MFG - Spröde Geliebte aus Gotham City
Spröde Geliebte aus Gotham City


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Spröde Geliebte aus Gotham City

Text Ruth Riel
Ausgabe 06/2009

Die Interviews über das Image der Stadt in der letzten Ausgabe haben für einige Auseinandersetzung gesorgt. Manch Leserbrief (siehe S. 4) trudelte ein, interessanterweise nur solche kritischen Inhalts. Daraus zu schließen, die St. Pöltner stünden ihrer Stadt durchwegs angewidert bis feindselig gegenüber, wäre ein grober Faux Pas. Aber die einseitige Reaktion zeigt doch einen Wesenszug: Uneingeschränkten Patriotismus, im Zuge dessen man sich mit Verve für die Stadt in die Schlacht wirft, findet man hierzulande selten.

Wie „gut“ oder wie „schlecht“ sind wir aber wirklich? Wie nehmen wir uns selbst wahr, und wie die anderen? Wie ist das so, mit der Selbst- und Fremdsicht.
Um dies Daumen x pi herauszufinden, baten wir St. Pöltner Bürger sowie Leute von auswärts um das Vervollständigen folgender drei Sätze: 1)  St. Pölten ist für mich... 2) Mit St. Pölten assoziiere ich... 2) Die St. Pöltner sind...

Die Eingeborenen
Sie kennen ihre Stadt besser als jeder andere. Sie sind die Stadt selbst! Vielleicht fehlt ihnen gerade deshalb, wie man bisweilen den Eindruck gewinnt, der nötige Abstand. Eine gewisse (angeborene? wohl eher anerzogene) Ambivalenz im Verhältnis zur eigenen Stadt ist vielen St. Pöltnern gemein.
Herbert Binder, ehemaliger Chef des Pressehauses, ehemaliger Präsident des Zeitungsherausgeberverbandes, Mitglied im Wirtschaftsquartett, Obmann des Fördervereins Kulturbezirk, Literat, St. Pöltner Ikone und, und, und gilt als glühender Patriot und kann schon mal sauer werden, wenn ihn Kremser Freunde mit Feststellungen á la „Ach, so etwas habt ihr auch in St. Pölten?!“ kommen.
Noch dazu, wo St. Pölten, wie er augenzwinkernd feststellt, eine wahrlich schwere Last zu tragen hat. „St. Pölten ist für mich die letzte Bastion des Österreichischen vor dem Wienerischen!“
Die Stadt selbst macht es einem nicht immer leicht, sie zu lieben, hat einen herben Charme, den Binder wie folgt beschreibt. „Mit St. Pölten assoziiere ich eine spröde Geliebte!“. Vielleicht liegt dies zum Teil ja auch an den Mitbürgern, denn die sind in Binders Augen „manchmal rechte Nudeldrucker“.
Ähnlich blumig antwortet Ferdinand Zeller, Hornist, Professorenlegende, Fußballfreak, Sprachenwunder, Häfndozent, ehemaliger Kulturamtsleiter etc. – kurzum ein Original! Auch bei ihm hört man eine allesdurchdringende Ambivalenz heraus, wenn er meint „St. Pölten ist für mich Flucht und Ziel“, zugleich assoziiert er, der homo ludens, aber auch „Spaß und Spiel“.
Klingt ein bisschen nach Überraschungseier, und dieses Unberechenbare schwingt vielleicht sogar subversiv mit, wenn Zeller den fatalistischen Nachsatz prägt „Weg ohne Ziel“. Die St. Pöltner selbst durchschaut er trotz seiner sechs Jahrzehnte am Buckel bis heute nicht  so ganz. „Die St. Pöltner sind unbekannte Wesen!“
Wirtelegende Tezcan Soylu wiederum empfindet sich irgendwie als Pickengebliebener in der Stadt. „St. Pölten ist für mich ein schöner Ort mit Vorstadtatmosphäre, von wo ich wegkommen wollte.“ Wahrscheinlich hat er diesbezüglich die Rechnung allerdings ohne seine EGON-Gäste gemacht, die sich eine Gastrowelt ohne ihren Lieblingswirten schlichtweg nicht vorstellen wollen. Mit der Stadt assoziiert Soylu vor allem „meine Kindheit und Jugendzeit“. In Sachen St. Pöltnern hält er es mit Binders „Nudldrucker“-Verdikt. „Die St. Pöltner sind ideenlos und brauchen immer Vorbilder zum Nachahmen.“
Nur Positives kann Tina Reichl, Lehrerin, Kolumnistin, Cellistin und Primadonna assoluta ihrer Heimatstadt (die ersten zwei Wiener Jahre nach ihrer Geburt lassen wir jetzt einmal elegant unter den Tisch fallen) abgewinnen. „St. Pölten ist einfach ein schöner Ort zum Leben“, sagt sie voll Überzeugung. Mit der Stadt verbindet sie, „ein warmes Gefühl, wenn ich vom Urlaub heimkomm!“, und für die St. Pöltner hat sie keine Häme über, vielleicht auch deshalb, weil sie nicht so hochtrabende Ansprüche an ihre Mitbürger stellt. „Die St. Pöltner sind mir lieb gewordene Bekannte!“
Es gibt sie also doch, die uneingeschränkten Patrioten!

