Chicken
Text
Althea Müller
Ausgabe
Ich will eine Selbsthilfegruppe für gestresste Frauen gründen. An Teilnehmerinnen, die sich im Spagat zwischen Job, Weiterbildung, Familiengründung, Suchenach- Kate-Moss-Lookalike-Fetzen, Sit-Ups, Selbstfindung und Wäschwaschen fast zerreißen, würde es wohl nicht mangeln. Und sicher könnten wir uns gegenseitig Kraft geben für den Alltag und eventuelle Peaks, die mit Grippe, Kindertaufen und Urlaubssperren zu tun haben. Wir brauchen nur einen wöchentlichen Fix-Termin für unsere Treffen, um den Vereinsraum anzumieten. Ich telefoniere meine Freundinnen durch. Und erfahre: M könnte am Samstag untertags, weil da die Oma auf die Kleine schaut, ah ja und beim Stiefelkönig ist Sale. S könnte am Dienstag nach dem Fitnesscenter oder mit viel Bauchweh am Freitag Nachmittag, falls keine Überstunden anstehen, und die Katze gehört endlich sterilisiert. T ist begeistert, könnte sich den kompletten Donnerstag Abend dafür freischaufeln, kann aber nichts versprechen, ja und der Angetraute hat Halsweh. R möchte auf jeden Fall dabei sein, weiß nur nicht, ob sie vor Mai Zeit dafür findet, außerdem muss sie beim Auto das Pickerl machen lassen, übrigens, und Mittwoch ist allgemein kein guter Tag. K wäre theoretisch interessiert, glaubt aber nicht, dass irgendein Abend außer Sonntag auch nur ansatzweise möglich wäre, da am Donnerstag die Putzfrau kommt und überhaupt. Ich könnte nur montags, abgesehen davon muss ich zum Friseur und habe ich eigentlich schon den Steuerausgleich gemacht? Falls nicht, sollte ich das gleich mal tun. Warum raucht mein Handy? Über was haben wir gleich noch gesprochen? Ach was. Rufen wir uns im April wieder zusammen. Ja. Bussi.