MFG - Non scholae, sed vita discimus
Non scholae, sed vita discimus


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Non scholae, sed vita discimus

Text Barbara Waxenegger
Ausgabe 09/2007

Im Juli 2007 wurde der Neubau der Fachhochschule St. Pölten nach nur 19-monatiger Bauzeit fertiggestellt. Ab dem Wintersemester bietet er Platz für 1.400 Studenten. MFG begleitete Pressesprecherin Michaela Stockinger und zwei Studentinnen beim Rundgang durch den neuen Wissenstempel.

Schon von außen macht der Neubau viel her. Glas und offene Fronten sorgen für Transparenz und Helligkeit im Gebäude. Davor sind es die riesigen Lettern, die sofort ins Auge stechen. Sie ziehen die Worte „Mensch“, „Wirtschaft“ und „Technologie“, die drei Hauptstudienrichtungen, durch den gesamten Komplex. Michaela Stockinger, Leiterin der Corporate Communication, erklärt das ungewöhnliche, aber innovative Projekt: „Vor zwei Jahren haben wir einen Wettbewerb für Kunst am Bau ausgeschrieben. Ingeborg Kumpfmüller aus Wien hat ihn gewonnen und wir haben ihr Projekt in das Gebäude einfließen lassen“. Der Neubau selbst wurde von den Architekten Manfred Nehrer und Sascha Bradic designt.
In dem neuen Gebäude werden alle Studiengänge, acht an der Zahl, beherbergt. Die „Zersplittung“ der FH in die verschiedenen Standorte (Glanzstoff Villa, BIZ, Krankenhaus) hat nun also ein Ende. Eigentümer des Neubaus ist die Stadt St. Pölten, die FH ist eingeleast und hat nach 25 Jahren eine Kaufoption. „Wir sind also hoffentlich etwas länger am neuen Standort anzutreffen“, schmunzelt die FH-Pressesprecherin. Generell erhofft sie sich, dass die FH durch den neuen Standpunkt „sichtbarer wird. Außerdem bekommt die Stadt damit sicherlich ein neues Bildungswahrzeichen.“
Gleich beim Eingang befindet sich das neue Campus Service Center (CSC), die erste Anlaufstelle für Studenten, aber auch Lektoren. Neben Kopiergeräten für die Studenten bietet es Informationen und Hilfestellungen für den Studienalltag.
Gleich danach findet man sich in der lichtdurchfluteten Aula wieder. Auf einem Blick präsentieren sich einem das Audimax, die Hörsäle, die Bibliothek und der Festsaal. Die innenhof-artige Aula wird in weiterer Folge noch mit Bambus begrünt und bildet das Herz des FH-Neubaus. „Das Gebäude ist mit 15.000m² riesig, aber dennoch sehr transparent und hell“, stellt Stockinger fest.
Selbstverwirklichung
Unser Rundgang führt uns in die neue Mensa, in der ab dem neuen Studienjahr das Team des Fliegerbräus für das leibliche Wohl der Studenten sorgt. Und das unter strengen Auflagen! So müssen die Preise „studentengerecht“ sein. Außerdem wurde der Studiengang „Diätologie“ in die Planung der Mensa eingebunden. Aus diesem Grund wird dort durchwegs gesunde Küche serviert.
Weiter geht es in den neuen Festsaal. „Bei unseren bisherigen Sponsionen mussten wir immer an andere Standorte ausweichen. Jetzt können wir sie bei uns im Haus durchführen“. Der Festsaal, der auch für Fremdveranstaltungen vermietet wird, zeichnet sich durch Top-Tontechnik und sehr gute Akustik dank Echtholzvertäfelung aus. „Da hat sich der Medientechnik-Studiengang verwirklicht“, sagt Stockinger mit einem Augenzwinkern.
Das gewisse Etwas
Vom Ort der Feiern geht es weiter zum Ort des Studierens: Die Bibliothek! Diese verfügt über ein automatisches Ausleihsystem. Durch eine Bücherklappe können Bücher auch außerhalb der Öffnungszeiten retourniert werden. St. Pölten ist damit neben Wr. Neustadt und Krems die einzige FH mit einem solchen System. Insgesamt 12.000 Medien beherbergt die Bibliothek. Ziel ist es diese bis auf 20.000 Stück zu erweitern.
Ein weiteres Prunkstück des FH-Neubaus ist das neue Audimax, welches 250 Studenten Platz bietet. Verantwortlich dafür zeichnet sich Architekt Sascha Bradic, der gemeinsam mit Manfred Nehrer „das gewisse Etwas mitgebracht hat“.