Die verlorenen Kinder
Interessant wird es, wenn von dannen gezogene St. Pöltner ihre Heimatstadt aus der Ferne betrachten. In der Fremde mutiert der Ärger über manch vermeintliche St. Pöltner Schrulle zur beruhigenden Feststellung, dass es anderswo eigentlich auch ganz ähnlich abläuft. Wenig verwunderlich, dass viele Ehemalige daher eine differenziertere, mildere, ja objektivere Sicht auf die Dinge haben. Für Renate Bienert, die erfolgreich die Agentur „RE*creation“ in Salzburg betreibt und u. a. bei den Salzburger Festspielen umrührt, ist „St. Pölten meine alte Heimat, die ich mit fremden, aber neugierigen Augen betrachte“.
Mit St. Pölten verbindet sie vor allem Räume, wie „das Festspielhaus. Den Hammerpark. Das Cinema Paradiso.“ Ihre ehemaligen Mitbürger entsprechen dem Durchschnitt. „Die St. Pöltner sind auch nicht unzugänglicher als Leute anderswo“, wobei dann doch ein schmunzelnder Nachsatz kommt: „Vielleicht ein bissl eigener“ ...was das auch immer bedeuten mag.

Die Zuagrasten
Und wie sieht es umgekehrt mit jenen aus, die von woanders her nach St. Pölten gezogen sind? Zunächst fällt auf – und dieses Phänomen wird uns auch bei den Auswärtigen auffallen – dass sie nicht mit kurzen Statements auskommen (Thomas Fröhlich, Wiener in St. Pölten, hat überhaupt gleich einen Kommentar verfasst), sondern das Bedürfnis haben, ihre Einstellungen ein bisschen zu untermauern, und sei es einfach, um den St. Pöltnern zu versichern, dass sie eigentlich eh in einer sehr lässigen Stadt wohnen. Isabella Suppanz, Intendantin des Landestheaters, hat ihren Umzug nach St. Pölten nie bereut. „St. Pölten ist für mich eine überraschend schöne Stadt, der ich mich verbunden fühle. Sie ist überschaubar, bietet im innerstädtischen Bereich eine erstaunlich hohe Lebensqualität, nicht zuletzt auch durch das große kulturelle Angebot und geht an den Randlagen in vielfältige, intakte und angenehm unspektakuläre Landschaften über, die zum Wandern, Verweilen und Nachdenken einladen.“ Dreh- und Angelpunkt ihrer Verankerung ist der Beruf. „Mit St. Pölten assoziiere ich meine Arbeit am Theater, die vom Publikum sehr gut angenommen wird. Das macht mich dankbar!“ Die St. Pöltner nimmt sie als durchaus netten Menschenschlag wahr. „Sie sind mir offen und warmherzig begegnet. Das Literaturfestival „Blätterwirbel“ etwa hat das Landestheater inhaltlich und organisatorisch mit den Kulturinstitutionen der Stadt verwoben und mir menschlich wertvolle Begegnungen ermöglicht.“

