Super - Woman in STP
Ausgabe
Wer kennt sie nicht in Niederösterreich und darüber hinaus? Und wer sie kennt, der schätzt sie, als anregende und zu jeder Tages- und Nachtzeit gut gelaunte, weltoffene Gesprächspartnerin, kompetente Geschäftsfrau, begnadete Netzwerkerin, großzügige Gastgeberin, hilfsbereite Freundin. Ulrike Wagner, „verlängerter Arm“ des kürzlich verstorbenen Baulöwen Julius Eberhardt, ist St. Pöltens „Super-Woman“. MFG wollte wissen: Wie macht frau das?
Vorstand der Treuhand- und Kontroll AG, Mitglied des Vorstandes in mehreren Privatstiftungen, Vorstandsmitglied der Plattform 2020 – Ulrike Wagner ist überall ganz oben zu finden, nicht nur als Alibifrau. Was ist Ihr Geheimnis?
Es gibt kein Geheimnis, es gibt nur ein paar Prinzipien. Und die kann man nicht lernen, die muss man leben. Zum Beispiel flexibel sein, immer vorbereitet sein, und natürlich Leistung bringen. Ich habe halt die Nacht durchgearbeitet, um mit meiner Arbeit fertig zu werden, sonst wär ich nicht auf Urlaub gefahren. Und als vor langer Zeit einmal an einem Montag um 22 Uhr ein Anruf von Julius Eberhardt gekommen ist, ich soll am nächsten Tag meinen Reisepass mitnehmen, hab ich halt vorausschauenderweise auch einen Notfall-Koffer mitgenommen. Wohin ist die Reise gegangen?
Wir sind mit der Privatmaschine nach Berlin/Schönefeld geflogen, das war damals noch in Ostberlin, haben dort Geschäfte abgewickelt, die ganze Nacht Kontakte geknüpft, mit viel Alkohol, am nächsten Tag war ich wieder fit für Businesstermine. Ich hatte, wie gesagt, als einzige ein Kofferl mit.
Da gab’s dann noch ein ähnliches Erlebnis. Wir hatten eine Einladung zum Heurigen, Julius Eberhardts Frau Heidi stand schon im Dirndl bereit – im Flugzeug sind wir dann draufgekommen, dass der Heurige in Berlin war, nämlich ein Wiener Heuriger im Palast Hotel. Wie gesagt, du musst einfach flexibel sein. Sie waren schon mit 26 Jahren Geschäftsführerin, in einem Alter, in dem andere nicht einmal ihr Studium abgeschlossen haben. Und das bei Julius Eberhardt, der Frauen wenig wirtschaftliche Kompetenz zutraute. Womit haben Sie den erfolgreichen Bauunternehmer überzeugt? Sicher nicht nur mit Ihrer Flexibiltät und Leistungsbereitschaft.
Ich habe Baukaufmann gelernt, weil es mir nach einem Ferialpraktikum sehr gut in der Firma gefallen hat. Im 3. Lehrjahr hab ich dann schon die Lehrlingsausbildner-Prüfung gemacht und hatte einen Lehrling. 1983, bei der Weihnachtsfeier, spätnachts, hat mich Julius Eberhardt dann geködert, „Ich könnte bei ihm was werden“. Kaufmännisch hat mir Hans Miehl alles beigebracht – nachschauen lernen, auf’s Rechtliche und Steuerrechtliche schauen, Vertrag lesen – das muss dir jemand zeigen. Ja, und dann war ich mit 26 Geschäftsführerin bei Eberhardt in Ungarn. Das war ursprünglich eine Notlösung, die Männer sind ihm ausgegangen. Aber Sie haben sich bewährt.
Ja, man entwickelt sich mit der Aufgabe. Ich hab schon auch daneben gehaut, hab auch Fehler gemacht, aber ich bin dazu gestanden, hab daraus gelernt. Und Julius Eberhardt ist immer hinter mir gestanden, hat mir auch erklärt, warum etwas schief gelaufen ist. Er hätte mich nie fallen gelassen. Allerdings: Zwei Mal den gleichen Blödsinn machen war nicht drin.
