Die Wahl in den Zeiten Coronas
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Okay, okay, ich geb‘s zu: Natürlich ist der Titel von Gabriel García Márquez‘ Roman „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ abgekupfert. Dort verschafft sich eine Liebe über alle Hindernisse hinweg am Ende des Tages doch ihr Recht und das Paar tuckert auf einem Dampfschiff unter Quarantäne-Flagge selig in den ewigen Sonnenuntergang. Nun wollen wir uns eine ewige Fahrt in Bezug auf Corona gar nicht erst vorstellen (dem Virus schleudern wir eher das neue geflügelte Wort, verzeihen Sie den Ausdruck, „Schleich di, du Oaschloch“ entgegen), aber auch die Gemeinderatswahl im Jänner wird hoffentlich die ihr gebührende Aufmerksamkeit bekommen, denn merke: Es gibt ein Leben nach Corona! Die Welt, und somit die Stadt, drehen sich weiter, und wie man auf die vielen – durch die Pandemie nicht leichter gewordenen – Herausforderungen der Zukunft antwortet, wird auch am 24. Jänner mit entschieden.
Für die Wahlwerbenden wird es diesmal ohnedies schwer, ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Klassisches Klinkenputzen und Hausbesuche fallen aufgrund der Ansteckungsgefahr praktisch flach (außer man nimmt sein Desinfektionsmittel gleich selbst mit und weiß sich durch die Maske hindurch deutlich zu artikulieren, was manchem Mandatar aber bereits ohne bisweilen schwerfällt). Auch allzu exzessive Stadtguerilla-Aktionen, wo einem Luftballons bis Kulis aufgedrängt werden, scheinen kaum möglich zu sein. Ganz abgesehen davon, dass die eisigen Wintertemperaturen nicht gerade zum Verweilen und zu Diskussionen (auch wenn diese heiß hergehen mögen) einladen. Ja, selbst breit angelegte Plakatkampagnen fallen angesichts Lockdowns und verwaister Straßen eher in die Kategorie „Perlen vor die Säue werfen“.
Hätte man den Wahltermin dann nicht später ansetzen können, nörglen manche. Vielleicht sind wir da aber (Gott behüte!) schon im dritten Lockdown – who knows? Den kleineren Parteien wärs natürlich recht gewesen – Namedropping wird ob des kurzen Wahlkampfes schwierig. Das Lamentieren darüber ist allerdings wehleidig bis scheinheilig, denn dass Taktikfuchs Stadler diesen Joker ziehen würde, kam nun wahrlich nicht überraschend. Neos und Grüne, welche frei nach dem weihnachtlich passenden Motto „Alle Wahlen wieder“ mit einer komplett neuen Mannschaft antreten, haben die rechtzeitige Vorbereitung schlicht verschlafen. Und das augenrollend-moralintriefende Lamento „Aber wie kann man nur mitten in dieser Krise zu den Urnen rufen“ … nun gut, das haben bitte die Amis mit über 100 Millionen Wählern auch geschafft – also – äh, zumindest versucht ... Wie auch immer, Hand aufs Herz, liebe Politiker: Wer frei ist vom Ausnutzen taktischer Vorteile, werfe den ersten Stein. Na eben!
Eines zeichnet sich freilich schon jetzt ab und ist als äußerst positiv zu bewerten: Der neue Gemeinderat dürfte frischer, bunter und vor allem weiblicher werden. Man mag jetzt von Symbolpolitik sprechen, wenn sowohl SPÖ als auch ÖVP auf Listenplatz zwei jeweils eine Frau nominieren (die Grünen gehen überhaupt gleich mit einer Spitzenkandidatin ins Rennen) – aber im Sinne eines Bekenntnisses ist das ein durchaus wichtiges Signal. Und man wünscht auch den Neos viel Glück, dass sie den Einzug schaffen – erstens im Sinne der Pluralität, und zweitens, weil der Spitzenkandidat Kabarettist und scharfsinnig-humorvoller Beobachter ist. Böse Geister meinen ja, damit braucht er gar nicht erst die Bühne zu wechseln. Nun, eine Prise Humor anstelle von verbissener Rivalität und kleinkarierter Linientreue kann dem Gemeinderat gar nicht schaden. Gibt gerade eh nicht allzuviel zu lachen.
