MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 10/2007
In der Dank keine Kategorie ist. Anstatt Andreas Pesl zu danken, dass er vor zehn Jahren auf eigenes Risiko das Kultur- und Filmfestival gegründet und seither hunderttausende (!) Besucher in die City gelotst hat, wird er laufend geprügelt und vor seiner Vertragsverlängerung wie von Geiern beäugt. So hatten sich im 1. Jahr die St. Pöltner Wirte noch geziert „weil des jo eh nix wird.“ Als es dann doch was wurde und man ein Geschäft witterte, war plötzlich die Rede von der Wiener Wirtemafia. Pesl, immer konsensorientiert, holte die Wirte rein. Dafür wollen sie jetzt, vor Pesls Vertragsverlängerung, mitreden und drohen – sollte ihren Vorstellungen nicht entsprochen werden – mit Boykott. Grotesk! Ebenso wie das Verhalten des cinema paradiso. Zu Beginn des Festivals noch gar nicht existierend, machte man, kaum eröffnet, dagegen mobil, bis Pesl – auch nach politischem Druck – das Paradiso auf den Platz ließ. Der Dank: Die Gourmetmeile wird vom Kino nicht einmal erwähnt, das Festival als eigenes ausgegeben, und jetzt möchte man sogar noch mehr Platz! Na Danke!
In der man sich laufend um eine Verbesserung der Radwegesituation bemüht. So ist das Radln in der FUZO gestattet, eine Reihe von Einbahnen wurde für die Pedalisten geöffnet. Soweit so gut, nur - man kanns auch übertreiben! Die neuesten „Radwege“, wo man als Radfahrer quietschkommod gegen die Einbahn düsen darf, scheinen nämlich eher darauf abzuzielen, die Zahl der Drahteselfetischisten wieder zu dezimieren. Wenn man etwa weiß, wie beliebt die wunderbare S-Kurve in der Lederergasse bei verhinderten Niki Laudas und Schuhmachers ist, bleibt es ein Rätsel, warum man in dieses Inferno jemand auf zwei Rädern in Gegenrichtung(!) hineinschickt. Wer sich darauf treuherzig einlässt, muss definitiv lebensmüde sein. Die Kurve ist extrem gefährlich, weil die Fahrbahn eng ist, die Autofahrer schnell dran und man einfach nicht aussieht - schon gar keine Pedalisten, mit deren Entgegenkommen man sicher nicht rechnet! Das gilt auch für Autos, die dort legal parken dürfen. Wenn Sie einen Parkschaden provozieren wollen - in der Teufelskurve sind sie richtig!
In der es doch glatt ein St. Pölten Lied mit einängiger Melodie gibt, das kaum jemand kennt. Dieses verborgene Kulturgut wurde zum Glück von der „Big in Japan“ Reisegruppe beim Besuch der Partnerstadt Kurashki ausgegraben, womit hoffentlich ein Revival ausgelöst wird. 1. Strophe: Du reiche Stadt im alten Gau, vom Steinfeld bis zum Ötscher fern, vom Wienerwald bis zur Wachau, bist Mitte du, des Landes Kern. 2. Barocke Bauten wahren noch Vergangenes wie der Römerstein. Mit Schloten, Häusern, Türmen doch fügst du der neuen Zeit dich ein. 3. Vorm Häusermeer grünt dir das Land mit Flur und Feld, voll Fleiß bestellt, und Bahnen, Sraßen ziehn als Band, das fernsten Ländern dich gesellt. Refrain: St. Pölten schöne Traisenstadt, du machst die Bürger weit und frei. Wohl dem, der dich als Heimat hat, du Sinnbild unserer neuen Zeit! Na bitte sehr: Wir fordern umgehend die Aufnahme des Liedes in den Volksschulunterricht sowie ein Absingen bei allen Stadtfeiern!