Der große Vernetzer
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Bei unserem letzen Treffen vor sechs Jahren blickten wir noch in den romantischen Südpark hinaus und ich beneidete Fred Kellner, damals Leiter der Musik- und Kunstschule, klammheimlich um das wohl schönste Büro der Stadt in der mondänen, ehemaligen Voith-Villa. Mittlerweile ist der Kulturmanager in den zweiten Stock des ehemaligen Karmelitinnen-Klosters mitten in der City, Prandtauer Straße 2, umgesiedelt und hat seit 1. Jänner einen neuen Job: Leiter des Bereichs für Kultur und Bildung am Magistrat St. Pölten, im Volksmund altmodisch nach wie vor als „Kulturamt“ geläufig.
Einige der alten Möbel sind vom alten Büro her mitübersiedelt – etwa Tisch und Stühle aus durchsichtigem Plexiglas, die mir schon damals ins Auge gestochen sind, oder jener vermeintliche Marshall-Verstärker, der sich bei näherem Hinsehen als getarnter Kühlschrank entpuppt. Die zwei großen Teufel-Boxen daneben sind dafür echt, ebenso wie der Plattenspieler. Beides nicht etwa irgendwelche hippen Vintageteile, sondern Bekenntnis des viele Jahre als Pianist und Sänger tätigen Kellner zu gutem Sound, weshalb er selbst in digitalen Streamingzeiten der guten alten Schallplatte die Treue hält. Wenig verwunderlich, dass daher auch „musik.stp“ auf Vinyl erschienen ist!
Let it flow
Der Sampler, welcher ausschließlich St. Pöltner Musiker vereint, steht dabei in gewisser Weise exemplarisch für Kellners Grundverständnis in Sachen Kulturförderung, das vor allem zwei Fluchtlinien zu folgen scheint: „Let it flow“ und „get connected“! So ist St. Pölten seit einigen Jahren in Sachen Kultur ein derart brodelnder Hotspot, „dass es vor allem darum geht unterstützend mitzuhelfen, die großartigen Ideen zu verwirklichen.“ Kellner versucht dabei – Red Bull lässt grüßen – ein bisschen Wind unter die Flügel der Kreativen zu bringen, damit diese abheben und ihre Projekte umsetzen können. Wie immer geartete Standesdünkel „wer oder was gefördert wird“ im Sinne „das ist Kunst, das ist Schrott“ gibt es nicht. „Es klingt vielleicht platt – aber es sind wirklich alle Künste wichtig, das ganze breite Feld kreativer Betätigung.“ Und – vergleichbar zum Breitensport – geht es primär nicht um die Exzellenz-Förderung, die es natürlich auch gibt, sondern darum, das kreative Potenzial und Tun der Bürger im Allgemeinen zu unterstützen. Dies kann in Form von Cash passieren, wenn man an diverse Basissubventionen für Vereine und Kollektive sowie Einzelprojekte denkt, ebenso aber auch in Form von Sachförderungen bis hin zu Investitionen in Infrastruktur. Manchmal ist es auch das gute alte Know-how „und selbst wenn wir gar nicht unmittelbar helfen können, wissen wir vielleicht jemanden, der es kann und vermitteln die Künstler weiter.“
