MFG - Klingendes Österreich
Klingendes Österreich


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Klingendes Österreich

Text Thomas Fröhlich
Ausgabe 09/2013
2013. Ganz St. Pölten ist in den Händen elektronischer Musikschaffender und Alternative/Indie-Klangerzeuger. Ganz St. Pölten? Nein. Denn obwohl das oben Erwähnte auf recht hohem Niveau die Ohren der Zuhörerschaft erfreut (ob als heimische Acts oder im Rahmen eines internationalen Festivalaufgebots), existiert eine – gar nicht so – kleine unbeugsame Szene, die der mehr oder weniger rein akustischen Tonschmiedekunst den Vorzug gibt.
Lyra statt Laptop, Fiedel statt Festplatte, wenn man so will.
Man darf gerne auch Folk dazu sagen.
Wobei es durchaus Unterschiede gibt: Für die etwas gesetzteren Semester (30+) haben wir zum Beispiel den fein-erdigen Folk(rock)-Sound á la Opfekompott, für die stürmende und drängende Jugend etwa den skandinavisch geflavourten Pagan bzw. Crossover Folk von Vodjanoj.
Wer jetzt „Retro!“ ruft, liegt jedoch falsch.
Es geht hier eher um eine sehr direkte musikalische wie emotionale Kommunikation mit dem Publikum, die nicht zuletzt über eine starke handwerkliche Komponente verfügt. Die Beherrschung der jeweiligen (Natur-)Instrumente dient hier gleichsam als Interface. Die Folk-Musikerinnen und -Musiker selbst sind selten Puristen – nicht wenige verfügen über einen recht befruchtenden Rock-, Metal- oder Elektronik-Background bzw. agieren regelmäßig in einem solchen Umfeld. Und dennoch zieht es sie immer wieder zurück zum Akustischen.
Vielleicht entspringt dieser neue Folk einer Form von Sehnsucht – nach Überschaubarkeit, nach einer No Tricks-Haltung, die uns eh immer mehr abhanden kommt. Und, ehrlich gesagt, die alte Apfelsorte vom heimischen Obstgarten schmeckt halt auch besser als das Agrarindustrie-Klumpert.