Auffällig ist, dass es nur im Erdgeschoss Hörsäle gibt. Ist man da mit der Kapazität nicht bald am Ende? Stockinger gibt Entwarnung: „Wir sind zwar ziemlich voll, aber es geht sich aus. Außerdem ist noch genügend Fläche für einen Zubau vorhanden.“ Das wird auch notwendig sein!
Derzeit sind 1.400 Studenten an der FH St. Pölten inskribiert. Erklärtes Ziel: Die 2.000er Marke knacken. Geplante Studiengänge wie etwa „Eisenbahn Infrastruktur Management“ in Zusammenarbeit mit den ÖBB sollen dabei helfen. 
Monoton war gestern
Nach unserer Runde durch das Erdgeschoss, geht es in den ersten Stock. Dort befindet sich das neue Studio von Campus Radio, Österreichs einzigem terrestrischen Studentenradio. Verfügte man früher nur über einen Raum, finden sich im neuen „Reich“ unter anderem das neue Studio, ein Schnitt- sowie ein Redaktionsraum. Dazu Alexander Hovorka, Geschäftsführer von CampusRadio: „Wir haben jetzt sieben statt zwei Räume, dadurch kann man räumlich getrennt und damit besser arbeiten.“
Man sollte meinen, wir haben alles gesehen. Doch unsere Führerin ist noch nicht ganz fertig. „Ein Schmankerl habe ich noch zu präsentieren“. Genauer gesagt sind es zwei: Das neue Audio- und Videolabor.
Das Audiolabor ist ein komplettes Tonstudio mit schönem Blick über St. Pölten.  Noch in den Kinderschuhen steckt das Videolabor. Eines Tages, so die Vision, soll darin ein Fernsehstudio für ein eigenes Campus TV vorhanden sein. “Unsere Studenten sollen mit einer Ausbildung raus gehen, die sie sofort verwenden können.“
Studentenstadt St. Pölten-Traum oder Wirklichkeit?
Die FH ist also up to date. Stellt sich die Frage, ob auch die Stadt selbst schon studententauglich ist. Wir machten den Basic-Check.
Die ertse eigene Bude
Mit dem Studium beginnt ein neuer Lebensabschnitt, zu dem zumeist auch die erste eigene Wohnung gehört. Doch wie preiswert ist St. Pölten wirklich, das laut Österreichs größter Immobilienplattform www.immobilien.net ja zu Österreichs billigsten Wohnstädten zählt.
Zeitgleich mit dem Neubau der Fachhochschule wurde von der St. Pöltener Wohnungsgenossenschaft ein neues Studentenwohnhaus errichtet, das von der Wihast verwaltet wird. Die günstige Lage (400 Meter vom FH-Gebäude) ist schon mal ein Plus-Punkt und die Miete klingt auf den ersten Blick auch nicht so schlecht: „Die Warmmiete beläuft sich auf 244 Euro pro Einzelzimmer, in der bereits alle Nebenkosten inkludiert sind“, so Hans Meschik, Generalsekretär des Studentenheims. „Das Wohnhaus an sich verfügt über einen gemeinsamen Fitness-Raum, einen Aufenthaltsraum sowie insgesamt 62 Wohnungen mit jeweils 45 m2. Jede Wohnung besteht aus zwei möblierten Einzelzimmern zu je 13,5 m2, einem Bad sowie Küche. Internet-Anschluss und SAT-TV-Anschluss sind natürlich vorhanden und im Mietpreis inkludiert.“ Zum Vergleich: in einem Kremser Studentenwohnheim liegt der Mietpreis bei 225 bis 325 Euro. Bei selber Ausstattung kommt man also in St. Pölten billiger davon.
Darüber hinaus wird noch ein besonderes Zuckerl geboten: über die Heimvertretung kann man eine finanzielle Unterstützung beantragen. Meschik erklärt das System: „Jedes Jahr vergeben wir Förderungen an unsere Mieter. Wir haben ein fixes Budget, das wir auf die Ansuchenden aufteilen. Im Endeffekt kann das rund 500 Euro pro Person jährlich ergeben.“ Klingt nicht übel!
Das Wohnheimangebot soll laut Meschik erweitert werden, sobald genügend Nachfrage besteht. Derzeit gibt es aber nur eine kleine Warteliste. Anfragen an: info@wihast.at.
Finanzspritze
Nicht nur der Wihast liegt das Wohlbefinden der Studenten am Herzen, sondern auch das Land Niederösterreich greift im Fall der Fälle unter die Arme. „Stipendien gibt es in vielen Varianten“, erklärt dazu Stockinger.