Und so sitzen Musiker, Maler, Videoartisten und Kreative jeder Art bei Kellner im Büro oder nutzen die Chance, ihn bei einer der vielen Kulturveranstaltungen, die er besucht, („am Wochenende können das schon sechs bis sieben Events sein“), persönlich anzusprechen. „Es ist einfach enorm wichtig, miteinander zu kommunizieren, sich persönlich austauschen. Das macht auch für mich die Arbeit so spannend und wertvoll“, gesteht Kellner. Meistens, verrät er, „entwickeln sich auch neue Projekte“, und gar nicht so selten verselbstständigen sich die Dinge im positiven Sinne auch und zeitigen Ergebnisse, die man zu Beginn gar nicht so am Radar hatte. „Musik.stp“ etwa begann ursprünglich als Videoprojekt des städtischen Freiraums, um der St. Pöltner Musikszene in Zeiten Coronas wenigstens per Video eine Stimme und Präsenz zu verleihen. Mittlerweile ist eine starke Dachmarke daraus geworden. Es folgten die bereits erwähnte LP, wohlweislich mit „Ausgabe 1“ untertitelt, weil weitere folgen werden! Eine gleichnamige facebook-Gruppe mit über 1.000 Abonnenten wurde hochgezogen, wo sich Musiker und Interessierte austauschen können. Die etablierte Live-Musik-Reihe „Musikalische Innenstadt“ wurde in „musik.stp City live“ umgetauft und sogar ein eigenes Festival entwuchs aus der Grundidee, „wo wir am Ratzersdorfer See auf Anhieb 1.000 Leute begrüßen konnten – ‚nur‘ mit St. Pöltner Künstlern!“ Kellner meint das nicht despektierlich, sondern ganz im Gegenteil voll Stolz, weshalb auch dieses Format Fortsetzung finden wird. „Es ist einfach unglaublich, wie vielfältig die St. Pöltner Szene ist, überhaupt wie die Stadt kulturell ausgestattet ist, wenn man allein bedenkt, dass wir fünf Institutionen mit einem fixen Jahresprogramm haben. Das ist nicht selbstverständlich, da brauchen wir uns wirklich nicht verstecken!“
Der Sampler, welcher ausschließlich St. Pöltner Musiker vereint, steht dabei in gewisser Weise exemplarisch für Kellners Grundverständnis in Sachen Kulturförderung, das vor allem zwei Fluchtlinien zu folgen scheint: „Let it flow“ und „get connected“! So ist St. Pölten seit einigen Jahren in Sachen Kultur ein derart brodelnder Hotspot, „dass es vor allem darum geht unterstützend mitzuhelfen, die großartigen Ideen zu verwirklichen.“ Kellner versucht dabei – Red Bull lässt grüßen – ein bisschen Wind unter die Flügel der Kreativen zu bringen, damit diese abheben und ihre Projekte umsetzen können. Wie immer geartete Standesdünkel „wer oder was gefördert wird“ im Sinne „das ist Kunst, das ist Schrott“ gibt es nicht. „Es klingt vielleicht platt – aber es sind wirklich alle Künste wichtig, das ganze breite Feld kreativer Betätigung.“ Und – vergleichbar zum Breitensport – geht es primär nicht um die Exzellenz-Förderung, die es natürlich auch gibt, sondern darum, das kreative Potenzial und Tun der Bürger im Allgemeinen zu unterstützen. Dies kann in Form von Cash passieren, wenn man an diverse Basissubventionen für Vereine und Kollektive sowie Einzelprojekte denkt, ebenso aber auch in Form von Sachförderungen bis hin zu Investitionen in Infrastruktur. Manchmal ist es auch das gute alte Know-how „und selbst wenn wir gar nicht unmittelbar helfen können, wissen wir vielleicht jemanden, der es kann und vermitteln die Künstler weiter.“