Ich hab mich dann bei der Firmenteilung wenig später dafür entschieden, weiter für Julius Eberhardt tätig zu sein – und war damit auch eingebunden in die Privatsachen. Das heißt, Sie waren wirklich das „Alter Ego“ des Baulöwen?
Ich hab ihn in vielen Gesprächen besser kennengelernt, er hat zu mir Vertrauen gehabt. In die Familie war ich eingebunden – privat und Job waren oft nicht zu unterscheiden. Die Eberhardt-Jungs haben nicht nur einmal gesagt: „Red ma mit da Ulli – die wird’s ihm schon beibringen.“ Und Sie sind dabei nie in Situationen gekommen, in denen Sie sich gedacht haben, das geht jetzt aber gar nicht?
Das ist mir genau drei Mal passiert, dass ich etwas nicht vertreten konnte. Ich hab aber schon die Courage, zu sagen wie weit ich gehe und warum ich etwas gemacht habe. Sie machen jetzt federführend weiter im Sinne von Julius Eberhardt.
Ja, ich weiß, was er wollte. Ich bin im Vorstand der Privatstiftung, die in logischer Folge die Geschäfte fortführt. Das hat Julius Eberhardt auch seiner Familie erklärt. Ich bin so etwas wie die jüngere Schwester von Julius junior. Julius Eberhardt hat bereits vor Jahren festgelegt, wie sein Werk weitergeführt werden soll. Daran hat sich nichts geändert. Es gibt Richtlinien, nach denen entschieden wird, was im Interesse von Julius Eberhardt ist – ich kämpfe in seinem Sinne weiter. Julius Eberhardt hat Sie geprägt, war so etwas wie ein geistiger Vater für Sie?
Julius Eberhardt war extrem vorausschauend, und er war sehr sozial. Er hat immer alle mitgenommen, vorgestellt. Julius Eberhardt hat immer allen die Hand gegeben, alle großzügig entlohnt, mit der Bemerkung „ohne meine Leute kann ich das alles nicht machen.“ Wenn es jemandem schlecht ging, bei Härtefällen, hat er immer geholfen, auch ohne, dass er die Leute persönlich gekannt hat. Wenn ein Mitarbeiter nach einer Scheidung ohne Wohnung da stand, hat er eine bereitstellen lassen. Wenn das Auto eines Mitarbeiters kaputt ging, hat er eines zur Verfügung gestellt. Oder bei einer Veranstaltung des Landesjagdverbandes, zum Beispiel, hat er an seinen prominenten Tisch keine VIPs gesetzt, sondern seine eigenen Jäger eingeladen mit der Bemerkung: „Aristocats brauch man net – was die andern sagen, ist mir wurscht.“ Und wer bei einer Jagd dem Pirschführer kein Trinkgeld gegeben hat, wurde nicht mehr eingeladen. Einige dieser Prinzipien haben Sie sich auch angeeignet. Sind Sie da nur von Ihrem Mentor beeinflusst?
Nein, auch mein Elternhaus spielt eine große Rolle. Was du im Elternhaus lernst, das lernst du sonst nirgends. Ich hab als Kind viel mitgenommen, was ich später nicht mehr hätte lernen können. Zum Beispiel grüßen, oder Selbstbewusstsein, oder Respekt vor anderen haben ohne zu buckeln.
Ich sag immer, wenn mir etwas nicht passt, hinterfrage Entscheidungen, mit denen ich nicht einverstanden bin – damit ich sie verstehen kann. Und bei Ungerechtigkeiten steig ich auf die Barrikaden und kämpf so lang, bis es passt. Bis also ein passender Kompromiss gefunden ist?
Ich mag nur winwin-Situationen, das Beste für alle Seiten. Und ich entscheide schon auch nach dem Bauchgefühl. Apropos Bauchgefühl – das bringt mich zur Gretchenfrage: Sag Ulli, wie hältst du’s mit der Politik?
Eberhardt hat sich nie politisch geoutet, und das mach ich auch nicht. Die Farbe eines Politikers ist mir egal, die Entscheidung muss vernünftig sein. Aus diesem Verständnis heraus bin ich auch im Vorstand der Plattform 2020. Die setzt sich für die Stadt ein – unpolitisch. Zur Person:
Ulrike Wagner, Jahrgang 1963, führt mit der Julius Eberhardt Privatstiftung gemeinsam mit Karl Pistotnig, Roland Krempler und Christian Mitteregger das Vermächtnis des verstorbenen Bauunternehmers fort.
