MFG - Ins mögen gemobbt
Ins mögen gemobbt


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Ins mögen gemobbt

Text Thomas Winkelmüller
Ausgabe 09/2024
Haben Sie schon „Kinds of Kindness“, den neuen Film von Yorgos Lanthimos gesehen? Wenn nicht, dann vielleicht „Poor Things“, dessen Vorgänger. Die mutmaßlich feministische Version Frankensteins hat den griechischen Ausnahmeregisseur zu bleibender Bekanntheit verholfen. Spätestens seitdem kennt fast jeder Lanthimos, oder zumindest seine Filme.
Mit „Kinds of Kindness“ hat der Regisseur nun verfestigt, was mich schon an dessen Vorgängerfilm so störte. Beide Filme sehen unfassbar gut aus, sind mit herausragenden Schauspielern besetzt, die in ihren Rollen aufgehen und der Humor bewegt sich irgendwo zwischen dunkel und absurd. Und trotzdem verließ ich beide Male unbefriedigt das Kino.
Ich glaube jetzt zu wissen, warum. „Poor Things“ wie auch „Kinds of Kindness“ sehen so gut aus, kommen auch auf inhaltlicher Ebene so intelligent daher, dass man sie mögen muss. Sie haben es aber nicht verdient. Vielmehr mobben sie einen mit ihrem Auftreten dazu, sie als gut zu erachten: „Schau mich an, ich bin alles, was du in einem guten Film suchst, mag mich!“ 
Leider sind die Filme aber, sobald man beginnt über sie nachzudenken, nicht viel mehr als eine Geisterbahnfahrt. Steigt man ein, ist zwar klar, dass man sich einige Male erschrecken wird, aber ab dem Ticketkauf weiß man eigentlich auch, dass einen dieses Erlebnis nicht herausfordern oder verändern wird. Vielmehr muss man das Hirn ausschalten, um sich der Illusion einer Gefahr – oder eines guten Filmes – hingeben zu können. Und das ist doppelt schade, weil Lanthimos einmal richtig gut war.