Und so sitzen Musiker, Maler, Videoartisten und Kreative jeder Art bei Kellner im Büro oder nutzen die Chance, ihn bei einer der vielen Kulturveranstaltungen, die er besucht, („am Wochenende können das schon sechs bis sieben Events sein“), persönlich anzusprechen. „Es ist einfach enorm wichtig, miteinander zu kommunizieren, sich persönlich austauschen. Das macht auch für mich die Arbeit so spannend und wertvoll“, gesteht Kellner. Meistens, verrät er, „entwickeln sich auch neue Projekte“, und gar nicht so selten verselbstständigen sich die Dinge im positiven Sinne auch und zeitigen Ergebnisse, die man zu Beginn gar nicht so am Radar hatte. „Musik.stp“ etwa begann ursprünglich als Videoprojekt des städtischen Freiraums, um der St. Pöltner Musikszene in Zeiten Coronas wenigstens per Video eine Stimme und Präsenz zu verleihen. Mittlerweile ist eine starke Dachmarke daraus geworden. Es folgten die bereits erwähnte LP, wohlweislich mit „Ausgabe 1“ untertitelt, weil weitere folgen werden! Eine gleichnamige facebook-Gruppe mit über 1.000 Abonnenten wurde hochgezogen, wo sich Musiker und Interessierte austauschen können. Die etablierte Live-Musik-Reihe „Musikalische Innenstadt“ wurde in „musik.stp City live“ umgetauft und sogar ein eigenes Festival entwuchs aus der Grundidee, „wo wir am Ratzersdorfer See auf Anhieb 1.000 Leute begrüßen konnten – ‚nur‘ mit St. Pöltner Künstlern!“ Kellner meint das nicht despektierlich, sondern ganz im Gegenteil voll Stolz, weshalb auch dieses Format Fortsetzung finden wird. „Es ist einfach unglaublich, wie vielfältig die St. Pöltner Szene ist, überhaupt wie die Stadt kulturell ausgestattet ist, wenn man allein bedenkt, dass wir fünf Institutionen mit einem fixen Jahresprogramm haben. Das ist nicht selbstverständlich, da brauchen wir uns wirklich nicht verstecken!“
Seid umschlungen Millionen
Die St. Pöltner, früher die größten Kritiker ihrer Stadt und Suderanten der Marke „da is nix los“, „wissen das Angebot mittlerweile durchaus selbstbewusst zu schätzen. In der Außenwahrnehmung hinken wir hingegen noch immer weit hinterher, haben die Leute ein St. Pölten im Kopf, das es so seit zehn, fünfzehn Jahren gar nicht mehr gibt.“ Und dies möchte man ändern, man ist fast geneigt zu sagen unter dem Motto „Klotzen statt kleckern“. So erfährt St. Pölten in den kommenden Monaten de facto einen kulturellen Infrastrukturschub, wie es ihn seit der Hauptstadtwerdung nicht mehr gegeben hat. Codewort 2024 – ein Jahr, für das man zwar nicht den Zuschlag als Europäische Kulturhauptstadt bekommen hat, in dem man aber auf den Vorarbeiten zur Bewerbung fußend dennoch einen „Kulturschwerpunkt in mehreren Wellen übers Jahr verteilt umsetzt.“ Für Kellner in vielerlei Hinsicht „ein historisches Ereignis. Allein, dass Land und Stadt diesen Schwerpunkt gemeinsam umsetzen, dafür eine gemeinsame Betriebsgesellschaft gegründet haben – so etwas hat es in der Form noch nie gegeben!“ Ebenso wenig wie einen regelmäßigen, „teils wöchentlichen Austausch der beiden Körperschaften auf Augenhöhe – das ist mittlerweile ganz normal.“ Wer politisch wie Kellner in den Jahren des „Kalten Krieges“ – nicht Ost-West, sondern rote Stadt-schwarzes Land – sozialisiert wurde, weiß, wovon er redet.