Die Auswärtigen
Bleiben die Auswärtigen. Auch bei ihnen reichen in der Regel kurze Statements nicht aus.  Prof. Gotthard Fellerer aus Wiener Neustadt, bildender Künstler, Kulturfunktionär, Pädagoge bildet da eine Ausnahme, vielleicht auch deshalb, weil er als oftmaliger Gast der Stadt schon assimiliert ist. Und zwar gern! „St. Pölten ist für mich das pulsierende Herz Niederösterreichs.“ Mit der Stadt verbindet er durchwegs positive Assoziationen wie „verweilen, flanieren, kulturelle Vielfalt, barocke Liebenswürdigkeit und Freundschaften“ Und die Landeshauptstädter muss man nicht kategorisieren, Erwartungen an sie knüpfen etc., sondern „sie sind so wie sie sind!“
Auch die Kremser Autorin Sylvia Treudl, ihres Zeichens Leiterin des Unabhängigen Literaturhauses Niederösterreich, kennt St. Pölten gut. Für sie ist die Hauptstadt nicht wirklich fassbar, eindeutig. „St. Pölten ist für mich immer wieder überraschend. Ein Setting voller – oftmals gut verborgener – Schätze in architektonischer und kultureller Hinsicht, in einer weitgehend deprimierend hässlichen Topografie eingesperrt.“ Ihr Verhältnis zur Stadt speist sich aus Kindheitserinnerungen ebenso wie beruflichen Erfahrungen. „Mit St. Pölten assoziiere ich Glanzstoffgurken, langweilige Kindheitstristezza bei öden Einkaufstrips mit genervten Erwachsenen, schauderhaft schreckliche und erfrischende, geradezu euphorisierende Gastauftritte als Autorin. Ein mehr als ambivalentes ‚Hauptstadtgefühl‘, das sich aus den Schattierungen ‚aufgesetzt‘, Gotham City-like und einer Wertschätzung der Schlachtschiffarchitektur an der Traisen speist.“ Die St. Pöltner selbst empfindet sie nicht als besonders, allerdings nicht negativ gemeint. „Die St. Pöltner sind Gebürtige oder Zugereiste. Jedenfalls NiederösterreicherInnen, die kein Pauschalurteil verdienen.“
Nicht gerade Bestnoten bekommt die Stadt bei jüngeren Semestern. So assoziiert der gebürtige Niederösterreicher Martin Kirschbichler, der derzeit in Graz lebt, zwar mit St. Pölten einfach „Landeshauptadt“, fügt aber hinzu „dass das an sich nicht gerade aufregend ist. Das Kultur- und Freizeitprogramm ist für mich nicht ansprechend. St. Pölten ist aber noch eine sehr junge Hauptstadt, da ist vieles noch im Aufbau.“ Wenn er nach St. Pölten fährt, dann am ehesten noch „wenn ein gscheites Konzert ist. Heuer freu ich mich etwa aufs Frequency im VAZ, ab und zu besuch ich auch das Paradiso“, ansonsten hat er eher den Eindruck „dass in St. Pölten nix los ist!“
In dieselbe Kerbe schlägt der Tullner Chemieverfahrenstechniker Michael Lang, derzeit Berufsschüler in St. Pölten. „St. Pölten ist für mich in erster Linie Schulstadt. Das erste, was dir morgens über den Weg läuft, sind Schüler, die in eine der unendlich vielen Bildungsstätten pilgern.“ Freizeittechnisch überzeugt St. Pölten Lang nicht vollends „Es ist sicher keiner der attraktivsten Orte, um seine Freitag- oder Samstagabende zu verbringen.“ Umgekehrt besucht er aber dann doch recht gern „das Warehouse, das Cinema Paradiso, das Hollywood Megaplex oder eine der doch sehr vielseitigen Bars bzw. Cafes.“ Die St. Pöltner sind in seinen Augen „ein bisschen verschlafen. Die Stadt gibt nicht wirklich viel Leben her. Die Probe aufs Exempel könnte man leicht machen, indem man am Abend splitternackt durch die Straßen läuft. Es ist egal, denn man wird niemandem begegnen.“ Was ihm dahingegen gut an den St. Pöltnern gefällt „ist das relativ große Maß an Toleranz. Man findet auf den Straßen so ziemlich alles in einem ausgeglichenen Verhältnis, von Emos und Punks über Metalheads bis hin zu Electronicfreaks, oder den diversen Radikalen in jeder Sparte.“
Kritisch fällt das Bild des Unternehmerehepaares Claudia und Markus Settele aus Aschbach bei Amstetten aus. „St. Pölten ist für mich nie wirklich akzeptierte Landeshauptstadt. Das ist in den Köpfen noch immer Wien. St. Pölten konnte neben Wien nie groß werden“, lautet Claudia Setteles Fazit. Zwar sieht sie im kulturellen Bereich sowie in der Gastronomie Ansätze, aber „die Angebote in St. Pölten sind nicht gerade großartig. Gute und interessante Lokale muss man suchen, das war vor 10 Jahren nicht anders. Das Kulturangebot im Zentrum gehörte noch ausgebaut. Jazz, Musicals, auch klassische Musik. Es gibt zwar das Festspielhaus, das Egon, die Bühne im Hof, aber die Veranstaltungen sind oft schlecht angekündigt. Auch ein Tanzlokal, so wie es sie in Linz oder Wien gibt, wo man vorher gut essen gehen kann und nachher ein bisschen tanzt, wäre nett.“ Einkaufen fährt sie nach Amstetten ins Einkaufszentrum, „wo das Angebot fast vergleichbar mit jenem in St. Pölten ist. Wenn ich wirklich größeres Angebot suche, dann fahr ich nach Linz.“ St. Pöltner kennt sie persönlich nur wenige, der Allgemeineindruck von den Hauptstädtern „ist aber nicht gerade überragend. Die Leute sind nicht so modern wie z. B. in Linz. Sie wirken bieder, nicht schrill. Es fehlen jene, die herausstechen.“
