In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
Ausgabe
… in der aktuell die originellsten Stadtkampagnen seit Jahren laufen. Während die städtische Werbung für den LUP mit Slogans wie „Luping mit dem Bus?!“ noch neutral daher kommt, ist die zweite Teil des SP-Gemeinderatswahlkampfes. Da posieren erfolgreiche Jungunternehmer, Pädagogen, Chauffeure etc. – also ganz normale „besondere“ St. Pöltner – und werben für den Bürgermeister. Das ist natürlich völlig legitim und der Bürgermeister ohne Zweifel ein Motor vieler Entwicklungen, aber er ist nicht der Wunderwuzzi für alles und jedes in St. Pölten, und er ist nicht die Stadt selbst. Daher wäre der eigentlich schlüssige Claim „St. Pölten, weiter geht’s!“ Man kann dem armen Mann ja nicht alles umhängen, außer man glaubt tatsächlich, er ist Superman und direkt aus einem DC Comicheft entsprungen, um die Welt zu retten. Aber die Kampagnen machen zuversichtlich, dass die Stadt in ihrem Auftreten endlich an Esprit und v.a. Mut gewinnt und so etwa in ihrer Zielsetzung, Wiener und Niederösterreicher für den Wohnstandort St. Pölten zu begeistern eine ähnlich originelle Image-Kampagne auf die Beine stellt – dann ganz ohne parteipolitischen Kontext, dafür aber unbedingt mit derselben Agentur!
… in der in der höchsten Volksvertretung des Bundeslandes, im Landtag, der FPÖ-Abgeordnete Erich Königsberger schwer am Rande der Verhetzung spazierte, möglicherweise auch darüber hinaus. So nannte er – ohne seine Vorwürfe in irgendeiner Weise zu relativieren – männliche Asylwerber pauschal „Scheinasylanten“, „Sextouristen die unter dem Deckmantel Asyl ihr Unwesen treiben und sich dafür noch zahlen lassen“ und meinte angesichts der Überlegung, Asylwerber z.B. für Schulwegsicherung einzusetzen, „da servieren wir dem Wolf ja das Schaf gleich auf dem Zebrastreifen.“ Das Ganze gipfelte in der Forderung nach einem prinzipiellen Ausgehverbot für männliche Asylwerber. Was kommt als nächstes – deren Kennzeichnung mit einem Stern? Sämtliche Parteien distanzierten sich in Folge, die Grüne Madeleine Petrovic warnte zudem eingedenk historischer Erfahrungen Richtung FPÖ: „Was Sie tun ist gefährlich und endet in einem Bereich, den sie auch nicht wollen.“ Was dieser Gestus anrichten kann, sieht man in Deutschland, wo Asylheime brennen und Asylwerber im Bus mit Steinen beworfen werden. Sprachliche Gewalt ist gefährlich. Sie bereitet der physischen den Weg.
… in der St. Pölten zuletzt ein wahres bildungspolitisches Feuerwerk abschoss. So wurde der ÖBB Bildungscampus präsentiert, der alle für die Bahn relevanten Ausbildungen in St. Pölten bündelt und um 80 Millionen Euro realisiert wird. Darüber hinaus beschloss der Gemeinderat den weiteren Ausbau der Fachhochschule um 30 Millionen Euro, die mittlerweile rund 2.600 Studenten zählt. Das zusätzlich Besondere daran: Auch die erste Privatuniversität für Psychotherapie soll dort untergebracht werden. Präsentiert wurde zudem das „Haus der Zukunft“. Im ehemaligen Wesely-Haus werden die Stadtbücherei als „offene Bibliothek, ein Learning Center, ein Science Center und ein offenes Labor für technische Innovationen“ zusammengeführt. Außerdem wird dort ein touristischer und v.a. kinderfreundlicher Farbtupfer für die Innenstadt gesetzt – eine Sternwarte samt Planetarium!
Wenn nunmehr vielleicht sogar noch – wie im Gespräch – die NÖ Polizeiausbildung für über 200 Schüler ihre neue Heimstatt in St. Pölten findet, dann geht dieses Frühjahr 2016 wohl in die Geschichte als jener Zeitpunkt ein, als sich St. Pölten anschickte, bildungspolitisch nach den Sternen zu greifen.
Wenn nunmehr vielleicht sogar noch – wie im Gespräch – die NÖ Polizeiausbildung für über 200 Schüler ihre neue Heimstatt in St. Pölten findet, dann geht dieses Frühjahr 2016 wohl in die Geschichte als jener Zeitpunkt ein, als sich St. Pölten anschickte, bildungspolitisch nach den Sternen zu greifen.