Hochgerechnet wird bis 2024 tatsächlich mächtig viel Geld in die Hand genommen, fließen überschlagsmäßig über 50 Millionen Euro in die Kultur – und zwar nicht nur in die diversen „offiziellen“ Projekte des Kulturjahres wie etwa KinderKunstLabor, SKW 83 (Spratzerner Kirchenweg 81-83, Lames/Sonnenpark), Synagoge, Domplatz & Co., sondern auch in zahlreiche andere Projekte, die im selben Fahrwasser mitschwimmen. „Komm mal zum Fenster“, fordert mich Kellner während des Gesprächs auf und zeigt hinunter in den kleinen Karmeliterhof, wo jetzt noch Autos parken. „Das wird einerseits eine zusätzliche Ausstellungsfläche für das Museum und andererseits ein multifunktionaler Veranstaltungssaal.“ By the way nicht nur für sommerliche Open-Airs, wie ich zunächst annehme, „sondern ganzjährig. Wir machen den Hof winterfest, mit Heizung und allem, was dazugehört.“ Später werden wir im Übrigen wieder von einem Fenster hinausblicken – diesmal auf den Domplatz. Wir haben mittlerweile zwecks Fotoshooting den Standort gewechselt und befinden uns im jüngst von der Stadt erworbenen Haus Domplatz 2, wo nach Auszug der Oberbank die neue Bibliothek entsteht. „Wir orientieren uns da sehr stark an skandinavischen Vorbildern, das heißt, es wird ein sehr offener, sehr lebendiger Raum werden, wo es im positiven Sinne durchaus auch zugehen soll“, schmunzelt Kellner – und wo im Saal mit Blick auf die Domkirche ebenfalls Veranstaltungen stattfinden werden. Zu diesen wird man dann, wenn alles nach Plan läuft, bereits – aus der neuen Parkgarage unterm Bischofsgarten kommend – zu Fuß über den autofreien Domplatz her spazieren. Dass zuletzt der potenzielle Betreiber der Parkgarage abgesprungen ist „hat hoffentlich keine Auswirkungen auf den straffen Zeitplan“, so Kellner, der um die fundamentale Verzahnung der verschiedenen Projektbausteine im Hinblick auf 2024 weiß. Mit der neuen Parkgarage soll nämlich etwa auch eine Öffnung des Brunnenhofs einhergehen, „was eine enorme Aufwertung bedeuten würde“, und der Domplatz NEU funktioniert in Wahrheit sowieso nur unter der Prämisse „autofrei“. Wenigstens ein Projekt im Hinblick auf die programmatische Nutzung verrät Kellner bereits, indem er mir einen Folder mit einer Virtual Reality Brille am Cover in die Hand drückt. „Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen – etwa der römische Palast, das Badhaus, eine der beiden Kirchen auf dem Platz – werden virtuell für Besucher sichtbar bleiben“, auch wenn sie dann schon wieder unter dem neuen Belag schlummern. Das Zauberwort heißt „mixed reality!“
Mit der gleichzeitigen Öffnung des Alumnatgartens „wo die Mauern fallen“, der geplanten Neustrukturierung des Promenadenrings, „der dann nur mehr einspurig geführt werden soll und v. a. Radfahrern und Fußgängern mehr Raum samt Verweilmöglichkeiten bietet“, sowie der Aufwertung der Synagoge, die nicht nur renoviert wird und einen Zubau erhält, sondern auch eine neue Betriebsstruktur „hoffen wir endlich auf eine wirklich attraktive und durchlässige Achse zwischen Innenstadt und Regierungsviertel.“ Wobei Kellner in Sachen jüdisches Erbe auch an einer Nebenfront, die in Wahrheit eine moralische Hauptfront darstellt, ein großer Wurf gelingen könnte. So soll endlich der jüdische Friedhof renoviert werden. Seit Jahren feilschen Stadt, Bund und Israelitische Kultusgemeinde im Hinblick auf die Betreuung der Friedhöfe – es geht ums „liebe“ Geld. „Nach harten Verhandlungen scheinen wir aber endlich vor einem Durchbruch zu stehen. Das freut mich wirklich sehr!“, so Kellner.
