sich eine moderne Brauerei ansieht, der muss sich von nostalgischen Bildern lösen. Keine Holzfässer mit mönchsartig-bierbäuchigen Brauerei-Mitarbeitern. Vielmehr beginnt die hochindustrialisierte Biererzeugung bei drei Tiefbrunnen. Diese liefern das Wasser – dessen Härtegrad sich aber individuell regulieren lässt. Weiter geht’s zu acht Labormitarbeitern, die laufend die Produktionsqualität sichern und Neuprodukte entwickeln. Sogar die autarke Energieversorgung der Brauerei ist Dank des angrenzenden Holzwerks selbstverständlich.
Doch zurück zum Labor – ja, es stimmt, bestätigt auch Prosser: „Man kann heute mit dem richtigen Rezept, jedes Bier der Welt an jedem Standort brauen.“ Also alles eine Frage der Technik und der Einstellungen? Muss wohl so sein, immerhin fließen in Radlberg zig verschiedene Biere mit jeweils unterschiedlichen Rezepturen in jede denkbare Gebindeart. Von der Bierdose über die Glasflasche zu PET-Flaschen und Fässern: anything goes! Weiter wachsen
Doch warum investiert man so verdammt viel Geld in einen Produktionsstandort für Bier – wenn seit Jahren bekannt ist, dass der Bierkonsum der Österreicher stagniert? Prosser: „Rund 25 Prozent unseres Umsatzes passiert im Export, da sehen wir auch weitere Wachstumschancen. Zudem gibt es auch am Bier- und Radlermarkt immer neue Trends, die man rasch bedienen muss, um erfolgreich zu sein.“ Ein Beispiel ist der neu eingeführte „Apfelradler“. Prosser fiel in Südafrika auf, dass fast jeder eine Flasche mit einem Apfel-Cider in der Hand hielt. „Das hab ich gekostet und war begeistert. Mit der halbschwangeren Idee im Kopf bin ich dann eine halbe Stunde mit dem Braumeister und Kollegen am Tisch gesessen, danach wurde relativ lange verkostet und an der Rezeptur gearbeitet. Aber schon nach nur drei Monaten war das Produkt fertig und wurde dem Handel präsentiert. Das verstehe ich unter rascher Umsetzung.“
Der Handel ist für Egger das Um und Auf. Neben der eigenen Marke „Egger“ ist das zweite Standbein das „Handelsmarken“-Geschäftsmodell. Man produziert nach den Wünschen des Auftraggebers eigene Biermarken, füllt diese ab und liefert sie aus. Vom Bier für den Diskonter bis hin zu Biersorten, die fürs Ausland produziert werden und die am österreichischen Markt aufgrund ihres Geschmacks oder ihrer Verpackung gar keine Chance hätten. Standbein Nummer drei ist die „Lohnabfüllung“ – ein Tankwagen mit Bier kommt und wird in der Abfüllanlage „nur“ abgefüllt. Etikettenschwindel?
Die vierte Spielwiese ist die Gastronomie. „Im Westen sind wir präsenter als im Osten, wo wir die Gastronomie erst langsam aber beständig aufbauen“, erklärt Prosser. Wobei wir schon beim Thema sind: Wieso ist die Marke Egger als Bier aus St. Pölten so wenig bei der heimischen Gastronomie zuhause? Stiegl ist Salzburg. Ottakringer ist Wien. Wer in der Steiermark das falsche Bier bestellt, fliegt fast aus dem Lokal. Aber in St. Pölten? Warum so schwach vor der eigenen Haustüre?
„St. Pölten ist eine relativ junge Landeshauptstadt, auch die Produktionsstätte wurde erst 1978 gegründet und ist im Vergleich zu anderen somit relativ jung. Mit dem Etikett ‚Aus St. Pölten’ hätten wir es uns damals wohl auch schwerer gemacht als nötig... So ein Heimatgefühl kann man nicht in kurzer Zeit aufbauen. Aber wir setzen heute Akzente, etwa was die Partnerschaft mit der Stadt St. Pölten angeht oder unser Sponsoring des SKN in der neuen NV-Arena. Auch im Stadtbild wollen wir sichtbar sein, das sieht man am Kreisverkehr mit dem kupfernen Braukessel, der vor Kurzem installiert wurde“, erzählt Prosser.