In St. Pölten sind einige Projekte im Entstehen: Das ehemalige Finanzamt an der Parkpromenade wird als Bürohaus inklusive Wohnungen noch heuer fertig. Wie das „Jäger“-Areal und das Kopalkasernen-Areal verwertet werden, darüber wird erst entschieden.
Es gibt kein Geheimnis, es gibt nur ein paar Prinzipien. Und die kann man nicht lernen, die muss man leben. Zum Beispiel flexibel sein, immer vorbereitet sein, und natürlich Leistung bringen. Ich habe halt die Nacht durchgearbeitet, um mit meiner Arbeit fertig zu werden, sonst wär ich nicht auf Urlaub gefahren. Und als vor langer Zeit einmal an einem Montag um 22 Uhr ein Anruf von Julius Eberhardt gekommen ist, ich soll am nächsten Tag meinen Reisepass mitnehmen, hab ich halt vorausschauenderweise auch einen Notfall-Koffer mitgenommen. Wohin ist die Reise gegangen?
Wir sind mit der Privatmaschine nach Berlin/Schönefeld geflogen, das war damals noch in Ostberlin, haben dort Geschäfte abgewickelt, die ganze Nacht Kontakte geknüpft, mit viel Alkohol, am nächsten Tag war ich wieder fit für Businesstermine. Ich hatte, wie gesagt, als einzige ein Kofferl mit.
Da gab’s dann noch ein ähnliches Erlebnis. Wir hatten eine Einladung zum Heurigen, Julius Eberhardts Frau Heidi stand schon im Dirndl bereit – im Flugzeug sind wir dann draufgekommen, dass der Heurige in Berlin war, nämlich ein Wiener Heuriger im Palast Hotel. Wie gesagt, du musst einfach flexibel sein. Sie waren schon mit 26 Jahren Geschäftsführerin, in einem Alter, in dem andere nicht einmal ihr Studium abgeschlossen haben. Und das bei Julius Eberhardt, der Frauen wenig wirtschaftliche Kompetenz zutraute. Womit haben Sie den erfolgreichen Bauunternehmer überzeugt? Sicher nicht nur mit Ihrer Flexibiltät und Leistungsbereitschaft.
Ich habe Baukaufmann gelernt, weil es mir nach einem Ferialpraktikum sehr gut in der Firma gefallen hat. Im 3. Lehrjahr hab ich dann schon die Lehrlingsausbildner-Prüfung gemacht und hatte einen Lehrling. 1983, bei der Weihnachtsfeier, spätnachts, hat mich Julius Eberhardt dann geködert, „Ich könnte bei ihm was werden“. Kaufmännisch hat mir Hans Miehl alles beigebracht – nachschauen lernen, auf’s Rechtliche und Steuerrechtliche schauen, Vertrag lesen – das muss dir jemand zeigen. Ja, und dann war ich mit 26 Geschäftsführerin bei Eberhardt in Ungarn. Das war ursprünglich eine Notlösung, die Männer sind ihm ausgegangen. Aber Sie haben sich bewährt.
Ja, man entwickelt sich mit der Aufgabe. Ich hab schon auch daneben gehaut, hab auch Fehler gemacht, aber ich bin dazu gestanden, hab daraus gelernt. Und Julius Eberhardt ist immer hinter mir gestanden, hat mir auch erklärt, warum etwas schief gelaufen ist. Er hätte mich nie fallen gelassen. Allerdings: Zwei Mal den gleichen Blödsinn machen war nicht drin.
Ich hab mich dann bei der Firmenteilung wenig später dafür entschieden, weiter für Julius Eberhardt tätig zu sein – und war damit auch eingebunden in die Privatsachen. Das heißt, Sie waren wirklich das „Alter Ego“ des Baulöwen?
Ich hab ihn in vielen Gesprächen besser kennengelernt, er hat zu mir Vertrauen gehabt. In die Familie war ich eingebunden – privat und Job waren oft nicht zu unterscheiden. Die Eberhardt-Jungs haben nicht nur einmal gesagt: „Red ma mit da Ulli – die wird’s ihm schon beibringen.“ Und Sie sind dabei nie in Situationen gekommen, in denen Sie sich gedacht haben, das geht jetzt aber gar nicht?