Nicht minder stolz ist er – ein weiteres sechs Millionen Euro schweres Großprojekt der Stadt – „dass wir den Grillparzer Kunst und Kulturcampus realisieren.“ Dabei handelt es sich um ein neues, innovatives Gebäude der Musik- und Kunstschule in der Maria Theresia-Straße, die mit benachbarter Musikschule im Südpark, Grillparzer Volksschule sowie ehemaligem FORUM Kino einen kreativen Cluster bildet ganz im Sinne Kellners Vernetzungsdenken. „Die Kreativklassen der Grillparzer Volksschule, späterhin aber auch Schulen und Kindergärten aus ganz St. Pölten, finden dort geeignete Räumlichkeiten zur kreativen Betätigung ebenso wie die Kinder in der Nachmittagsbetreuung. Der Campus bedeutet eine enorme Erweiterung für die elementare Kunsterziehung der Stadt, auch im Hinblick auf das Angebot – so wird etwa das KinderKunstLabor in den St. Pöltner Schulen und Kindergärten präsent sein.“
Die St. Pöltner, früher die größten Kritiker ihrer Stadt und Suderanten der Marke „da is nix los“, „wissen das Angebot mittlerweile durchaus selbstbewusst zu schätzen. In der Außenwahrnehmung hinken wir hingegen noch immer weit hinterher, haben die Leute ein St. Pölten im Kopf, das es so seit zehn, fünfzehn Jahren gar nicht mehr gibt.“ Und dies möchte man ändern, man ist fast geneigt zu sagen unter dem Motto „Klotzen statt kleckern“. So erfährt St. Pölten in den kommenden Monaten de facto einen kulturellen Infrastrukturschub, wie es ihn seit der Hauptstadtwerdung nicht mehr gegeben hat. Codewort 2024 – ein Jahr, für das man zwar nicht den Zuschlag als Europäische Kulturhauptstadt bekommen hat, in dem man aber auf den Vorarbeiten zur Bewerbung fußend dennoch einen „Kulturschwerpunkt in mehreren Wellen übers Jahr verteilt umsetzt.“ Für Kellner in vielerlei Hinsicht „ein historisches Ereignis. Allein, dass Land und Stadt diesen Schwerpunkt gemeinsam umsetzen, dafür eine gemeinsame Betriebsgesellschaft gegründet haben – so etwas hat es in der Form noch nie gegeben!“ Ebenso wenig wie einen regelmäßigen, „teils wöchentlichen Austausch der beiden Körperschaften auf Augenhöhe – das ist mittlerweile ganz normal.“ Wer politisch wie Kellner in den Jahren des „Kalten Krieges“ – nicht Ost-West, sondern rote Stadt-schwarzes Land – sozialisiert wurde, weiß, wovon er redet.
Hochgerechnet wird bis 2024 tatsächlich mächtig viel Geld in die Hand genommen, fließen überschlagsmäßig über 50 Millionen Euro in die Kultur – und zwar nicht nur in die diversen „offiziellen“ Projekte des Kulturjahres wie etwa KinderKunstLabor, SKW 83 (Spratzerner Kirchenweg 81-83, Lames/Sonnenpark), Synagoge, Domplatz & Co., sondern auch in zahlreiche andere Projekte, die im selben Fahrwasser mitschwimmen. „Komm mal zum Fenster“, fordert mich Kellner während des Gesprächs auf und zeigt hinunter in den kleinen Karmeliterhof, wo jetzt noch Autos parken. „Das wird einerseits eine zusätzliche Ausstellungsfläche für das Museum und andererseits ein multifunktionaler Veranstaltungssaal.“ By the way nicht nur für sommerliche Open-Airs, wie ich zunächst annehme, „sondern ganzjährig. Wir machen den Hof winterfest, mit Heizung und allem, was dazugehört.