Ihr Gatte Markus Settele assoziiert mit St. Pölten primär seine „Bundesheerzeit in den 80’ern, Biedermeier und Landeshauptstadt“ Er selbst hat 1986 für St. Pölten als Hauptstadt votiert, „weil es ein Drehpunkt ist, der letzte Ort im Mostviertel, alle anderen Vierteln sind gleich umliegend. Außerdem liegt St. Pölten an der Westbahn.“ Große Entwicklungen ortet er seit 1986 nicht, „außer, dass das Regierungsviertel dazugekommen ist, aber das nimmt keiner so wirklich wahr.“ Wie seine Frau ortet er Defizite im Gastroangebot, „am Sonntag haben praktisch alle Cafés zu. Da ist ja in Amstetten mehr Action!“ Imagemäßig sei St. Pölten weder Fisch noch Fleisch, „und leidet unter Linz und Wien, weil Linz mehr zu bieten hat, und Wien noch immer eine Art Schirmherrschaft ausübt.“ Den St. Pöltnern „fehlt der Pfeffer. Sie sind alt- und gutbürgerlich. Richtige Biedermeierbürger.“ Gründe für dieses schaumgebremste Verhalten ortet Settele einerseits in der jahrhundertelangen kirchlichen Prägung durch Kloster und Bistum, andererseits auch in der Russenbesatzung. „Die Menschen haben unter der starken Unterdrückung gelitten. Die russischen Besatzer waren ja viel militanter und strenger als etwa die Amerikaner, die auch Jazzmusik etc. zuließen. Deswegen ist ganz NÖ soweit ‚hinten‘.“ Letztlich müsse sich „St. Pölten als selbstbewusste Landeshauptstadt verkaufen. Da fehlt noch die Idee. Das Motto müsste lauten ‚Raus aus dem Dornröschenschlaf‘!“
Durchaus geschätzt wird St. Pölten von seinen direkten Nachbargemeinden. So verbindet Verena Kaiser aus Böheimkirchen mit „St. Pölten vor allem „die Einkaufs- und Fortgehmöglichkeiten in und rund um die Stadt, die deutlich besser sind, als in den Gemeinden im Umland.“ Auch Susanne Riel aus Wilhelmsburg nutzt „das reichhaltige Kulturprogramm. Seit es das Festspielhaus, das Landestheater und Cinema Paradiso gibt, erfuhr St. Pölten eine große Aufwertung. Daher ist es oft nicht mehr nötig nach Wien zu fahren, um das gewünschte Kulturprogramm zu sehen!“ Auch ihre Tochter Ruth, die in Wien studiert, nutzt die Möglichkeiten der Stadt. „Ich gehe gerne in der Innenstadt einkaufen, wo man ein großes vielfältiges Angebot vorfindet. In St. Pölten ist aber nie soviel los wie in Wien, man muss daher nicht ewig an der Kasse warten und ärgert sich auch nicht, dass man keinen Parkplatz findet.“ Ihr Bruder Walter Riel jun., der in St. Pölten zur Schule gegangen ist, verbindet mit der Stadt „vor allem viele Freunde, die ich dort habe.“ Für Walter Riel sen. sind die Hauptstäder „schon etwas urbanere Stadtmenschen.“
Und wie beurteilen die Großstädter, die Wiener, die nur 60km entfernte niederösterreichische Landeshauptstadt?
Für Peter Hiess, seines Zeichens u. a. Journalist beim WIENER und Chefredakteur des größten österreichischen Popkulturwebmagazins EVOLVER, ist St. Pölten „die Hauptstadt des Bundeslandes, von dem wir, die Wiener, früher die Hauptstadt waren. Damals wurde noch von der Herrengasse aus regiert. Und das hat eindeutig besser ausgesehen als dieses protzige, architektonisch misslungene jetzige Regierungsviertel.“
Mit St. Pölten assoziiert er „den Gestank der Glanzstoff – und seit ein paar Monaten plötzlich bessere Luft, stets überfüllte Bahnwaggons von und nach Wien, Verwandtenbesuche, Auftritte in der Synagoge, im NÖ Landestheater, das Drunter & Drüber, das Underground, den Verlag Niederösterreichisches Pressehaus und ein schönes Landesmuseum.“
Die St. Pöltner weisen für ihn vor allem einen abstrusen Wesenszug auf, denn „sie sind anscheinend total auf Baumärkte, Autokauf und Tankstellen fixiert. Wie sonst wäre es zu erklären, dass man auf den Straßen dieser Stadt eine derartige Unmenge dieser Etablissements sieht?“