In diesem Sinne: Gehen Sie zur Wahl! Bei einem mulmigen Gefühl nutzen Sie die Möglichkeit der Briefwahl. Es wird schon kein „Irrer“ noch während der Auszählung, wenn das Ergebnis für ihn passt, verlangen, selbige sofort einzustellen. Wobei … in Zeiten der „neuen“ Normalität scheint nichts mehr normal zu sein. Wie wusste schon Joachim Ringelnatz: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“
Für die Wahlwerbenden wird es diesmal ohnedies schwer, ihre Botschaften unters Volk zu bringen. Klassisches Klinkenputzen und Hausbesuche fallen aufgrund der Ansteckungsgefahr praktisch flach (außer man nimmt sein Desinfektionsmittel gleich selbst mit und weiß sich durch die Maske hindurch deutlich zu artikulieren, was manchem Mandatar aber bereits ohne bisweilen schwerfällt). Auch allzu exzessive Stadtguerilla-Aktionen, wo einem Luftballons bis Kulis aufgedrängt werden, scheinen kaum möglich zu sein. Ganz abgesehen davon, dass die eisigen Wintertemperaturen nicht gerade zum Verweilen und zu Diskussionen (auch wenn diese heiß hergehen mögen) einladen. Ja, selbst breit angelegte Plakatkampagnen fallen angesichts Lockdowns und verwaister Straßen eher in die Kategorie „Perlen vor die Säue werfen“.
Hätte man den Wahltermin dann nicht später ansetzen können, nörglen manche. Vielleicht sind wir da aber (Gott behüte!) schon im dritten Lockdown – who knows? Den kleineren Parteien wärs natürlich recht gewesen – Namedropping wird ob des kurzen Wahlkampfes schwierig. Das Lamentieren darüber ist allerdings wehleidig bis scheinheilig, denn dass Taktikfuchs Stadler diesen Joker ziehen würde, kam nun wahrlich nicht überraschend. Neos und Grüne, welche frei nach dem weihnachtlich passenden Motto „Alle Wahlen wieder“ mit einer komplett neuen Mannschaft antreten, haben die rechtzeitige Vorbereitung schlicht verschlafen. Und das augenrollend-moralintriefende Lamento „Aber wie kann man nur mitten in dieser Krise zu den Urnen rufen“ … nun gut, das haben bitte die Amis mit über 100 Millionen Wählern auch geschafft – also – äh, zumindest versucht ... Wie auch immer, Hand aufs Herz, liebe Politiker: Wer frei ist vom Ausnutzen taktischer Vorteile, werfe den ersten Stein. Na eben!
Eines zeichnet sich freilich schon jetzt ab und ist als äußerst positiv zu bewerten: Der neue Gemeinderat dürfte frischer, bunter und vor allem weiblicher werden. Man mag jetzt von Symbolpolitik sprechen, wenn sowohl SPÖ als auch ÖVP auf Listenplatz zwei jeweils eine Frau nominieren (die Grünen gehen überhaupt gleich mit einer Spitzenkandidatin ins Rennen) – aber im Sinne eines Bekenntnisses ist das ein durchaus wichtiges Signal. Und man wünscht auch den Neos viel Glück, dass sie den Einzug schaffen – erstens im Sinne der Pluralität, und zweitens, weil der Spitzenkandidat Kabarettist und scharfsinnig-humorvoller Beobachter ist. Böse Geister meinen ja, damit braucht er gar nicht erst die Bühne zu wechseln. Nun, eine Prise Humor anstelle von verbissener Rivalität und kleinkarierter Linientreue kann dem Gemeinderat gar nicht schaden. Gibt gerade eh nicht allzuviel zu lachen.
In diesem Sinne: Gehen Sie zur Wahl! Bei einem mulmigen Gefühl nutzen Sie die Möglichkeit der Briefwahl. Es wird schon kein „Irrer“ noch während der Auszählung, wenn das Ergebnis für ihn passt, verlangen, selbige sofort einzustellen. Wobei … in Zeiten der „neuen“ Normalität scheint nichts mehr normal zu sein. Wie wusste schon Joachim Ringelnatz: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.“