“ Später werden wir im Übrigen wieder von einem Fenster hinausblicken – diesmal auf den Domplatz. Wir haben mittlerweile zwecks Fotoshooting den Standort gewechselt und befinden uns im jüngst von der Stadt erworbenen Haus Domplatz 2, wo nach Auszug der Oberbank die neue Bibliothek entsteht. „Wir orientieren uns da sehr stark an skandinavischen Vorbildern, das heißt, es wird ein sehr offener, sehr lebendiger Raum werden, wo es im positiven Sinne durchaus auch zugehen soll“, schmunzelt Kellner – und wo im Saal mit Blick auf die Domkirche ebenfalls Veranstaltungen stattfinden werden. Zu diesen wird man dann, wenn alles nach Plan läuft, bereits – aus der neuen Parkgarage unterm Bischofsgarten kommend – zu Fuß über den autofreien Domplatz her spazieren. Dass zuletzt der potenzielle Betreiber der Parkgarage abgesprungen ist „hat hoffentlich keine Auswirkungen auf den straffen Zeitplan“, so Kellner, der um die fundamentale Verzahnung der verschiedenen Projektbausteine im Hinblick auf 2024 weiß. Mit der neuen Parkgarage soll nämlich etwa auch eine Öffnung des Brunnenhofs einhergehen, „was eine enorme Aufwertung bedeuten würde“, und der Domplatz NEU funktioniert in Wahrheit sowieso nur unter der Prämisse „autofrei“. Wenigstens ein Projekt im Hinblick auf die programmatische Nutzung verrät Kellner bereits, indem er mir einen Folder mit einer Virtual Reality Brille am Cover in die Hand drückt. „Die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen – etwa der römische Palast, das Badhaus, eine der beiden Kirchen auf dem Platz – werden virtuell für Besucher sichtbar bleiben“, auch wenn sie dann schon wieder unter dem neuen Belag schlummern. Das Zauberwort heißt „mixed reality!“
Mit der gleichzeitigen Öffnung des Alumnatgartens „wo die Mauern fallen“, der geplanten Neustrukturierung des Promenadenrings, „der dann nur mehr einspurig geführt werden soll und v. a. Radfahrern und Fußgängern mehr Raum samt Verweilmöglichkeiten bietet“, sowie der Aufwertung der Synagoge, die nicht nur renoviert wird und einen Zubau erhält, sondern auch eine neue Betriebsstruktur „hoffen wir endlich auf eine wirklich attraktive und durchlässige Achse zwischen Innenstadt und Regierungsviertel.“ Wobei Kellner in Sachen jüdisches Erbe auch an einer Nebenfront, die in Wahrheit eine moralische Hauptfront darstellt, ein großer Wurf gelingen könnte. So soll endlich der jüdische Friedhof renoviert werden. Seit Jahren feilschen Stadt, Bund und Israelitische Kultusgemeinde im Hinblick auf die Betreuung der Friedhöfe – es geht ums „liebe“ Geld. „Nach harten Verhandlungen scheinen wir aber endlich vor einem Durchbruch zu stehen. Das freut mich wirklich sehr!“, so Kellner.
Nicht minder stolz ist er – ein weiteres sechs Millionen Euro schweres Großprojekt der Stadt – „dass wir den Grillparzer Kunst und Kulturcampus realisieren.“ Dabei handelt es sich um ein neues, innovatives Gebäude der Musik- und Kunstschule in der Maria Theresia-Straße, die mit benachbarter Musikschule im Südpark, Grillparzer Volksschule sowie ehemaligem FORUM Kino einen kreativen Cluster bildet ganz im Sinne Kellners Vernetzungsdenken. „Die Kreativklassen der Grillparzer Volksschule, späterhin aber auch Schulen und Kindergärten aus ganz St. Pölten, finden dort geeignete Räumlichkeiten zur kreativen Betätigung ebenso wie die Kinder in der Nachmittagsbetreuung. Der Campus bedeutet eine enorme Erweiterung für die elementare Kunsterziehung der Stadt, auch im Hinblick auf das Angebot – so wird etwa das KinderKunstLabor in den St. Pöltner Schulen und Kindergärten präsent sein.“
Mehr Raum für Kreative