Und die Moral aus der Geschicht´
...  die gibt es nicht! St. Pölten ist nicht eindeutig, nicht geradlinig, nicht „so“ oder „so“. Nicht nur gut, oder nur böse. Nicht nur schön, oder nur hässlich. Nicht nur urban, oder nur provinziell. Diese Stadt ist definitiv, und das ist wohl eines ihrer größten Potentiale überhaupt, trotz ihrer langen Historie noch immer work in progress. Eine Baustelle – und Baustellen sind bei Gott nichts Schlechtes, sondern etwas, das Zukunft in sich trägt, eine Vision, wie es einmal sein könnte, wenn wir unser Ideal umsetzen. Das ist spannend. Herausfordernd.
Ja, es gibt Defizite – an denen muss man arbeiten, selbstverständlich. Aber man braucht darob nicht in Depressionen oder gar Lethargie verfallen, auch Selbsthass ist nicht angebracht – als wären wir die einzigen, wo nicht immer alles rund läuft. Ebenso gibt es aber auch große Potentiale. Manche sind offensichtlich und schon erschlossen, andere liegen noch im Verborgenen, blitzen aber bereits hervor. Diese gilt es zu heben, zu nutzen, auszubauen, zu fördern – dann wird die spröde Geliebte mit der Zeit wohl auch etwas zugänglicher werden.
Nur, ob wir ihr dann noch immer mit so viel Leidenschaft begegnen, wenn sie es uns sozusagen allzu leicht macht, sie zu lieben? Da hegen wir unsere Zweifel...