MFG - Unterbelichtet
Unterbelichtet


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Unterbelichtet

Text Christoph Wagner
Ausgabe 11/2006
Werbung nötigt, zum Kaufen und zum Nachdenken, etwa über Mundhöhlen. Wobei es gar nicht um den rauen Belag am Fünfer links oben geht, den die Zungenspitze seit dem Frühstück verkrampft versucht abzutragen, sondern um die einfache Frage. Ist die Mundhöhle feucht? Sollte ich nicht gerade bei der Millionenshow ohne Joker vor der 15.000 Euro-Hürde sitzen und eine Operettenfrage kommen oder beim Zahnarzt liegen, der den Fünfer abschabt während ein Schlauch aus meiner Wange schlürft, wäre die Antwort einfach: „Ja.“ Die Fernsehwerbung einer Zuckerlfirma, deren Name scharf und knackig ausgesprochen wie die derbe Aufforderung zur Kopulation klingt, brachte aber mein Weltbild von grundsätzlich feuchten Mundhöhlen ins Wanken: „Jetzt wird's feucht im Mund!“ Ja was war denn bisher? Zugegeben, es mag graduelle Unterschiede geben: Wenn ich auf das Bier warte, kann die Höhle schon ziemlich klebrig werden, wenn das Bier da ist aber die abgerösteten Knödel noch nicht, dann schießt es gewaltig ein. Aber litt die Menschheit bisher an staubigen Pappen?
Im Anschluss an die Werbung geriet die erste Folge der Austro-Pop-Doku zu einer etwas trockenen Angelegenheit. 770 schnell geschnittene Sprechvarianten des Wortes Pop machten mürbe. Dazu noch „I am from Austria“. Und dann kam ganz kurz Sigi Maron ins Bild, dem Werbung ganz übel mitgespielt hat, wurde ihm doch „Oiso I find des supa“ quasi aus dem Mund geraubt. Da bleibt einem endgültig die Spucke weg. Ein Zuckerl mit dem Geschmackssystem Optaflow hätte geholfen, steigert es doch nicht nur den Speichelfluss sondern insgesamt das Wohlbefinden.