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Text
Beate Steiner
Ausgabe
Hilfe, ich bin abhängig. Schwer, sehr schwer. Fast lebensbedrohlich.
Mein Alltag funktioniert nicht ohne, mein soziales Umfeld ist blitzartig verschwunden, ist nicht mehr greifbar, ich sitz im seltsam stillen Raum. Mitten in der Stadt, mit einem Feeling wie nächtens im tiefen Wald. Aggressiv, wütend. Weil ich nicht tun kann, was ich mir vorgenommen hab, weil ich nicht liefern kann, was ich versprochen hab, weil mir die Zeit davonläuft, indem ich versuche, mein normales Sein wieder herzustellen. Aber was ich auch tu, das Scheiß-Modem springt nicht an.
Nichts geht mehr. Kein Internet, kein Fernseher, keine Musik – weil die bei mir auch aus dem Kastl kommt. Keine Möglichkeit, die Mails abzurufen, mit wichtigen Infos für meine Story. Zu spät, um technische Hilfe zu holen. Keine Chance, ein böses Mail an den Multimedia-Anbieter zu schreiben, der Schuld ist an meinem explosiven Zustand.
Oder ärger ich mich vielleicht doch über mich selbst? Weil ich ohne nicht kann? Mich nicht wohlfühle, abgeschnitten von meinen virtuellen Kontakten, ohne digitale News, ohne beruhigendes Fernsehberieseln, ohne laute Musik aus meinem W-Lan-verbundenen Lautsprecher?
Wär doch gelacht! Schluss mit Modem-Kastl-Denken. Improvisation ist angesagt. Los geht’s: Infos verwerten, die schon im Desktop-Ordner oder auf Papier ihrer Geschichte harren. Und endlich die Glosse schreiben fürs „mfg“. Wegschicken kann ich sie ja dann, wenn die Normalität wieder eingekehrt ist, wenn ich wieder hänge am alles verbindenden Netz. Weil in der Früh, da sag ich dem Kabel kappenden Koffer, der mich ins digitale Jenseits befördert hat, derart meine Meinung, dass er sich herbeamt, um den Schaden zu reparieren. Was er wirklich getan hat.
Sonst könnten Sie’s nicht lesen.
Mein Alltag funktioniert nicht ohne, mein soziales Umfeld ist blitzartig verschwunden, ist nicht mehr greifbar, ich sitz im seltsam stillen Raum. Mitten in der Stadt, mit einem Feeling wie nächtens im tiefen Wald. Aggressiv, wütend. Weil ich nicht tun kann, was ich mir vorgenommen hab, weil ich nicht liefern kann, was ich versprochen hab, weil mir die Zeit davonläuft, indem ich versuche, mein normales Sein wieder herzustellen. Aber was ich auch tu, das Scheiß-Modem springt nicht an.
Nichts geht mehr. Kein Internet, kein Fernseher, keine Musik – weil die bei mir auch aus dem Kastl kommt. Keine Möglichkeit, die Mails abzurufen, mit wichtigen Infos für meine Story. Zu spät, um technische Hilfe zu holen. Keine Chance, ein böses Mail an den Multimedia-Anbieter zu schreiben, der Schuld ist an meinem explosiven Zustand.
Oder ärger ich mich vielleicht doch über mich selbst? Weil ich ohne nicht kann? Mich nicht wohlfühle, abgeschnitten von meinen virtuellen Kontakten, ohne digitale News, ohne beruhigendes Fernsehberieseln, ohne laute Musik aus meinem W-Lan-verbundenen Lautsprecher?
Wär doch gelacht! Schluss mit Modem-Kastl-Denken. Improvisation ist angesagt. Los geht’s: Infos verwerten, die schon im Desktop-Ordner oder auf Papier ihrer Geschichte harren. Und endlich die Glosse schreiben fürs „mfg“. Wegschicken kann ich sie ja dann, wenn die Normalität wieder eingekehrt ist, wenn ich wieder hänge am alles verbindenden Netz. Weil in der Früh, da sag ich dem Kabel kappenden Koffer, der mich ins digitale Jenseits befördert hat, derart meine Meinung, dass er sich herbeamt, um den Schaden zu reparieren. Was er wirklich getan hat.
Sonst könnten Sie’s nicht lesen.