Ein wesentlicher Faktor heißt Matthias Stadler. „Unter Bürgermeister Willi Gruber wurden wir nicht sonderlich unterstützt, doch Stadler ist sehr für uns und gemeinsam setzen wir viel um. Er hat auch bewirkt, dass sich das Image der Stadt sehr positiv verwandelt hat“, streut der Bier- dem Stadtchef Rosen. Ob es dann nicht mal an der Zeit wäre, sich auch auf dem Produkt zur Stadt zu bekennen und am Etikett nicht mehr „Unterradlberg“, sondern „St. Pölten“ als Herkunftsort zu nennen? „Wir kommunizieren schon in den Medien, dass wir aus St. Pölten sind… aber auf den Etiketten ist St. Pölten noch nicht drauf. Das muss wohl noch etwas mitwachsen. Aber ja, denken wir darüber nach! Warum nicht? Immerhin sind rund 500.000 täglich produzierte Dosen Bier ja auch ein gewaltiger Werbefaktor für die Stadt, wenn da St. Pölten draufsteht.“ Jünger werden
Die Bemühung der Stadt als jung wahrgenommen zu werden, passt auch gut zum städtischen Bier. 2004 startete Prosser eine neue Werbelinie mit dem Slogan „My Home Is My Egger“ – eine österreichische Marke mit einem englischen Spruch? „Das war anfangs heftig umstritten, hat sich aber als großer Erfolg erwiesen. Der durchschnittliche Egger-Trinker sollte jünger werden, unser Ziel war 40 Jahre. Tatsächlich haben wir sogar eine Generation übersprungen und sind bei 25 Jahren!“ Stets ausbalanciert
Ein weiterer Zugang zu jüngerem Bierpublikum ist das Franchising-Konzept „Eggers“ – ein junges und modernes Gastronomiekonzept, das ganztägig Gäste ansprechen soll: „Niemand geht vor 17 Uhr in ein klassisches Bierlokal, darum wollen wir ein Konzept umsetzen, bei dem man sich ab dem Frühstück wohl fühlt.“ Noch im September soll in Krems das bis dato vierte „Eggers“-Lokal eröffnen, für St. Pölten fehlt aber noch ein passender Standort in der Innenstadt: „Wenn wir das umsetzen, gerade in St. Pölten, dann muss das Objekt passen. Wir machen hier sicher keine halben Sachen!“
Die Zukunft soll konstantes Wachstum bringen, schließlich wollen die Investitionen verdient werden: „Wir sind angetreten, um von Unterradlberg aus Europa zu erobern!“ Am Standort in St. Pölten werden 450 Mitarbeiter beschäftigt, der Großteil in der Holzverarbeitung. Beim ebenfalls am Brauerei-Standort angesiedelten Limonadenerzeuger „Radlberger“ sind es 150 Personen, in der Brauerei selbst 65. Jüngster Zuwachs ist ein 10 Millionen Euro teures Hochregallager, das Platz für 20.000 Paletten bietet. Vollautomatisch fahren Stapler computergesteuert die Paletten quer durch die Produktionsstätte zu ihrem Lagerplatz. Stehen LKWs für die Abholung bereit, weiß der Computer, von welchem Lagerplatz er welche Palette abholen und zur Verladestelle bringen muss.
Vielleicht lassen eines Tages die zwei Brüder Fritz und Michael Egger ihr Bier doch aus „St. Pölten“ und nicht mehr aus „Unterradlberg“ kommen? Dann hätten wir St. Pöltner beim nächsten Besuch in der weiten Welt auch das passende Geschenk. Und bis dahin zitieren wir Österreichs „Bierpapst“ Conrad Seidl, der im Falstaff 5/2012 das „Egger Märzen“ beschrieben hat: „Ein kräftig goldgelbes Bier mit feiner Kohlensäure. Kräftigem, reinweißem Schaum und leicht nußigem Duft. Satter, voller Antrunk – fast ein wenig süß, aber stets durch ausreichend Hopfenbittere ausbalanciert.“ Wenn das nicht aus St. Pölten ist?! Zur Info
Privatbrauerei Fritz Egger
65 Mitarbeiter produzieren rund 750.000 Hektoliter Bier pro Jahr und machen damit 60 Millionen Euro Umsatz. Neben der eigenen Marke ist auch die Produktion von Handelsmarken sowie die Lohnabfüllung ein wesentliches Geschäftsfeld. Rund 25% Exportquote. Radlberger
Der Limonaden-Spezialist produziert rund 200 Millionen Einheiten pro Jahr und macht damit 63 Millionen Euro Umsatz. 150 Mitarbeiter, starke Eigenmarke, Produktion von Handelsmarken und Lohnabfüllungen, große Kompetenz bei PET-Produkten. Gegründet 1988, rund 33% Exportquote. Die Egger-Gruppe
Beschäftigte im April 2012 über 7.000 Mitarbeiter und erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp zwei Milliarden Euro Umsatz. Als Familienunternehmen ist die Gruppe in der Holzverarbeitung tätig und hat ihren Ursprung bei Fritz Egger senior in St. Johann in Tirol. 17 Werke in ganz Europa sowie 23 Vertriebsbüros weltweit zählen zum Konzern.