Zunächst steht man als Student jar vor einem undurchschaubaren Stipendien- und Förderungs-Dschungel: Grundsätzlich hat jeder österreichische Staatsbürger Anspruch auf staatliche Studienbeihilfe (das Antragsformular kann auf www.stipendium.at/stbh/antrag/downloads/ runtergeladen werden.) Es gibt aber speziell für niederösterreichische Studenten sechs Stipendien vom Land, die teilweise zusätzlich zur Studienbeihilfe beantragt werden können. Das „TOP-Stipendium“ beispielsweise wird in ausgewählten Studienrichtungen vergeben, die kann sich bis auf 800 Euro belaufen. Dieses sowie alle weiteren Stipendien sind auf der Homepage www.noe.gv.at/Bildung/Stipendien.htm zu finden - samt Einreichadresse und Antragsformular. Weitere Informationen zum Thema bietet: www.help.gv.at/Content.Node/16/Seite.160800.html.
Feierabend
Ist die Finanzierung gesichert, stellt sich die Frage, wie man sein Geld am besten wieder los wird? St. Pölten wird auf der Stadt-Homepage ja als ideale Studentenstadt für Kulturliebhaber und Beislgeher gleichermaßen angepriesen. Doch wie beurteilen die Studenten das Angebot? Mariella Figl relativiert: „Das Weggehen in St. Pölten gefällt mir eher weniger, da es einerseits zu wenig Lokale gibt, und zweitens die vorhandenen Lokale nicht so mein Fall sind.“ Auch Jennifer Neuhauser, Studentin an der New Design University, denkt ähnlich: „Für mich gibt es in St. Pölten leider nicht viel zu sehen.“ Kritik, die Stadt-Pressesprecher Peter Bylica pragmatisch sieht. „Auf die Privatbetriebe haben wir keinen Einfluss, wie diese ihr Geschäft betreiben. Die eine Altersklasse hält sich in dem Lokal auf, die andere wiederum in einem anderen. Außerdem ist es ja nicht so, dass man in St. Pölten nicht weggehen kann.“
Stimmt schon. Trotzdem beschleicht einen bisweilen der Eindruck, dass die Studenten über die vorhandenen Möglichkeiten auch zu wenig informiert werden. Offensichtlich möchte man dieses bisherige Manko aber nun mit einer Charmeoffensive ausmerzen. „Wir unterstützen die Studenten in mehreren Belangen, zum Beispiel haben wir einen umfangreichen Folder erstellt, der im Rathaus sowie in der FH ausgehändigt wird, in dem sich alle notwendigen Informationen befinden“, erläutert Bylica. „Darin finden alle Neuankömmlinge die wichtigsten Adressen, Infos über Gastronomie, Stadtpläne, einen Veranstaltungskalender etc.“
Außerdem – ein gänzlich neues, ohne jeden Zweifel sinnvolles Zuckerl – sind in dem Folder auch Einkaufsgutscheine und Ermäßigungen für diverse Shops in der Innenstadt enthalten, um die Studenten in die City zu locken.
Auch die neuen W-Lan-Hotspots in der Innenstadt, wo man mit seinem W-Lan-fähigen Laptop gratis Internet surfen  kann, sollen insbesondere den Studenten Freude bereiten. Außerdem wird neuerdings eine Spezialführung für Studenten angeboten, im Zuge derer die Sehenswürdigkeiten von St. Pölten mit dem City-Express besichtigt werden. Es hat sich also tatsächlich einiges getan, und auch die am ehemaligen Standort katastrophale Anbindung an den öffentlichen Verkehr sollte mit dem neuen Standort der Vergangenheit angehören: „Wir sind gerade dabei, einen Fahrplan für den neuen Stadtbus ‚Lup’ zu entwerfen, der auch Station an der FH macht. Die Stadtpläne dafür werden wir den Studenten gratis zur Verfügung stellen“, erklärt Bylica.
Das offizielle St. Pölten beginnt die Studenten also endlich als ernstzunehmende Zielgruppe zu entdecken. Das kann, sofern auch alle Handels-, Gastronomie- und Unterhaltungsbetriebe mitziehen, nur zu einer klassischen Win-Win-Situation führen. Und so stehen die Zeichen, dass sich St. Pölten in einigen Jahren zu einer wirklichen Studentenstadt mausert, wo die jungen Leute ganz selbstverständlich den öffentlichen Raum bevölkern und für dieses unverwechselbare urbane Flair sorgen, gar nicht schlecht! 
