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Text
Tobias Zuser
Ausgabe
Man brüstet sich und wird gebrüstet: Die Generation des Computer-Zeitalters, die Generation des bahnbrechenden Fortschritts und die Generation des unüberschaubaren Multimedia-Overflows. Und wir, die Experten, die allzu gern ob der unqualifizierten Aussagen von Laien verständnislos die Köpfe schütteln, kommentieren es am liebsten mit einem überlegenen Lächeln, wenn ein Fach-Vokal von einem Älteren / Jüngeren wieder gnadenlos durch den Fleischwolf gedreht wird. Und doch haben wir die Realität genauso verdrängt, wie die Politik die Vernunft, die Medien die Objektivität und die Werbung die Willensfreiheit. Denn die nächste Außenseiter-Generation hat sich schon längst herauskristallisiert – und dieses Mal trifft es sie wirklich hart. Während es die Zwölfjährigen bestens verstehen uns mit ihren chiffrierten Dialogen und ihren großkotzigen Lebern ordentlich einzuschüchtern, haben wir vor allem mit den verächtlichen Blicken der „Flower-Power-Zeitzeugen“ zu kämpfen, die uns mit wahrem Genuss verständlich machen, wie qualitativ minderwertig sich unsere Musik im Vergleich zu den perfekt arrangierten Songs ihrer Tage anhört. Außerdem grenzt es ja fast schon an Blasphemie die CD auf irgendeine Weise mit Vinyl zu vergleichen, oder? Tja, was bleibt uns, den schwarzen Schafen der Gesellschaft, da anderes übrig als uns zurückzuziehen, uns klingende Namen wie „Subkultur“ oder „Szene“ zu geben und unaufhaltsam der größten Strafe des Ältwerdens entgegen zu driften: der gesellschaftlichen Isolation. Ob das alles irgendwann eskalieren wird? Naja, solange wir keine Karikaturen davon machen...