MFG - Vampire raus!
Vampire raus!


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Vampire raus!

Text Thomas Fröhlich
Ausgabe 06/2014
Manche erinnern sich vielleicht noch: 2012 fand das erste Mal Film im Dom statt. Begleitet von Orgelspiel zeigte man den Stummfilm-Klassiker „Der müde Tod“ von Fritz Lang. Es war eine Zusammenarbeit von Cinema Paradiso und Diözese und im wahrsten Sinne des Wortes ein spirituell-cineastisches Abenteuer. Heuer war nun für den 9. Mai eine Neuauflage geplant, mit Nosferatu auf der Leinwand und Wolfgang Mitterer an der Orgel. Alles war ausgemacht, die Veranstalter mit Herzblut bei der Sache, bis … ein völlig positiv gehaltener NÖN-Artikel von Mario Kern erschien, unter dem knackigen Titel „Vampir-Albtraum in der Domkirche“.

Und aus war’s. Als ob Knoblauch, Kruzifix und Van Helsings Karabiner (der mit den Silberkugeln) auf einmal aufgetaucht wären. Denn plötzlich hieß es von Hausherrenseite, eine Kirche wäre nun einmal ein Ort der Verkündigung, wo selbst der genialste Stummfilm fehl am Platze sei. Gut, stattgegeben. Obwohl diesem Verdikt nach auch keine Lesung, ja nicht einmal mehr ein Orgelkonzert dortselbst stattfinden dürfte, das nicht ausschließlich katholischer Erbauung diente. Jedoch kann ich mich des Verdachts nicht erwehren, dass es schlicht das medial laut ausgesprochene (bzw. geschriebene) Wort „Vampir“ (in einem Atemzug mit „Dom“) war, das zum vorzeitigen Ende der Filmreihe führte. Obwohl: Dass bei Nosferatu ein untoter Blutsauger im Mittelpunkt steht, dürfte ja auch vor Kerns Artikel  – selbst in geistlichen Gemäuern – kein Geheimnis gewesen sein. Oder?

Wie auch immer: Statt transsilvanischer Umtriebe gab es nun Orgelimprovisationen über Texte des Alten Testaments zu hören. Wogegen punkto Blutrunst wohl sogar der durstigste Vampir den Kürzeren zieht.