Standort: Matthias-Corvinus Straße 15, 3100 St. Pölten
Grundstücksfläche: 8.560 m²
Nettogeschossfläche: 14.384 m²
Errichtungskosten: 20 Millionen
Kapazität: Hörsäle für 215 Personen, Mensa für 170 Personen, Festsaal für 500 Personen, 225 Parkplätze

Meinungen zum Thema: Melanie Figl, 19 Jahre, Studentin 3. Semester Media- und Kommunikationsberatung:
An der alten FH war es schon sehr stressig. Teilweise waren wir an einem Tag in vier Gebäuden! Ich glaube, dass durch das neue Gebäude es auch mehr Kontakt zwischen den Studiengängen geben wird. Ich hoffe, dass der neue Standort den Zusammenhalt stärkt. Vom Design her gefällt mir die FH sehr gut, das schaut alles super aus. Der Vorteil des neuen Standortes ist aber, dass man jetzt ein Vorzeigegebäude hat. Man kann sich jetzt hinstellen und sagen: „DAS ist die FH“. Es repräsentiert den wissenschaftlichen Standard von drinnen nach draußen!
Petra Perchthaler, 18 Jahre, Studienanfängerin Medienmanagement:
Mir gefällt das Gebäude gut. Ich glaube, dass hier eine Umgebung herrscht, wo man sagt: „Hier studiere ich gerne!“. Ich habe auch den Eindruck, dass sich hier einem viele Möglichkeiten bieten aktiv zu werden. Ich habe z.B. großes Interesse am Campus Radio. Zweifel, dass irgendwas an der neuen Konstruktion nicht funktionieren  wird, habe ich keine. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es die Jahre davor, als viel weniger Platz war, auch funktioniert hat. Alles in allem finde ich, dass die FH durch das neue Gebäude wesentlich attraktiver ist.
Interview: Wohnen in der Mitte
Die Allgemeine Gemeinnützige Wohungsgenossenschaft zeichnet für den Bau des Studentenwohnheimes verantwortlich. Wir plauderten mit Direktor Willi Gelb über den Unterschied zu anderen Studentenwohnheimen, leistbare Wohnungen für die Zeit nach dem Studium und allgemeine Wohntrends in St. Pölten.
Welche Rolle hat Ihre Genossenschaft beim Studentenwohnheim gespielt?
Wir sind sozusagen die Produzenten des Hauses und stehen auch parat bei Fuß für den zweiten Teil, sobald der Bedarf gegeben ist. Die Wertschöpfung des Baus bleibt damit in der Stadt.
Warum hat man gerade auf Ihr Unternehmen vertraut?
Wir bringen langjähriges Know How aus dem sozialen Wohnbau ein, können Leistungen optimieren und gewährleisten damit, dass die Preise nicht in den Himmel wachsen, wie es anderswo passiert.
Für das Studentenwohnheim heißt das?
Dass die Zimmer modern und zeitgemäß sind. Dass es im Unterschied zu vergleichbaren Häusern ganz selbstverständlich unterkellert ist samt Tiefgarage, es einen Aufzug gibt, einen Aufenthaltsraum, einen Fitnessraum. Wir bieten diese Qualität zum gleichen Preis wie andere Anbieter, die bedeutend weniger für ihre Kunden leisten.
Leistbares Wohnen ist überhaupt ein Thema Welche Modelle bietet Ihre Genossenschaft?
Unsere aktuellen Wohnungsprojekte sind allesamt solche mit Mietkaufoption. Das heißt, der Mieter kann die Wohnung, wenn er möchte, nach 10 Jahren erwerben. Der Clou daran: Die Miete verpufft nicht, sondern ein Teil davon wird bereits als Tilgung des Kaufpreises angerechnet. Das Wohnen ist somit äußerst günstig!
Was auffällt, ist der vermehrte Bau von Doppelhäusern durch Ihre Genossenschaft?
Ja, das ist ein attraktives Angebot. Meinem Empfinden nach gibt es drei Stufen des Wohnens. Die höchste ist das Einfamilienhaus, das sich aber nicht jeder leisten kann. Die „normale“ ist eine Mietwohnung, die aber freilich in Sachen Freizeitwert begrenzt ist. Schließlich - das nenne ich das „Wohnen in der Mitte“ - bauen wir Doppelwohnhäuser, die günstiges Wohnen mit einem sehr hohen Erholungs- und Freizeitwert verbinden.
Wie beurteilen Sie die Zukunft des St. Pöltner Wohnungsmarktes prinzipiell?
St. Pölten hat durch den Ausbau der Westbahn großes Potential. Wenn man in 20 Minuten in Wien ist, werden viele Menschen hier wohnen, und vielleicht in Wien nur arbeiten. Der Grund liegt auf der Hand: Wohnen ist in St. Pölten bedeutend billiger als in Wien, überhaupt bei der Qualität, die wir bieten. Alle unsere neuen Häuser sind ehrliche Niedrigenergiewohnungen!
In 15 bis 30 Jahren wird St. Pölten in Wohnhinsicht zu Wien einen Stellenwert einnehmen wie Baden. Das ist eine Vision mit sehr realem Background!