MFG - Es war mir ein Volksfest
Es war mir ein Volksfest


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Es war mir ein Volksfest

Text Michael Müllner
Ausgabe 06/2024
Als Kind fand ich es lächerlich, wenn Erwachsene sagten: „Früher bin ich mit den wildesten Sachen gefahren, aber heute geht das nicht mehr, heute wird mir dabei schlecht.“ Ich dachte, wieso soll einem schlecht werden, wenn man alt ist? Heute bin ich alt und weiß, es stimmt. Lächerlich finde ich es immer noch. Man bleibt doch irgendwie Kind. 
Das Volksfest. Heuer war ich vier Mal dort und bin stolz, dass ich mich kein einziges Mal angespieben habe. (Irgendwer muss ja dem Kind das geheime Wissen über Drehen und Altern weitergeben.) In meiner Kindheit war es jedenfalls schöner und aufregender. Heute sind sich alle einig: Das Volksfest ist nicht mehr, was es mal war. Zu wenig Fahrgeschäfte, zu wenig Standln. Nicht mal ein Bierzelt gibt es, was natürlich beim obligatorischen Regen das Festgelände rascher leert. Die Fahrkarten sind viel zu teuer, das Essen langweilig, die Leute grindig wie nie. Das sagen alle, also darf ich das auch hier schreiben.
Schade fand ich, dass das sonst so allgegenwärtige Tangente-Festival die Chance vergab mit dem Volksfestvolk in einen Dialog zu treten. Die Vorstellung amüsiert meinen kindlichen Charakter. The Way of the Water mündet am Spendentegel der dauerschimpfenden Klofrau. Die Gegenwarts-Bubble schlägt mit Kulturvermittlung und Outreach eine Brücke zwischen Toast-Langos und Fetzen-Tandler. Egal, im August kommt eine neue Chance für ein Treffen der Parallelwelten. Die einen erklären uns die Gegenwartskultur, die anderen versuchen diese so umzusetzen, dass die Anrainer davon möglichst nix mitbekommen.