Mehr „Kreativraum“ möchte Kellner aber auch für die jugendlichen Kulturschaffenden der Stadt schaffen. Als vergangenes Jahr etwa LAMES an die Stadt herantrat, dass die Möglichkeit besteht, das „mobile Stadtlabor“, das zuvor am Wiener Karlsplatz und in St. Marx situiert war, auf den SKW83 zu übersiedeln, „haben wir rasch reagiert und es erworben, obwohl dafür eigentlich gar kein Budget veranschlagt war.“ Mittlerweile hat Kellner dort schon einen „Videoparcours“ besucht und zeigt sich begeistert. „Es ist einfach eine coole Location, und was die Künstler geboten haben, war sowieso genial!“ Am SKW sollen zudem neue, zusätzliche Proberäume entstehen sowie Zimmer für Artists-in-Residence. Eine Idee, der Kellner prinzipiell viel abgewinnen kann „ein Ort also, wo man für eine bestimmte Zeit als Künstler Infrastruktur und Unterstützung erhält und am Ende ein Ergebnis vorlegt.“ Diese Flexibilität wünscht er sich auch für die Proberäume, welche die Stadt bei der ehemaligen Mülldeponie am Ziegelofen zur Verfügung stellt. „Auch da wollen wir das Angebot ganz klar ausdehnen! Allerdings nicht nur in dieser Schrebergarten-Mentalität ‚das ist mein Proberaum und der gehört mir jetzt ein Jahr lang‘, sondern ich möchte sharing-Modelle forcieren, dass manche Proberäume etwa nur kurzfristig genutzt werden können, zum Beispiel tageweise, wenn sich eine Band auf ein Konzert vorbereitet oder ein klassischer Sänger auf die nahende Aufnahmeprüfung am Musikkonservatorium.“
Selbst die großen, in diverse Kulturentwicklungspläne gegossenen Leitlinien möchte Kellner nicht starr in Stein gemeißelt sehen. „Ich glaube, auch da tut viel mehr Flexibilität und Improvisation not. Klar, man muss Grundziele definieren, wie sie etwa in der Kulturstrategie 2030 der Stadt oder dem Bidbook für 2024 zu finden sind, im Rahmen des neuen Masterplans 2025|2050 formuliert werden oder gerade für die neue Kulturstrategie 2030 des Landes entwickelt werden, aber in Wahrheit müssen wir in einen steten, dynamischen Prozess eintreten, in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“ Und dazu bedarf es allen voran Flexibilität! Als Positivbeispiel der jüngsten Vergangenheit nennt Kellner etwa „Schubert200“, das kurzerhand ausgerufene St. Pöltner Schubertjahr anlässlich des mehrwöchigen Aufenthaltes des Künstlers vor 200 Jahren. „Im Grunde genommen war das eine Corona-Idee, die sehr kurzfristig entstanden ist. Es folgten viele Telefonate und Online-Meetings – persönliche Gespräche waren aufgrund des Lockdowns nicht möglich – dann haben wir es einfach umgesetzt, und es war echt genial. Allein wenn ich an die Aufführung von Schuberts ‚Alfonso & Estrella‘ denke! Oper in St. Pölten – wann gab es das zuletzt?“
Gute Frage. Ebenso wie jene, wann es zuletzt so viel Geld für die Kultur gab. Zwar rückt Kellner noch nicht damit heraus, wie hoch sein Kulturbudget fürs kommende Jahr sein wird, aber es sagt schon einiges aus, wenn er meint: „Wir sind wirklich gut aufgestellt!“ Meistens bekommt man auf diese Frage die Standardfloskel „wir brauchen mehr“ zu hören. Dass die Steuerzahler als Hauptsponsor der heimischen Kulturszene natürlich wissen möchten, wohin ihr Geld genau fließt, kann Kellner nachvollziehen und verspricht Transparenz. „Ich möchte ab 2023 jährlich einen Kulturbericht vorlegen. Da steht genau drin, was wofür ausgegeben wird, von der kleinen Förderung bis hin zu den großen Infrastrukturprojekten. Da gibt’s ja nichts zu vertuschen! Im Gegenteil, wir können stolz sein, wie wichtig uns unsere Kulturszene ist“, so Kellner, der diesbezüglich auch die Politik lobt. „Es sagt schon einiges aus, wenn wir im Corona-Jahr alle Subventionen wie vereinbart ausbezahlt haben, um den Künstlern in dieser harten Zeit beizustehen!“
