Optimismus, dieser Tage
Text
Michael Müllner
Ausgabe
02/2025
Ich will ja gar keine Kolumnen mehr schreiben, weil der ganze Irrsinn, über den ich mich heute aufrege, mit hoher Gefahr morgen schon eine lächerliche Lappalie sein wird. Zählt das schon als Optimismus?
Dass es mich morgen schon nicht mehr aufregen wird, dass ich im Eiscafé im Traisenpark 6,70 Euro für einen kleinen Apfelsaft-Gespritzt zahle? Und ich Depp gebe noch zwei Euro Trinkgeld, weil zwei Kugerl Eis, zwei Cappuccino, ein kleines Getränk, da simma nicht so. Und dann schau ich auf die Rechnung und denk mir: Moment, das muss ein Fehler sein. Nein, das stimmt schon so, erklärt man mir ohne mit der Wimper zu zucken. Sogar noch ein bisserl regungsloser, als der Servier-Roboter beim XXXLutz-Restaurant.
Um auf andere Gedanken zu kommen, schau ich den Livestream der Gemeinderatssitzung vom 24. Februar nach. Warum viele Menschen in diesem Land mit „der Politik“ ein Problem haben? Dort liefert die bürgernahe Micky-Maus-Ebene ein paar Antworten. Eigentlich geht es um die Frage, welche Aufgaben unsere Stadtverwaltung erfüllen soll und wie das finanziert wird. Die einen meinen aber, die allein regierende SPÖ würde das Geld der zukünftigen Generationen mit beiden Händen für „Prestigeprojekte“ rausschmeißen. Die anderen meinen, die Opposition würde die Stadt ja nur schlechtreden wollen. Tatsächlich geht es also um den mangelnden Respekt vor den anderen, die genauso gewählt sind, wie man selbst. Das wirkt schon auch herablassend, präpotent, kindisch, beleidigt. Immerhin, jetzt bin ich aufgewärmt und wage mutig einen Blick auf die Niederungen der Weltpolitik.