Kein Kommentar
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Wenn es schwierig wird, kann man es sich auch einfach machen: „Kein Kommentar.“ Was bei Privatangelegenheit zweifelsfrei legitim sein mag, wird zum Problem, wenn der Kein-Kommentar-Bereich zu weit gefasst wird.
Es würde uns beispielsweise schon interessieren, wie eine Bank den massiven Vorwürfen von Gemeindepolitikern begegnet, sie hätte sich auf Kosten der Gemeindebürger unverfroren bereichert. Faire Berichterstattung in Medien wird erschwert, wenn sich einer aus der Diskussion ausklinkt.
Ganz besonders ärgerlich wird es, wenn jene schweigen, die eigentlich ganz viel zu sagen hätten. Wenn ein „heikles Thema“ in aller Munde ist und man sich nach „reiflicher Überlegung im gesamten Team“ dann entschließt doch nichts zusagen. Weil, Sie wissen… Alles heikel... Und die Medien sowieso…
Gerade wenn es heikel ist, wären die Fachleute in der Pflicht, uns Medien dabei zu helfen, unsere Arbeit besser zu machen. Sie müssten uns sogar in die Verantwortung nehmen, unsere Realität in all ihrer Komplexität und Problematik einzufangen und seriös darzustellen. Aber einfacher ist es natürlich, man sagt gar nix. Dann kann man nicht falsch verstanden oder gar instrumentalisiert werden. Dann können weder Vorgesetzte, Subventionsgeber noch Branchenkollegen gescheit daherreden.
Es ist ein Armutszeugnis, wenn sich etablierte Einrichtungen zu einem brandaktuellen und komplexen Thema wie der Radikalisierung junger Muslime in diesem Medium nicht äußern wollen. Auch wenn sich andere Experten finden und das Bild in Summe ohnedies stimmig ist – gerade als öffentlich finanzierte Einrichtung hat man einen öffentlichen Auftrag. Der besteht auch darin, die eigene Sinnhaftigkeit durch die eigene Kompetenz zu belegen. Schade darum. Denn Medien können mehr, als Fußballturnieren mit einem Zweizeiler ankündigen, oder dann als nützlicher Kanal dienen, wenn wieder mal um die Subventionshöhe gekämpft wird.