MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 09/2009
In der am 16. September der Euro Bus in St. Pölten Station macht, wo man good old Schillinge in wertvolle Euro umtauschen kann. Das an sich wäre noch keine großartige Meldung wert, tourt der Eurobus doch alljährlich durch die Lande. Der wahre „Skandal“ liegt in dem Umstand begraben, dass man diesmal zum letzten Mal beim Bus und bis 30. September in den Stellen der Nationalbank den legendären 20 Schilling Schein mit dem Konterfei von Carl Ritter von Ghega umtauschen kann! „Aber wie ist das möglich?“, rufen wir empört aus, liegen uns doch noch die Schalmeien-Töne anlässlich der Euroeinführung anno dazumal im Ohr, als man den Bürgern wortwörtlich hoch und heilig versprach, dass sie ihre Schillinge ewig umtauschen können. Ja, EWIG! Schon damals hegten wir ob dieser vollmundigen Ansage unsere Zweifel. Aber dass die Ewigkeit – zumindest jetzt einmal für Carl Ritter von Ghega – von so kurzer Dauer ist, wirkt einigermaßen konsternierend. Na hoffentlich ist es im Fall der Kirchenankündigungen in Sachen Ewigkeit anders... In der einige Anrainer des Hafingerwegs sich allen Ernstes darüber beklagen, dass der LUP-Bus DURCH die Siedlung fährt, anstatt daran vorbei. Eine eigene Unterschriftenliste wurde aufgelegt, es wird gar mit Sitzstreik gedroht, Worte wie „Schwerverkehr“, „Durchdonnern“ etc. schwirren durch den Raum. Für andere Siedlungsbewohner, wie etwa jene in Weitern, die sich sehnlichst einen LUP-Anschluss wünschen, mag dies wie eine Provokation klingen. Für jene Menschen am Hafingerweg und in der Mittelgasse, die den LUP nutzen, sowieso. Und jenen, die an Straßen wohnen, nah der Autobahn oder der Eisenbahn, in der City, wo es den Anlieferverkehr, Märkte und Feste gibt, oder im Süden, wo die Festivals über die Bühne gehen, entlockt diese Aufregung ohnedies nur ein müdes Lächeln. Aber vielleicht hat jemand ja vergessen, den Unterzeichnenden mitzuteilen, dass wir in einer Stadt leben?! Wenn sie die Ruhe des Landes suchen (Achtung: böse Mähdrescher, Sauställe & Co.!) , dann sollten sie dort auch hinziehen. Sie müssen ja nicht unbedingt den Bus nehmen. In der Gott gerade auf Werbetour ist. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man durch die Straßen St. Pöltens fährt. Da erfahren wir etwa auf einem 24 Bogen-Plakat „Jesus Christus war ein Mann des Volkes nicht der Kirche.“ Aha! Die Kirche wiederum, in dem Fall die römisch-katholische, fährt eine neue Kampagne unter dem Motto „Momente, in denen ich dir ganz nahe bin...“. Absender dieser Zeilen ist aber nicht etwa der Bischof, sondern Gott höchstpersönlich! Der spricht über die Plakate zu uns, steht da doch z. B. „...wenn du eine zweite Chance brauchst. Ich bin immer da. Gott.“ Na nicht schlecht. Da hat offensichtlich jemand einen direkten Draht nach ganz oben. Gott kann oder will sich ob soviel „Gris“ um seinereiner jedenfalls gar nicht wehren – so wie unsere Kinder übrigens. Für die hat jetzt der Landeshauptmann die Stimme ergriffen, prangte doch auf Plakaten. „Im Namen unserer Kleinsten: Eine großes Dankeschön an die Unterstützer.“ Und zwar jene der  Aktion Schutzengel. Selbst da gehts also um Heiliges! Den lieben Gott freuts – hat er mir grad geflüstert...