Weihnachten in STP
Text
Roul Starka
Ausgabe
Weihnachten, alles war Märklin und Karpfen und Carrera, Oma und Eierlikör, Bruder, Schwester, Tannenbaum. Der Höhepunkt war das Läuten der Weihnachtsglocke, es klingelingte verlässlich.
Was uns natürlich schon seit Jahren aufgefallen war, dass meine Mutter immer kurz vor dem Zeitpunkt des Klingelns in die Küche musste, den Kuchen oder sonst was im Rohr anschauen. Wir waren schon alle über 20, als wir wie jedes Jahr, hochrot und festlich im Gesicht, unsere Mutter lachend fragten, ob sie denn nicht kurz in die Küche müsse, den Kuchen anschauen. Doch die milde lächelnde Mutter meinte, nein, müsse sie nicht, sie habe erst vor kurzem nachgeschaut, es sei alles bestens. Ein „Aha…“ ging durch das hübsch verteilte Reisig, der Oma klebte der dritte Eierlikör auf den Oberlippen, alles kekserlte und bröselte aufgeregt.
Ich sehe es noch ganz genau, die Mama lehnte entspannt am Türstock zum Vorzimmer, leuchtend roter Lippenstift, abwechselndes Oma-Mund-Abwischen von uns „Kindern“, der liebe Onkel Jupp, Mamas Lebensgefährte, sprach ein „Jo jo“, und: Es klingelte. Oma hörte zu kauen auf, alle sahen zur Mama und sagten leise: „Mama…?“ „Ja?“, lächelnd das Christkind, die Mama. „Ja, aber, du bist ja da?!“ „Ich bin immer da, bin ja eure Mutter!“, lachte die Mutter. Und es klingelte wieder und wieder, klingeling, ich schwöre es, die Glocke machte „Klingeling“. Wir alle sahen der Mama in ihre glitzernden Augen, gerade waren wir noch Mitte 20 und ganz furchtbar erwachsen, nie wieder war der Raum so voller staunender Kinder.
Jahre später gestand mir meine Mutter, dass es ein heimlich konstruierter Seilzug gewesen ist. Oder ein Draht zum Christkind, das glaube nämlich ich, euer Roul.
Was uns natürlich schon seit Jahren aufgefallen war, dass meine Mutter immer kurz vor dem Zeitpunkt des Klingelns in die Küche musste, den Kuchen oder sonst was im Rohr anschauen. Wir waren schon alle über 20, als wir wie jedes Jahr, hochrot und festlich im Gesicht, unsere Mutter lachend fragten, ob sie denn nicht kurz in die Küche müsse, den Kuchen anschauen. Doch die milde lächelnde Mutter meinte, nein, müsse sie nicht, sie habe erst vor kurzem nachgeschaut, es sei alles bestens. Ein „Aha…“ ging durch das hübsch verteilte Reisig, der Oma klebte der dritte Eierlikör auf den Oberlippen, alles kekserlte und bröselte aufgeregt.
Ich sehe es noch ganz genau, die Mama lehnte entspannt am Türstock zum Vorzimmer, leuchtend roter Lippenstift, abwechselndes Oma-Mund-Abwischen von uns „Kindern“, der liebe Onkel Jupp, Mamas Lebensgefährte, sprach ein „Jo jo“, und: Es klingelte. Oma hörte zu kauen auf, alle sahen zur Mama und sagten leise: „Mama…?“ „Ja?“, lächelnd das Christkind, die Mama. „Ja, aber, du bist ja da?!“ „Ich bin immer da, bin ja eure Mutter!“, lachte die Mutter. Und es klingelte wieder und wieder, klingeling, ich schwöre es, die Glocke machte „Klingeling“. Wir alle sahen der Mama in ihre glitzernden Augen, gerade waren wir noch Mitte 20 und ganz furchtbar erwachsen, nie wieder war der Raum so voller staunender Kinder.
Jahre später gestand mir meine Mutter, dass es ein heimlich konstruierter Seilzug gewesen ist. Oder ein Draht zum Christkind, das glaube nämlich ich, euer Roul.