Mehr „Kreativraum“ möchte Kellner aber auch für die jugendlichen Kulturschaffenden der Stadt schaffen. Als vergangenes Jahr etwa LAMES an die Stadt herantrat, dass die Möglichkeit besteht, das „mobile Stadtlabor“, das zuvor am Wiener Karlsplatz und in St. Marx situiert war, auf den SKW83 zu übersiedeln, „haben wir rasch reagiert und es erworben, obwohl dafür eigentlich gar kein Budget veranschlagt war.“ Mittlerweile hat Kellner dort schon einen „Videoparcours“ besucht und zeigt sich begeistert. „Es ist einfach eine coole Location, und was die Künstler geboten haben, war sowieso genial!“ Am SKW sollen zudem neue, zusätzliche Proberäume entstehen sowie Zimmer für Artists-in-Residence. Eine Idee, der Kellner prinzipiell viel abgewinnen kann „ein Ort also, wo man für eine bestimmte Zeit als Künstler Infrastruktur und Unterstützung erhält und am Ende ein Ergebnis vorlegt.“ Diese Flexibilität wünscht er sich auch für die Proberäume, welche die Stadt bei der ehemaligen Mülldeponie am Ziegelofen zur Verfügung stellt. „Auch da wollen wir das Angebot ganz klar ausdehnen! Allerdings nicht nur in dieser Schrebergarten-Mentalität ‚das ist mein Proberaum und der gehört mir jetzt ein Jahr lang‘, sondern ich möchte sharing-Modelle forcieren, dass manche Proberäume etwa nur kurzfristig genutzt werden können, zum Beispiel tageweise, wenn sich eine Band auf ein Konzert vorbereitet oder ein klassischer Sänger auf die nahende Aufnahmeprüfung am Musikkonservatorium.“
Selbst die großen, in diverse Kulturentwicklungspläne gegossenen Leitlinien möchte Kellner nicht starr in Stein gemeißelt sehen. „Ich glaube, auch da tut viel mehr Flexibilität und Improvisation not. Klar, man muss Grundziele definieren, wie sie etwa in der Kulturstrategie 2030 der Stadt oder dem Bidbook für 2024 zu finden sind, im Rahmen des neuen Masterplans 2025|2050 formuliert werden oder gerade für die neue Kulturstrategie 2030 des Landes entwickelt werden, aber in Wahrheit müssen wir in einen steten, dynamischen Prozess eintreten, in dauerndem Austausch mit den Künstlern, den Vereinen, den Institutionen stehen, damit Neues entstehen kann.“ Und dazu bedarf es allen voran Flexibilität! Als Positivbeispiel der jüngsten Vergangenheit nennt Kellner etwa „Schubert200“, das kurzerhand ausgerufene St. Pöltner Schubertjahr anlässlich des mehrwöchigen Aufenthaltes des Künstlers vor 200 Jahren. „Im Grunde genommen war das eine Corona-Idee, die sehr kurzfristig entstanden ist. Es folgten viele Telefonate und Online-Meetings – persönliche Gespräche waren aufgrund des Lockdowns nicht möglich – dann haben wir es einfach umgesetzt, und es war echt genial. Allein wenn ich an die Aufführung von Schuberts ‚Alfonso & Estrella‘ denke! Oper in St. Pölten – wann gab es das zuletzt?“
Gute Frage. Ebenso wie jene, wann es zuletzt so viel Geld für die Kultur gab. Zwar rückt Kellner noch nicht damit heraus, wie hoch sein Kulturbudget fürs kommende Jahr sein wird, aber es sagt schon einiges aus, wenn er meint: „Wir sind wirklich gut aufgestellt!“ Meistens bekommt man auf diese Frage die Standardfloskel „wir brauchen mehr“ zu hören. Dass die Steuerzahler als Hauptsponsor der heimischen Kulturszene natürlich wissen möchten, wohin ihr Geld genau fließt, kann Kellner nachvollziehen und verspricht Transparenz. „Ich möchte ab 2023 jährlich einen Kulturbericht vorlegen. Da steht genau drin, was wofür ausgegeben wird, von der kleinen Förderung bis hin zu den großen Infrastrukturprojekten. Da gibt’s ja nichts zu vertuschen! Im Gegenteil, wir können stolz sein, wie wichtig uns unsere Kulturszene ist“, so Kellner, der diesbezüglich auch die Politik lobt. „Es sagt schon einiges aus, wenn wir im Corona-Jahr alle Subventionen wie vereinbart ausbezahlt haben, um den Künstlern in dieser harten Zeit beizustehen!“