Das ist mir genau drei Mal passiert, dass ich etwas nicht vertreten konnte. Ich hab aber schon die Courage, zu sagen wie weit ich gehe und warum ich etwas gemacht habe. Sie machen jetzt federführend weiter im Sinne von Julius Eberhardt.
Ja, ich weiß, was er wollte. Ich bin im Vorstand der Privatstiftung, die in logischer Folge die Geschäfte fortführt. Das hat Julius Eberhardt auch seiner Familie erklärt. Ich bin so etwas wie die jüngere Schwester von Julius junior. Julius Eberhardt hat bereits vor Jahren festgelegt, wie sein Werk weitergeführt werden soll. Daran hat sich nichts geändert. Es gibt Richtlinien, nach denen entschieden wird, was im Interesse von Julius Eberhardt ist – ich kämpfe in seinem Sinne weiter. Julius Eberhardt hat Sie geprägt, war so etwas wie ein geistiger Vater für Sie?
Julius Eberhardt war extrem vorausschauend, und er war sehr sozial. Er hat immer alle mitgenommen, vorgestellt. Julius Eberhardt hat immer allen die Hand gegeben, alle großzügig entlohnt, mit der Bemerkung „ohne meine Leute kann ich das alles nicht machen.“ Wenn es jemandem schlecht ging, bei Härtefällen, hat er immer geholfen, auch ohne, dass er die Leute persönlich gekannt hat. Wenn ein Mitarbeiter nach einer Scheidung ohne Wohnung da stand, hat er eine bereitstellen lassen. Wenn das Auto eines Mitarbeiters kaputt ging, hat er eines zur Verfügung gestellt. Oder bei einer Veranstaltung des Landesjagdverbandes, zum Beispiel, hat er an seinen prominenten Tisch keine VIPs gesetzt, sondern seine eigenen Jäger eingeladen mit der Bemerkung: „Aristocats brauch man net – was die andern sagen, ist mir wurscht.“ Und wer bei einer Jagd dem Pirschführer kein Trinkgeld gegeben hat, wurde nicht mehr eingeladen. Einige dieser Prinzipien haben Sie sich auch angeeignet. Sind Sie da nur von Ihrem Mentor beeinflusst?
Nein, auch mein Elternhaus spielt eine große Rolle. Was du im Elternhaus lernst, das lernst du sonst nirgends. Ich hab als Kind viel mitgenommen, was ich später nicht mehr hätte lernen können. Zum Beispiel grüßen, oder Selbstbewusstsein, oder Respekt vor anderen haben ohne zu buckeln.
Ich sag immer, wenn mir etwas nicht passt, hinterfrage Entscheidungen, mit denen ich nicht einverstanden bin – damit ich sie verstehen kann. Und bei Ungerechtigkeiten steig ich auf die Barrikaden und kämpf so lang, bis es passt. Bis also ein passender Kompromiss gefunden ist?
Ich mag nur winwin-Situationen, das Beste für alle Seiten. Und ich entscheide schon auch nach dem Bauchgefühl. Apropos Bauchgefühl – das bringt mich zur Gretchenfrage: Sag Ulli, wie hältst du’s mit der Politik?
Eberhardt hat sich nie politisch geoutet, und das mach ich auch nicht. Die Farbe eines Politikers ist mir egal, die Entscheidung muss vernünftig sein. Aus diesem Verständnis heraus bin ich auch im Vorstand der Plattform 2020. Die setzt sich für die Stadt ein – unpolitisch. Zur Person:
Ulrike Wagner, Jahrgang 1963, führt mit der Julius Eberhardt Privatstiftung gemeinsam mit Karl Pistotnig, Roland Krempler und Christian Mitteregger das Vermächtnis des verstorbenen Bauunternehmers fort.
In St. Pölten sind einige Projekte im Entstehen: Das ehemalige Finanzamt an der Parkpromenade wird als Bürohaus inklusive Wohnungen noch heuer fertig. Wie das „Jäger“-Areal und das Kopalkasernen-Areal verwertet werden, darüber wird erst entschieden.